Inhalt:Die Zivilisation wie wir sie kennen, ist quasi Geschichte. Alles liegt in Schutt und Asche. Am Ufer der Themse berichtet der britische Wissenschaftler Reddin, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte. Angefangen hat alles kurz nach Ende des 2. Weltkrieges, als einige Staaten Superhelden-Programme starteten, die Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten erschaffen sollten, die dann die Welt beschützen würden. Doch die Hybrid-Wesen die sie erschufen, hatten eine gänzlich andere Vorstellung von Moral...
Schreibstil & Artwork:Fans wissen, das die Werke von Warren Ellis ohne Ausnahme anders sind und der britische Starautor gerne mit Klischees bricht, während er sich in seinen Geschichten mit sehr kontroversen Themen auseinander setzt. Dabei greift er nicht nur gerne zu bitterbösem (britischen) Humor, sondern auch oft zu enormer Gewaltdarstellung, die er ebenso bewusst überzeichnet. "Supergod" nimmt dabei einmal mehr Superhelden respektive das Superhelden-Genre ins Visier und hält dem Leser sehr intensiv vor Augen, wie unsere menschlichen Moralvorstellungen - ohne die in unseren Zivilisationen und Kulturen ein vernünftiges miteinander leben ganz klar nicht möglich wäre - eben nicht auf jedes Wesen abzufärben sind. Ellis zeigt ganz deutlich, wie menschliche Moralvorstellungen bei übernatürlichen und technisch veränderten Wesen, die nahezu gottgleich sind, eben anders oder zu weilen gar nicht greifen und was letztendlich die Konsequenz daraus ist, das man nicht jedem Wesen diese Moralen aufzwingen kann (in diesem Fall eben die Zerstörung der Welt). Im Grunde genommen zeigt "Supergod" das große Macht eben auch dazu verleitet, diese zu missbrauchen und dabei ist es dann egal, wie nobel und edel die ursprüngliche Intention gewesen ist, wenn das Resultat vernichtend ausfällt. Hier kommt auch wieder die oben bereits erwähnte enorme Brutalität ins Spiel, denn auch wenn die Intention gut ist, ist ein Blutbad immer noch ein Blutbad. Darüber hinaus zeigt Ellis auch sehr glaubwürdig, was aus der Neugier der Menschen entstehen kann. Gemeint ist hier die technische Neugier in Sachen Fortschritt, mit der wir immer wieder unsere eigenen Vernichtungsmöglichkeiten erschaffen. Die gesamte Geschichte wird aus der Sicht des Wissenschaftlers Simon Reddin erzählt, der an den Ufern der Themse inmitten des zerstörten Londons sitzt und einem amerikanischen Kollegen über Videogerät alles erzählt. Dadurch bekommt die Erzählung eine gewisse Distanz, die mir persönlich aber sehr gut gefällt. Außerdem bekommt die Geschichte dadurch eine Art Erzählerstimme, einen Off-Kommentar, der die Story fast schon wie eine Dokumentation wirken lässt.
Die spannende Erzählung wird dann von den unglaublichen Artworks von Garrie Gastonny in Bildern präsentiert. Gastonny liefert sehr realistische Illustrationen ab, die alle Aspekte der Geschichte und des Settings perfekt transportiert. Die einzelnen Panels sind sehr detailliert und oft auch sehr actionreich inszeniert. Das auch bei Gewalt und Brutalität kein Halt gemacht wird, ist bei Ellis eh kein Wunder und so transportiert der Zeichner das ebenfalls exakt. Oft ist es sogar so, das die Artworks mehr erzählen, als der Text und so ergänzen sich beide Elemente quasi perfekt.
Fazit:"Supergod" ist ein weiterer Genie-Streich von Meister Warren Ellis. Fans des Meisters - und davon gibt es sicherlich nicht wenige - kommen hier voll auf ihre Kosten, aber wer Ellis kennt, der weiß auch woran das liegt. Der Autor bricht gerne mit Klischees und reibt es dies seinen Lesern unter die Nase, was nicht jedem Comic-Leser gefallen dürfte. Wie auch immer, Supergod ist spannende, actiongeladene und gleichsam beängstigende Comic-Lektüre, die ganz im Zeichen von Ellis steht. Die Erzählung ist mitunter etwas distanziert, ob das gefällt ist stark vom persönlichen Geschmack abhängig. Alles in Allem auf jeden Fall ein sehr lesenswertes Meisterwerk.
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