Inhalt:

Die religiösen Spinner hatten allesamt Recht, die letzten Tagen sind angebrochen, das Ende ist nah. Na ja, ganz sicher kann man sich da nicht sein, aber die riesigen außerirdischen Lettern, die den Himmel an allen Winkeln der Erde beleuchten, könnten ein starkes Argument dafür sein ... Die Menschen in Amerika verfallen in Panik und pfeifen auf die Vorschriften der einst so mächtigen Lebensmittelbehörde FDA. Lebensmittel-Cops wie Tony Chu, der Bundesagent mit der manchmal hilfreichen, aber immer widerlichen Gabe, mit seinem übersinnlichen Gaumen psychische Visionen über den Ursprung seiner Nahrung heraufzubeschwören, kämpfen an allen Fronten, um dem Endzeitchaos beizukommen. Während alles drunter und drüber geht, Essverrückte Cholesterinamok laufen, Diktatoren zum Schlag gegen die freie Welt ausholen und die NASA die Aliens aus Area 51 rauskramt, plant Tonys Nemesis, der übergelaufene FDA-Agent Mason, seinen nächsten Schachzug.

Schreibstil & Artwork:

Chew scheint sich mehr und mehr zu einem Dauerbrenner zu entwickeln, was nach den ersten drei wirklich guten, wenn auch nicht ganz überragenden Bänden, sicherlich nicht verwunderlich ist. Auch der vierte Band, der quasi nahtlos an die Vorgeschichte anknüpft, glänzt einmal mehr mit einigen abgefahrenen und geschmacklosen Ideen und einer prinzipiell ansprechenden, wie komplexen Geschichte. Allerdings hat die Erzählung auch ein ganz kleines bisschen an Fahrt verloren und von meiner Seite aus, kommt dieser Band nicht ganz an die Vorgänger heran. Das liegt vor allem daran, dass diesmal viel um den heißen Brei herum geredet wird und Autor Laymon sich einfach zu viel Zeit lässt um es auf den Punkt zu bringen. Auch sind einige Elemente recht vorhersehbar, auch wenn sie vom Grundgedanke her, durchaus interessant erscheinen. Vielleicht benötigt die Reihe aber auch mal eine kleine Verschnaufpause, um neue Spannung aufzubauen, auch wenn es für meinen Geschmack zu langatmig wirkt. Auf der anderen Seite gibt es aber auch genug Action, die die Story wieder auflockert und die Spannungskurve hochtreibt. Das die Erzählung dabei immer eine Gratwanderung des "guten" Geschmacks ist, versteht sich bei Chew mittlerweile eigentlich von selbst.

Schön ist auch, dass der Autor die Charaktere mehr und mehr vertieft und plastischer macht. Gerade die Freundschaft zwischen Chu und seinem Partner wird hier intensiver beleuchtet, das ist gut, denn das verhindert das Chew zu einem gehaltlosen Comic ohne Geschmack verkommt, denn neben einer vielschichtigen Story, gibt es eben auch viel drum herum, das die Sache ausstaffiert. Darüber hinaus gibt es ein paar viel versprechende Ansätze für die Zukunft der Serie, deren Grundsteine in diesem Band gelegt werden.

Davon einmal abgesehen, wäre Chew auch nichts ohne die coolen Artworks von Guillory, die zwar immer noch dieselben sind, aber gerade deswegen so gut passen. Detaillierte und kräftig kolorierte Illustrationen, überzeugen mit abwechslungsreichen und rasant inszenierten Panels. Guillory spielt mit den ekelerregenden Szenen die Layman vorgibt und stellt diese sehr bildhaft dar - oder verzichtet darauf wenn es angebracht scheint - so das dies eben den Ekelfaktor noch erhöht.

Fazit:

Wer Chew bisher mochte, kommt an diesem Band nicht vorbei und muss sowieso weitermachen. Auch der vierte Band steht seinen Vorgängern eigentlich in nichts nach, nur das er ein kleines bisschen langatmiger erscheint, als die vorigen Episoden, aber das ist durchaus zu verschmerzen, denn ansonsten glänzt der Comic mit Komplexität und viel Gehalt. Die Artworks sehen dabei wieder phantastisch aus und geben keinen Grund zum meckern. So darf auch der vierte Teil in keiner "Comic-Sammlung des "guten" Geschmacks" fehlen. Neulinge fangen aber besser vorne an, weil das in diesem Fall einfach mehr Sinn macht. Sehr gut!