Links zur Rezension Inhalt:Ohne große Umschweife geht es im zweiten Band weiter und der Leser trifft zunächst auf Touna in der Steinzeit, die sich einem Wolfsrudel angeschlossen hat und auf diese Weise neue Jagdgründe für ihren Stamm erschließen kann. Doch ist es nicht nur das Wohlergehen ihres Stammes, das Touna antreibt, sondern vielmehr die Rache an Thar-Khan, der ihr großes Leid angetan hat und welcher spurlos verschwunden zu sein scheint.
Aber da wären auch noch die Geschehnisse um die Gruppe von Wissenschaftlern und Abenteurern um die Virologin Mara in der Gegenwart, die weiterhin auf der Suche nach der Ursache des Retrovirus sind. Ein uraltes Grab, in dem sie die von der Kälte konservierte Leiche eines ausgewachsenen Werwolfes und eine goldene Maske finden, bringt Mara bei ihrer Suche unversehens einen enormen Schritt weiter, scheint es doch eine Verbindung zwischen Gold und dem Virus zu geben.
In der Steinzeit kommt Touna auf die Spur von Thar-Khan, der mit seinem Klan die menschlichen Ansiedlungen in Sibirien terrorisiert und von mächtigen und einflussreichen Nachkommen träumt, die ihm allerdings verwehrt bleiben. Sie scheinen in jungen Jahren aus unerklärlichen Gründen zu sterben, da ihr Körper die Verwandlung in ein Wesen von Mensch und Wolf scheinbar nicht verkraftet. Es scheint allerdings eine Lösung zu geben, um den Prozess zu verhindern: Gold!
Das Auftauchen eines alten Schamanen im Camp der Wissenschaftler bringt Mara die Kenntnis des Platzes, wo vor tausenden von Jahren der Meteor vergraben wurde und in sich die Lösung verbergen könnte, um den Retrovirus aufzuhalten. Die Wolfsmenschen sind allerdings auch nicht untätig und bereiten sich vor, um ihr Heiligtum zu schützen. In der Steinzeit hingegen kann sich Touna das Vertrauen von Thar-Khan erschleichen und wartet auf ihre Gelegenheit ihn umzubringen.
Und so dreht sich gegen Ende des Bandes alles um den mysteriösen Monolithen, der sich vor über 50.000 aus dem All in die gefrorene Ebene Sibiriens bohrte und der Ausgangsort für die merkwürdigen Mutationen ist. Schreibstil & Artwork:Der italienische Szenarist Patrick Galliano wurde 1953 geboren. Nach einigen Jahren beim Fernsehen, arbeitet er ab 1984 als Journalist am „Journal de Mickey“ und an „Pif“ mit, wo er die ersten Szenarien für Comicserien schrieb. Im Jahr 1988 erschienen bei „Les Humanoides Associés“ der Band „Cia Jessica“, für das er das Szenario geschrieben hat und der von Laurent Theureau gezeichnet wurde (deutsch bei Carlsen) und der erste Band von „Roxalane“ (deutsch bei Arboris), einer heroischen Fantasy Tetralogie, die von Boro Pavlovic in Bilder umgesetzt wird. Eine weitere Serie „Le Voleur de Proxima“ mit Barthélémi als Zeichner, sollte folgen.
Mit dem Zeichner Rolland Barthélémy beginnt Galliano 2002 die erfolgreiche Serie „Lothario Grimm“. Im Jahr 2004 erschien der erste Band der Serie „Stellaire“, die er zusammen mit Sylvaine Corgiat schrieb und die von Alberto Ponticelli und Christelle Pécout gezeichnet wurde. 2006 schrieb er, wieder zusammen mit Sylvaine Corgiat für eine weitere Serie: „Nétéritès“, die bei Les Humanoides Associés erscheint, und bei der Chris Cross als Zeichner fungierte.
Im zweiten Band nimmt Galliano den Handlungsfaden ohne große Unterbrechungen wieder auf und jongliert weiterhin mit seinen beiden Erzählebenen, die sowohl in der Steinzeit, als in der Gegenwart spielen. Befasste sich die bisherige Handlung in der Gegenwart noch recht wissenschaftlich mit dem Werwolf-Mythos, so scheint es, als gleite Galliano im zweiten Band ein wenig zu sehr ins „Feinstoffliche“ ab und belädt sein Szenario mit reichlich Mystik, unterschwelliger Symbolik und sogar noch mit einem alten Schamanen, die es eigentlich in dieser Form nicht notwendig hätte. Hier wäre sicherlich die Fortführung des recht geschickt und subtil inszenierten Horrors glaubwürdiger gewesen, als die nicht immer gänzlich bekömmliche Mischung aus kruder Esoterik und moderner Wissenschaft. Was dem Szenario allerdings gut gelingt, ist die glaubwürdige Darstellung seiner Protagonisten, die durch den Wechsel der Zeitebenen den Spannungsbogen aufrechterhalten.
Der italienische Zeichner Mario Milano wurde am 08.09.1968 in Foggia geboren, wo er noch heute lebt und arbeitet. Nachdem er 1992 die Akademie der schönen Künste in seiner Geburtsstadt mit einem Diplom in „Scenographie“ verlies, begann er für verschiedene Comic-Fanzines zu arbeiten. Es sollte allerdings noch bis 1994 dauern, als er seine Karriere als professioneller Comiczeichner bei dem Verlag „Sergio Bonelli Editore“ startete, wo er an der Serie „Zona X“ mitarbeitete. Von 1999 an gehörte Milano unter anderem zu den Zeichnern der Serie „Nick Raider“ und „Magico Vento“.
Sein erstes Album der Serie „Tex“ wurde 2006 veröffentlicht und im Juni 2008 erschien mit „Touna Mara“ das erste französische Album von Mario Milano bei Les Humanoides Associés, dessen Szenario von Patrick Galliano stammte und dessen zweiter Band 2009 erschien und damit diese Mini-Serie beendete. Der erste Band der neuen Serie „La Compagnie des ténèbres“ erschien im Oktober 2010 bei Glénat und setzte die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Patrick Galliano und Mario Milano fort.
Bereits zum ersten Band habe ich mich positiv zu Mario Milano geäußert, der es als Newcomer schafft, recht routiniert seine Zeichnungen zu Papier zu bringen. Auch wenn er Hintergründe, Akteure und Perspektiven zwar klassisch und sehr gekonnt einsetzt, so zeigt sich doch an manchen Stellen ein wenig Nachlässigkeit in den Details. Hier und da wird Milano bei dem einen oder anderen Hintergrund etwas Nachlässig in der Ausführung oder es wird schlicht und ergreifend großzügiger koloriert. In einem angenehm realistischen Stil präsentiert er seine Protagonisten – egal ob Wissenschaftler in der Gegenwart oder Menschen der Steinzeit – die niemals gestelzt wirken. Zudem sorgt er auch mit der Darstellung von Erotik (bei denen sicherlich Milos Manara Pate stand) für einige zeichnerisch überaus gelungene Panels, die nie geschmacklos wirken. Qualität, Ausstattung & Übersetzung:Die Qualität des großformatigen Hardcoverband kann sich sehen lassen und steht mit ihrer soliden Verarbeitung als auch dem einwandfreien Druckbild den großen Verlagen in nichts hinterher. Das gewählte Cover mit der Protagonistin Mara bzw. Touna (die Ähnlichkeiten sind ja schließlich gewollt) und dem Wolfsmenschen Thar-Khan ist etwas reißerisch in seiner Aufmachung und mag – wenn man den Inhalt kennt – nicht so ganz zum Szenario passen. Hier hätte ich mir etwas Stilvolleres wie beim ersten Band gewünscht. In Sachen Ausstattung ist dieser Band etwas karg, doch wer es gerne etwas opulenter mag, dem sei die auf 222 Exemplare limitierte und nummerierte deutsche Hardcover-Luxus-Ausgabe mit Schutzumschlag und einem wunderschönen vom Künstler signierten Druck empfohlen. Die wiederum gelungene Übersetzung aus dem französischen stammt von Dr. Marcus Schweizer. Fazit:Überzeugte mich beim ersten Band noch die Mischung aus exotisch-mysteriösen Geschehnissen, wie dem Einsturz des Meteors in Sibirien, der neu interpretierte Mythos des Werwolfs und die gelungene Gedankenwelt der Wissenschaftler, so kann der zweite Band leider nicht unbedingt die Erwartungen erfüllen. Es scheint, als wolle Patrick Galliano sein Szenario mit zu vielen Effekten und Ideen voll stopfen um am Ende dann doch nur einen leidlich gelungenen Eintopf zu servieren.
War die Darstellung der Forscher bzw. Wissenschaftler im ersten Band noch glaubwürdig, so erinnern nunmehr einige Aussagen, wie beispielsweise über das Gold, welches den Stoffwechsel des Werwolfs beeinflussen soll, eher an Thesen, wie man sie von einem schlechten Heilpraktiker kennt. Auch der Schamane, der gegen Ende des Bandes aus dem Nichts auftaucht hilft nicht sonderlich den Endspurt des Szenarios genüsslicher zu gestalten. Hier wurden einige gute Ideen und Ansätze des ersten Bandes leider nicht überzeugend fortgeführt und so bleibt zwar einiges an guter Unterhaltung, die auch ansprechend in Szene gesetzt wird, aber auch an Enttäuschung über verpasste Möglichkeiten. |
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