Links zur Rezension Inhalt:Der rastlose Siegfried hat sich nach Vienna, der Hauptstadt des Königreiches Burgund, begeben, die von den Truppen der Sachsen bedroht wird. König Gunther wird von Hagen und seinem Bruder bedrängt die Stadt zu verlassen, so lange noch Zeit dazu ist. Doch Gunther will sich der alles entscheidenden Schlacht um sein Reich vor den Toren seiner Stadt stellen. Die Sachsen erreichen die Mauern der Stadt und der König der Sachsen lässt einen Jotun, ein gewaltiges magisches Wesen, frei welches das Tor der Stadt aufbricht. Es ist an Siegfried diese Bestie zu töten und dadurch die Sachsen zum Rückzug zu treiben. Nach der Schlacht wird er von König Gunther als Retter aufgenommen und Kriemhild, die Schwester des Königs, verliebt sich in den Helden der Schlacht.
Die anderen Akteure in diesem Reigen von Intrigen und Machenschaften kommen aber auch nicht zu kurz: Alberich befindet sich ebenfalls am Hofe von König Gunther und ist weiterhin auf der Suche nach dem Ring, den er bei Siegfried vermutet. Unterstützung findet er bei Hagen, dem Berater von König Gunther. Der Ring befindet sich allerdings weiterhin bei Brunhilde, die Wotan begegnet, der ihr den Ring abnehmen möchte. Doch Brunhilde bleibt standhaft und trotzt dem Ansinnen von Wotan, zumal er ihr die Unsterblichkeit nahm. In Asgard bereitet sich Fricka während der andauernden Abwesenheit von Wotan auf den sich abzeichnenden großen und vielleicht letzten Kampf vor. Die Elfen von Svartalfheim unter der Führung von Alvis geloben ihr die Gefolgschaft. Unterdessen nutzt Loki die Rückkehr von Balder in Asgard für ein leichtsinniges Versprechen, welches ihm Fricka gibt und das sich später noch als hoher Preis herausstellen soll.
Während die letzte und entscheidende Schlacht gegen die Sachsen im Burgunderreich noch nicht entschieden ist, Wotan in seiner Blindheit Rache an vermeintlichen Feinden nimmt, stürmt Hel mit ihrer Armee von Toten die Tore von Asgard. Alles scheint in Aufruhr und auch die weitere Schlacht gegen die Sachsen geht nicht spurlos an Siegfried vorbei. Der dunkle Plan von Loki scheint aufzugehen und auch Kriemhild muss das Herz von Siegfried durch einen Zaubertrank gewinnen, da seine Liebe ungebrochen Brunhilde gilt. Schreibstil & Artwork:Der Autor Nicolas Jarry wurde am 19.06.1976 in Rosny-sous-Bois, einem Vorort von Paris, in Frankreich geboren und wandert als Szenarist für Comics, sowie als klassischer Romanautor zwischen den beiden Genres. Seine erste große Romanproduktion hieß „Les Chroniques d'un guerrier Sînamm“, ein drei Bände umfassender Fantasy-Zyklus, der zwischen 2000 bis 2001 bei Editions Mnémos erschien. Beim renommierten „Festival du Film Fantastique“ in Brüssel lernte er Jean-Luc Istin kennen, mit dem der für den Verlag Soleil ab 2003 die Reihe „Les Brumes d'Asceltis“ und später „Les exilés d'Asceltis“ schuf.
Gemeinsam mit Autor France Richemond schrieb er an den beiden Bänden „Sphinx“ und „Le peuple de la mer“ mit, einer historisch-mythologische Saga die im Verlag Rocher veröffentlicht wurde. Als Autor ist er unter anderem aber auch an dem Band „L'essayeur des anneaux“ (dt. „Die Mär der Ringe“; Epsilon Verlag) beteiligt, die 2003 bei dem Verlag Delcourt erschien und die Geschichte von Tolkiens „Herr der Ringe“ satirisch aufs Korn nimmt, als auch an der Fantasy-Reihe „Les Contes de Brocéliande“, die als Comic seit 2004 im Verlag Soleil erscheint. Überaus umtriebig folgte 2003 die Reihe „Les Chroniques de Magon“ und 2005 der One-Shot „Maxime Murène“ für den Verlag Delcourt. Seine erste Zusammenarbeit mit Djief war bereits 2006 für den ersten Band von „Tokyo Ghost“.
Siegfried hat es als einsamen Helden nach Vienna, in die Hauptstadt der Burgunder verschlagen. Hier verlegt Jarry kurzerhand den klassisch-deutschen Handlungsort von Worms nach Burgund, wo Vienne, bzw. die als Vienna bezeichnete Stadt, als Hauptstadt des Burgunderkönigs Gunther dient. Tatsächlich wurde die Stadt ursprünglich von den Römern erbaut und wurde in der Römischen Kaiserzeit zweite Hauptstadt Südgalliens, in der zeitweilig die Kaiser Julian und Valentinian II residierten, wobei sich letzterer hier 392 das Leben nahm. Das mag für den deutschen Leser ungewöhnlich sein, aber vielleicht waren hier Jarry deutsche Quellen nicht hinlänglich bekannt..
Seine Kriemhild ist ein jugendlich-naiver Engel, der in seiner Schwärmerei Siegfried einen Trank verabreicht, der ihn seine geliebte Brunhilde vergessen lässt. Mit Gunther präsentiert er einen etwas farblosen König, der lediglich auf seinen eigenen Vorteil aus ist. Natürlich darf auch Hagen am Königshof nicht fehlen, doch all diese Figuren verfügen über eine allzu leichte, gewissermaßen französische Brise in ihren Charakterzügen. Das ist sicherlich nicht unbedingt negativ, drängt diese aber zu sehr in den Bereich der Fantasy, wo sich Jarry mit seinen anderen göttlichen Akteuren austobt, die damit beschäftigt sind die Tore Asgards zu verteidigen oder aber wie Wotan weiterhin auf der Erde zu wandeln. Lediglich Loki gibt in diesem Reigen einen Lichtblick, da er endlich seine Maske fallen lassen kann, um das Ende der Götter vorzubereiten.
Der Kanadier Jean-François Bergeron, dem Leser wahrscheinlich besser unter seinem Künstlernamen „Djief“ bekannt , wurde am 07.07.1971 in LaSalle (Québec) geboren. Von Beruf eigentlich Experte für Computer-Graphiken im 2D- und 3D-Bereich und Designer für Videogames, der lediglich in seiner Freizeit im Comic-Bereich arbeitete, hatte er 1989 sein Debüt in der neunten Kunst anlässlich eines Austauschs von kanadischen und belgischen Künstlern, die an dem Album „Villa Versa“ (Éditions Papyrus) arbeiteten. Zu seiner großen Überraschung gewann er hierfür 1990 in Charleroi (Belgien) einen Preis anlässlich des „6ième Concours International de Bande Dessinée“ und weitere Arbeiten im Comicbereich sollten folgten: Er arbeitete an den Alben „Ecran d'Arrêt“ und „Rêves“ mit, illustrierte einige kürzere Szenarios von André-Philippe Côté, zeichnete 1993 „La Voyante“ für den Verlag Falardeau und gründete mit seinen Freunden Éric Asselin und Philippe Girard das Comic-Fanzine „Tabasko!“.
Begeistert von moderner Technologie wirkte er 2002 wieder mit André-Philippe Côté an dem Multimedia-Comic „L'Oreille Coupée“ mit. Seit 2002 arbeitet er auch gemeinsam mit Szenarist Alcante (Didier Swysen) gelegentlich für das Comic-Magazin „Spirou“. 2005 wurde er Vollzeitmitarbeiter als Illustrator bei „Studio Grafiksismik“, einem Künstlerkollektiv in Quebec, welches sowohl im Bereich Comics, als auch Animation, Videospiele und Filmbereich tätig ist. Allerdings arbeitet Djief seit 2006 freischaffend weiter und produziert vorwiegend Zeichnungen für französischsprachige Comics in Europa, unter anderem für Soleil aber auch Glénat.
Mit jedem Band der Reihe ist Djief in seinen Ausführungen von Figuren, Landschaften und Hintergründen sicherer und selbstbewusster geworden. Schien er noch zu Beginn der Reihe ein wenig unschlüssig über seinen eigenen Stil für diese Reihe zu sein, so ist dieser nunmehr zweifelsohne zu erkennen. Der Seitenaufbau ist zunehmend moderner geworden und passt sich hervorragend dem Tempo des Szenarios an, welches sich nunmehr im vorletzten Band der Reihe mit zahlreichen parallel verlaufenden Handlungsfäden beschäftigen muss. Entsprechend positiv sind dabei auch die gewählten Perspektiven seiner Bilder, die ebenfalls immer recht passend in ihrer Auswahl ist.
Seine Figuren sind nicht überzogen realistisch in ihrer Ausarbeitung und haben immer wieder eine leichte Tendenz etwas zu stark nach Fantasy auszusehen. Ich hatte sie ja bereits in einer der letzten Rezensionen als irgendwie „typisch franko-belgisch“ beschrieben. Dafür macht Djief allerdings mit seinen dynamischen Bildern großer Schlachten und Kämpfe einiges wett, ebenso wie die Kolorierung von Olivier Heban immer wieder für ein wunderschönes Spiel von Licht und Schatten sorgt. Qualität, Ausstattung & Übersetzung:In Sachen Qualität kann der Splitter Verlag abermals mit einem einwandfrei verarbeiteten Hardcoverband aufwarten, der zudem durch seine tadellose Druckqualität besticht. In Sachen Ausstattung hätte es gerne etwas mehr sein können, zumal es immer wieder neue Akteure gibt, bei denen man gerne den Überblick behalten möchte und auch gerne etwas mehr erfahren hätte, so wie dies im ersten Band der Reihe der Fall war. Die makellose Übersetzung stammt erneut von Tanja Krämling. Fazit:Ich habe Jarry mit seinem Szenario stets dafür gelobt mit einer absoluten Selbstsicherheit dem doch leidlich schwer verdaulichen Stoff um die Sage des Ringes neues Leben einzuhauchen und den starren historischen Vorlage für Siegfried und den anderen Akteuren zu entkommen. Doch diesmal scheint ihm diese Leichtigkeit ein wenig zum Nachteil zu gereichen, ist mir doch das vermeintliche Intermezzo in Vienna zu oberflächlich geraten und birgt nichts von dem riesigen Potential, der diesem Stoff innewohnt. Vielmehr verzettelt sich Jarry im beginnenden epischen Kampf um Asgard und in der (zugegebenermaßen hier sehr gelungenen) Figur des Loki. Das ist alles recht spannend und mit zum Teil prächtigen Bildern ausgestaltet, doch ist es nunmehr auch ein Stück Beliebigkeit, mit den die mythologischen Versatzstücke eingesetzt werden, um den Spannungsbogen zu halten.
Jarry dürfte zudem mit diesem Band wohl endgültig den eingefleischten Anhänger des deutschen Nibelungenepos zu Tode entrüsten, doch macht es auch, bei aller Kritik am Szenario dieses Bandes, ziemlich viel Spaß dem absehbaren Ende der Geschichte zu folgen und die etwas ungewohnte Entwicklung der Akteure zu beobachten. Insgesamt also eine recht passable Fortführung der Handlung einer recht unterhaltsamen Reihe. |
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