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Der Heckenritter (George R.R. Martin) [Neuauflage]
Bewertung:
(4.1)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 06.03.2013
Autor:Ben Avery, Mike S. Miller, Mike Crowell
Übersetzer:---
Typ:Comic
System:---
Setting:Westeros (Lied von Eis und Feuer)
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3862015351 (Softcover), 978-3862015368 (Hardcover)
Inhalt:160 Seiten, Softcover
Preis:16,95 EUR
Sprache:Deutsch

Vorab:

Die folgende Review basiert zu großen Teilen auf meiner Review zur ersten Auflage des Comics, welches 2007 bei Panini erschienen ist. Der Grund ist einfach: die Neuauflage wurde nur in Details und in der Übersetzung angepasst, ansonsten sind die beiden Ausgaben relativ identisch. Die Neuauflage erscheint vor allem deswegen noch einmal, weil in Kürze der zweite Band der Reihe bei Panini erscheinen wird. Die alte Review wurde gegen diese aktualisierte ausgetauscht.

 

 

George R. R. Martin dürfte mittlerweile eine nicht mehr weg zu denkende Größe in der heutigen Fantasyliteratur sein. Sein literarisch höchst anspruchsvolles Epos „Das Lied von Eis und Feuer“ (engl. „A Song of Ice and Fire“) gehört zum Besten, was im Genre zu finden ist. Der vorliegende Comic basiert auf einer Geschichte, die auch in die „Lied von Eis und Feuer“-Welt gehört, jedoch gute 80 Jahre vor den Ereignissen des eigentlichen Romanzyklus spielt. Die Geschichte stammt aus einer Kurzgeschichtensammlung, die bis dato aus drei Stories besteht ("The Hedge Knight", "Sworn Swords" & "The Mystery Knight") und in verschiedenen englischen Anthologies erschienen sind ("Legends I & II", sowie "Warriors"). Die Kurzgeschichten gehören zum sogenannten „Dunk & Egg“-Zyklus. Eigentlich hatte George R.R. Martin noch einige weitere solcher Kurzgeschichten im "Lied von Eis und Feuer"-Setting geplant, bisher sind aber keine weiteren erschienen.

 

Erster Eindruck:

Auch bei diesem Fantasy-Comic hat Panini in Deutschland aus den sechs ursprünglich von Marvel America publizierten Einzelheften einen dicken, etwa 160 Seiten umfassenden Sammelband gemacht. Das ordentlich fest wirkende Softcover wird von einer schönen Zeichnung des Heckenritters Duncan geziert und sieht sehr gut aus. Das erste Durchblättern zeigt hübsch aussehende Hochglanzseiten im Inneren, die durch sehr eingängige Illustrationen bestechen.

 

Inhalt (Spoiler!):

Die Geschichte spielt wie gesagt lange vor der Romanreihe, in der sich das Land Westeros im Krieg befindet. Die Story dreht sich um Dunk, welcher der Knappe des Heckenritters Ser Arlan ist. Die Erzählung beginnt mit dem plötzlichen, natürlichen Tod des alten Heckenritters. Dunk weiß nicht so recht, was er tun soll, und entscheidet sich, das zu machen, was er sowieso tun wollte. Er wird ein Heckenritter und tritt in Ser Arlans Fußstapfen. So reitet er mit seinem wenigen Hab und Gut nachAshford, wo ein großes Turnier abgehalten wird. Dort will er sich seine Ritterschaft verdienen und ein richtiger Ritter werden. Heckenritter sind dies zwar dem Namen nach auch, doch sie sind in der Regel arm, ziehen durchs Land und verdingen sich bei den hohen Herren, die sie gut bezahlen.

Unterwegs trifft Dunk, der sich nun Duncan der Große nennt, auf den Jungen Egg, der unbedingt Duncans Knappe werden will. Dieser lehnt zuerst ab, nimmt den Jungen aber später doch unter seine Fittiche, nachdem dieser ihm heimlich gefolgt ist. Ein guter Zug, wie sich später herausstellen wird.

Außerdem verliebt sich Duncan in die schöne Puppenspielerin Tanselle. Als Prinz Aerion, einer der eher mißratenen Söhne des Herrscherhauses Targaryen, eines Abends brutal gegen Tanselle vorgeht, mischt sich Duncan, dem der Rittereid, die Schwachen zu beschützen, sehr am Herzen liegt, ein und verprügelt den Prinzen, was als Verbrechen gilt. Doch der junge Heckenritter hat sich bereits Freunde gemacht und so werden ihm nicht einfach ein Arm und ein Bein abgehackt – so wie es üblich wäre –, sondern er bekommt die Chance, mit einem sogenannten Gottesurteil seine Schuld zu begleichen. Nun benötigt er allerdings sechs andere Ritter, die mit ihm zusammen im „Urteil der Sieben“ gegen Prinz Aerion und seine Mitstreiter antreten. Es geht um Leben und Tod.

 

Schreibstil & Artwork:

Die Geschichte beruht auf der genannten Kurzgeschichte von George R. R. Martin und wurde in ganz hervorragender Art und Weise von Ben Avery ins Comicformat transportiert. Ben Avery ist im Comicbereich in vielen Bereichen tätig und versteht sein Handwerk. Für die zeichnerische Umsetzung war Mike S. Miller verantwortlich, der schon an Serien wie Wolverine, Savage Dragon und Adventures of Superman gearbeitet hat. Die Farben stammen von Mike Crowell.

Das Zusammenspiel aller drei Künstler schafft eine hervorragend aussehende Graphic Novel, deren grafische Umsetzung erstklassig zur Geschichte passt. Die Illustrationen sind wunderschön gezeichnet und äußerst detailreich. Gerade auch die verschiedenen Gesichtszüge und –ausdrücke kommen sehr gut zur Geltung und werden von der Farbgestaltung ausgezeichnet unterstrichen. Auch die Anordnung der einzelnen Illustrationen trägt zur Erzählung der Geschichte bei. Hier gibt es fast alles, was man aus einem Comic kennt: Kleine Bilder, große Bilder, überlappende und verschachtelte Bilder, aber niemals eine Anordnung, die etwa verwirrend wirken würde.

Grandios finde ich persönlich auf jeden Fall die Zeichnungen des roten Drachen, aber auch die vereinzelter Ritter. Dabei merkt man, dass Miller einen sehr ausgeprägten Hang zum Detail hat.

 

Übersetzung:

Eigentlich gehe ich nur noch selten auf die Übersetzung von Comics aus dem Hause Panini ein, da diese qualitativ grundsätzlich einfach wirklich hervorragend sind. Das ist auch im Falle des "Heckenritters" nicht anders und die die Übersetzung erscheint sehr gut gelungen und liest sich flüssig. Kleinere Rechtschreibfehler aus der Erstauflage wurden ausgebessert.

Darüber hinaus wurde die komplette Übersetzung an die neue deutsche Übersetzung der "Game of Thrones"-Romane (repsektive der TV-Serie) angepasst. Ob man das mag oder nicht, ist wohl stark vom Geschmack abhängig. Ich selber mag die neue Übersetzung überhaupt nicht (und greife deswegen lieber zu den englischen Romanen), aber ich habe auch im Freundes- und Bekanntenkreis viele Stimmen gehört, die die neue Übersetzung mögen, ja sogar sehr gut finden. Deswegen: reine Geschmackssache und aus demselben Grund fließt diese Tatsache auch nicht in die Wertung ein.

 

Fazit:

„Der Heckenritter“ (engl. „The Hedge Knight“) ist ein exzellenter Comic, ganz im Stile von George R. R. Martin. Man merkt der Geschichte schnell die Herkunft an, denn sie hat alles, was man von Martins Erzählungen bereits kennt: Liebe, Kampf, Action und Ehre, aber auch überraschende Wendungen und plötzliche Tode von wichtigen Protagonisten.

Dabei ist die Geschichte sehr gut ins Comicformat gebracht worden, sowohl was die Erzählung an sich betrifft, als auch was die künstlerische Gestaltung, sprich die Illustrationen, angeht. Die drei maßgeblich beteiligten Künstler haben hier eine hervorragende Leistung abgeliefert, denn der Comic sieht nicht nur gut aus, sondern er wirkt auch in sich stimmig.

Fans von guten Fantasy-Comics sollten auf jeden Fall einen Blick auf „Der Heckenritter“ werfen. Aber auch Fans von George R. R. Martins Romanen sollten sich den Comic näher ansehen, denn er wird ihnen mit Sicherheit gefallen. Auch heute noch, fast sechs Jahre nach Erscheinen der Erstauflage des Heckenritter-Comics, gehört dieses Graphic Novel noch immer zu den Besten, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Schön, das nun endlich auch die Fortsetzung in Kürze erscheinen wird. Kaufempfehlung!

 

Versionen:

"Der Heckenritter" erscheint in zwei Versionen, der Softcover-Ausgabe (16,95 EUR) und einer hochwertigeren Hardcover-Variante (24,95 EUR) für echte Sammler!

Softcover
Hardcover