Links zur Rezension Inhalt:Den Protagonisten gelang es zwar die Hydra in Venedig zu vernichten und somit auch die Quelle des Miasmas auszuschalten, doch was wie ein Sieg aussah täuschte – es gab noch einen zweiten Ausgangspunkt für die Verbreitung der Epidemie: Das Schwarze Meer.
Die Körper der Menschen rings um das Schwarze Meer bekamen rasch die Auswirkungen der neuen und unheimlichen Krankheit zu spüren, welche die Miasmen, Horden von winzigen Kreaturen, anrichten, wenn sie den Organismus angreifen. Andreas und der Baumeister sind bei den Kämpfen in Venedig ums Leben gekommen, so das die Gruppe um Ambrosius und Nostradamus geschwächt den schier aussichtslosen Kampf gegen die Kirche antreten muss, welche als einzige das Heilmittel gegen die Krankheit in ihren Händen hält: Das Pulver des Einhorns, welches sie mit Hostien unter die kranke Menschheit bringt und sie so nutzt, um allen weiszumachen, das allein Gott sie heilen kann.
Ambrosius hat die Spur des Einhorns aufgenommen, welches sich in einer gut geschützten Zuflucht in Transsilvanien befinden soll. Sämtliche Konvois der Kirche scheinen dorthin zu führen, um die verseuchte Region mit dem Pulver zu versorgen. Die Zuflucht ist den Primordialen nicht unbekannt, allerdings galt sie immer als uneinnehmbar. Zudem wird sie von abtrünnigen Primordialen bewacht, die sich auf die Seite des Jägers geschlagen haben und von einer Primoridalen kontrolliert werden, die als Vampir bekannt ist. Unter der Führung der Primordialen Sphinx haben bereits die Arbeiten an der Schaffung des Leviathan begonnen – dem einzigen Wesen, welches mächtig und groß genug ist, einem Angriff stand zu halten und welches man in der letzten und entscheidenden Schlacht ins Feld führen will.
Die Zeit drängt, da die Sterne eine Konstellation aufweisen, welche großen Einfluss auf das Einhorn hat. So machen sich die Protagonisten verkleidet auf ihren ungewissen Weg zum Schloss, wo man bereits eine Falle vermutet. Paracelsus hingegen versucht mit dem Orakel ein wirksames Mittel gegen den Vampir zu finden, damit die verbündeten Primordialen von dem verderblichen Einfluss des Vampirs zu reinigen.
Allerdings entwickeln sich die Dinge hinter den hohen und finsteren Mauern der Burg in der abgeschiedenen Einöde von Transsilvanien anders, als es sich die Protagonisten gedacht haben und es gilt noch manche unerwartete Wendung zu verstehen.
Schreibstil & Artwork:Mathieu Gabella wird am 29. Juli 1976 in Rouen in der Normandie geboren. Er betrachtet Comics als ein Medium, um Geschichten zu erzählen und der Realität zu entfliehen. Seine Inspiration für eigene Arbeiten findet er in der Phantastik, der Geschichte, den Naturwissenschaften und dem Kino. Überdies hegt er eine große Bewunderung für zwei berühmte Autoren: Alan Moore und Charlie Kaufman. Mit „Idoles“ verwirklichte er seinen lang gehegten Wunsch, eine Superheldengeschichte zu schreiben. Dabei hat er sich von den aktuellen politischen Geschehnissen in Frankreich inspirieren lassen, den Präsidentschaftswahlen 2002 und dem Aufstieg der Rechtsextremen, dem Televoyeurismus in Big Brother und dem Thema des Champions. Sein Traum ist es, Regisseur oder Spielfilmautor zu werden und parallel dazu weiter Comicszenarios zu texten. Zurzeit schreibt er an einem fantastischen Szenario für einen Spielfilm und sucht noch nach Finanzierungsmöglichkeiten für seine beiden bereits fertigen Kurzfilmszenarios, von dem „La discordance“ 2007 entstand. Die esoterisch-fantastische Thriller-Reihe „Das Einhorn“ dürfte sein bislang größter Erfolg sein.
Was Gabella hier als Szenario vorlegt, ist mit Sicherheit keine einfache Kost, sondern bewegt sich auf recht hohem Niveau und fordert von seinem Leser ein mehr als nur ein gerüttelt Maß an Aufmerksamkeit. Vom Aufbau seines Szenarios ist Autor Gabella seinem bisherigen Stil treu geblieben und präsentiert einen dynamischen und fulminanten Abschluss seiner Reihe, auf die man sich als Leser drei lange Jahre gedulden musste. Das Bündnis, welches Menschen und Primordiale eingegangen sind wird weitergesponnen, doch neben etlichen phantastischer und zum Teil auch grotesker Ideen, kommt auch das Element „Action“ nicht zu kurz, da die Protagonisten durch eine außergewöhnliche Konstellation der Sterne keine Zeit zu verlieren haben. Bei der Fülle der neuerlich vorgelegten Ideen kann ich auf jeden Fall nur empfehlen zur Auffrischung noch einmal die drei ersten Bände der Reihe zu lesen, auch wenn es zu Beginn eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse gibt.
Anthony Jean wurde am 05. Oktober 1982 in Puyricard (Bouches-du-Rhône) geboren. Obwohl er seit frühester Jugend eine künstlerische Ader besaß und er nicht von seinen Bleistiften lassen konnte, wählt er zunächst eine wissenschaftliche Ausbildung, der er eigentlich Luftfahrtingenieur werden wollte. Rasch war er allerdings ziemlich gelangweilt und verbrachte den Großteil seiner Zeit mit zeichnen um schließlich in Lyon Kunst zu studieren, wo er sich 2004 nach seinem Abschluss auch niederließ.
Inspiriert durch eine lange Liste von Künstlern von Malern wie Rembrandt, um Mixed-Media-Künstler wie Ashley Wood, aber auch von der amerikanischen Schule, vor allem Todd McFarlane, präsentierte er seine Comic-Arbeiten dem Verlag Delcourt. Bereits während seines Studiums hatte Anthony Jean den Szenaristen Mathieu Gabella kennen gelernt. Zusammen arbeiteten sie an der Serie „La Licorne" („Das Einhorn“), dessen erster Band im Jahr 2006 veröffentlicht wurde und die nunmehr mit „Tag der Taufe“ ihr spektakuläres Ende findet. Zur Zeit arbeitet Anthony Jean an eigenen Ideen für diverse Alben.
Bereits in den vorangegangenen Alben hat Anthony Jean sein Können unter Beweis gestellt, da er ein überaus ausgeprägtes Gespür für Einstellungen und Perspektiven seiner Panels besitzt und damit dem Rhythmus des Szenarios von Mathieu Gabella mehr als nur unterstützt, sondern selbst mit seinen manchmal vor Detailreichtum strotzenden Bildern zum verweilen einlädt. Wenn auch vielleicht nicht immer vollkommen historisch korrekt, so bieten seine Bilder doch einen zeitgenössischen Einblick in eine längst vergangene Epoche, die mit ihren dunklen und satten Farben nebst entsprechender Schattierung vollends überzeugt. Manchmal erscheinen die Panels allerdings etwas zu glatt und perfekt – da hätte hier und da etwas weniger Nachbearbeitung in der Koloration vermittels moderner Layouttechnik den Panels besser zu Gesicht gestanden. Doch das ist im vorliegenden Fall schon Kritik auf hohem Niveau.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung:Wie gewöhnlich präsentiert der Splitter Verlag wiederum einen Hardcoverband von ausgesprochen guter Qualität, die sich sowohl in der Verarbeitung, dem Material als auch im Druckbild widerspiegelt. Die Covergestaltung oblag Dirk Schulz, das Lettering Nico Wehmann und die wie immer tadellose Übersetzung Delia Wüllner-Schulz. In Sachen Ausstattung gibt es im Vorsatz eine Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse als auch einen überaus lesenswerten Epilog in Prosa am Ende des Bandes – doch hier möchte ich nicht zuviel verraten, da der Leser sich dieses Vergnügen selbst gönnen sollte. Ein würdiger Abschlussband dieser Reihe, der mit seinem zusätzlichen Material keine Wünsche offen lässt.
Fazit:Die Frühe Neuzeit ist eine Epoche vielfältiger Gärung auf allen Sektoren des gesellschaftlichen Lebens – warum sich also nicht diese Zeit der Erfindungen und Entdeckungen annehmen, um sie mit einem überaus interessanten Mix aus Fantasy, mythologischen Versatzstücken und Realität mischen. Was dabei entstehen kann, zeigen Szenarist Mathieu Gabella und Zeichner Anthony Jean auf erfrischend mitreißende Art und Weise. Wer nach den drei ersten Bänden der Reihe gespannt auf den würdigen Abschluss warten musste, der dürfte mit diesem Band mehr als nur zufrieden sein, ziehen sowohl Gabella als auch Jean noch einmal alle Register ihres Könnens und nehmen den Leser mit auf die Reise in ein zwar durchaus actionreiches, aber auch sehr denkwürdiges Finale, welches mit weitaus mehr als nur einem Paukenschlag aufwarten kann. Zudem gibt es noch eine Prosa-Erzählung am Ende des Bandes, in welcher der Leser auf einige andere „Kreaturen“ stoßen kann und sich so mehr oder weniger der Kreis wieder schließt. Für mich auf jeden Fall eine absolute Lese-Empfehlung.
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