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The Next Generation - Doppelhelix 4 - Quarantäne
Bewertung:
(3.8)
Von: Marc Drozella
Alias: Xiam
Am: 25.03.2013
Autor:John Vornholt
Typ:Roman
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-86425-014-9
Inhalt:270 Seiten, Softcover
Preis:12,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt

Wie die verdrehten Stränge mutierter Chromosomen erstreckt sich eine perfide Verschwörung fremder Mächte durch den gesamten Alpha-Quadranten, genauso wie über mehrere Jahre Sternenflottengeschichte.

 

Tom Riker, ein identisches Duplikat des Ersten Offiziers der Enterprise, dient nun als medizinischer Kurier der Sternenflotte, als er auf eine Gruppe von Marquis-Überläufern trifft, angeführt von einem ehemaligen Sternenflottenoffizier namens Chakotay. Ein Planet in der entmilitarisierten Zone, der inzwischen von den Cardassianern kontrolliert wird, wurde von der gleichen tödlichen Seuche erfasst, die den Alphaquadranten seit Jahren heimsucht, und nur Riker kann die benötigten Medikamente liefern, die der Marquis so verzweifelt benötigen. Aber die Cardassianer würden eher alles Leben auf dem Planeten auslöschen, als zu riskieren, dass sich die Seuche ausbreitet.

 

Milliarden von Leben stehen auf dem Spiel und führen Lieutenant Riker in eine Mission, die sein Leben für immer verändern wird.

 

 

Über den Autor

Mit seinen 62 Jahren gehört John Vornholt mittlerweile zu den ältesten und erfahrensten unter den Star Trek Autoren. Der mit seiner Familie in Arizona lebende Schriftsteller, Journalist und Drehbuchautor schreibt allerdings nicht ausschließlich für das Franchise sondern unterhält auch eigene Projekte, von denen die in zahlreiche Sprachen übersetzte Trollking-Reihe wohl das bekannteste ist. Außerdem verfasste Vornholt Romane zu weiteren bekannten TV-Serien, wie Buffy, Babylon 5 oder Earth 2. Nicht nur die Science Fiction hat es ihm angetan. Unter Pseudonymen schreibt Vornholt auch Romane anderer Genres, so z.B. die romantische Komödie Cupidity als Caroline Goode. Zum Star Trek Zyklus hat Vornholt seit den späten 80er Jahren mehr als 20 Romane beigetragen, die bedeutendsten davon seine Dominion-Reihe und sicherlich der Zyklus über die Genesis-Welle.

 

Überblick

Der bei einem Transporterunfall entstandene Tom Riker hat einen schweren Stand in der Sternenflotte. Wer ihn nicht mit seinem berühmten „Zwilling“ William T. Riker verwechselt und entsprechende Maßstäbe anlegt, der sieht in der Regel als Abnormität an, als Bedrohung, der obendrein scheinbar Sympathien für den Marquis verspürt. So auch die Besatzung der Ghandi, auf der Lt. Riker seinen Dienst versieht. Um aus dem Schatten seines bekannten Pendants heraus zu treten, entschließt sich Riker seiner Karriere eine eigene Richtung zu geben und lässt sich in den medizinischen Stab der Sternenflotte versetzen, wo er alsbald ein eigenes Shuttle erhält, mit dem er als medizinischer Kurier dringend benötigte Versorgungsgüter zu entlegenen Welten und Stützpunkten in der entmilitarisierten Zone bringt.

 

Als er auf dem Rückflug von einem seiner Einsätze Flüchtlinge mit an Bord nimmt, entpuppen diese sich als Marquisard, welche es auf die Versorgungsgüter abgesehen haben. Auf dem Planeten Helena, einer in der EMZ gelegenen paradiesisch anmutenden Welt, ist das Multiprionen-Virus ausgebrochen und droht die Bevölkerung zu dezimieren. Helena gehörte einstmals zur Föderation und hier fanden Mischlinge der verschiedensten Rassen, welche auf ihren Heimatwelten eher kritisch beäugt wurden, ein neues Zuhause.

 

Woher stammt das Multiprionen-Virus und wer hat es auf dem Planeten freigesetzt? Sehr bald kommen Riker und Chakotay darauf, dass Helena mit seiner Mischlingsbevölkerung und in seiner Isolation das ideale Versuchslabor ist, um die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Seuche unter echten Umweltbedingungen letztmalig vor seinem eigentlichen Einsatz zu testen.

 

Riker muss sich nun entscheiden, entweder dem Marquis zu helfen und Helena mit den dringend benötigten Medikamenten zu versorgen oder aber den Planeten den Cardassianern zu überlassen, die alles Leben darauf zu zerstören drohen, um eine weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern.

 

Fazit

Handwerklich gibt es an dem Roman überhaupt nichts zu kritisieren. Vornholt beherrscht sein Geschäft, was Aufbau, Strukturierung, Spannungsbogen und auch Sprache und Ausdruckswahl betrifft, wie man es von einem Profi nicht anders erwarten sollte. Er ködert den Leser gekonnt mit bekannten Figuren, die zum Weiterlesen verführen und flechtet dann neue Figuren in die Handlung ein, die interessant gestaltet und hervorragend ausgearbeitet wurden. Die Übersetzung ist ebenfalls nahezu makellos. In einer früheren Rezension habe ich einmal geschrieben, dass man eine gute Übersetzung daran erkennt, dass man beim Lesen nicht merkt, wie das englische Original formuliert war. Dies ist bei der Übertragung von Stephanie Pannen der Fall. Alles in allem ein guter Roman, sollte man meinen. Die Antwort darauf muss „Ja und Nein“ lauten.

 

Was ist nun das Problem mit dem Roman? Um dies zu schildern, komme ich nicht umhin mir eine Frage zu stellen, nämlich die Frage wie Romanreihen wie Doppelhelix eigentlich entstehen, also speziell solche Reihen, die nicht von einem Autor verfasst wurden sondern zu denen verschiedene Autoren jeweils einen Band beitragen. In der Regel funktioniert dies so, dass es einen Koordinator (oder ein Koordinatoren-Team) beim Verlag gibt, der einen groben Handlungsrahmen entwirft. Der Koordinator legt also die Eckpunkte vor und sucht dann Autoren aus, die mit jeweils einem Band zu der Reihe beauftragt werden. Die Autoren schreiben ihren jeweiligen Teil dann unabhängig voneinander, ja, oftmals kennen sie einander gar nicht. Zwischen den Autoren kann also keine Abstimmung erfolgen, diese muss allein über den Koordinator beim Verlag erfolgen. Wir sehen an dieser Stelle bereits, wo das System seine potentielle Schwachstelle hat. Alles steht und fällt mit dem Koordinator, der die Arbeit an den Romanen abzustimmen hat und der die Planung übernimmt. Seine Stellschrauben sind die Vorgaben, die er den Autoren macht. Lässt er den Autoren die Freiheit ihre eigenen Geschichte in dem ihnen eigenen Stil zu entwickeln (für Fans gerade solcher Franchises wie Star Trek, die oftmals bestimmte Lieblingsautoren haben, ein wichtiges Qualitätsmerkmal) und gibt entsprechend wenig Vorgaben, dann müssen die einzelnen Romane einer Reihe entsprechend unabhängig voneinander gestaltet sein, was jedoch zu einem unbefriedigenden Gesamtwerk führen kann. Keine leichte Aufgabe also.

 

Bei Doppelhelix erreichte man das Ziel, indem man die einzelnen Romane in verschiedene Ären des Universums pflanzte: Classic, Next Generation etc. Jeder Autor bekam offenbar die Anweisung, nur ein bestimmtes Set an etablierten Figuren zu nutzen und so langsam zeichnet sich beim vierten Roman ab, welche gemeinsamen Nenner die einzelnen Romane der Reihe in Bezug auf Figuren und übergeordneter Handlung hatten. Jeder Roman in dieser Reihe erfüllt einen bestimmten Zweck, vom Einstieg in die Handlung der Reihe über den Spannungsaufbau bis hin zur Konfrontation und dem letzten Gefecht. Bei längeren Reihen wie der auf sechs Teile angelegten Doppelhelix-Reihe wird die Bedeutung der einzelnen Romane für das Gesamtwerk natürlich immer geringer. Und damit wären wir wieder bei meiner Eingangsfrage angelangt: Was ist das Problem mit Quarantäne? Hier ist die Antwort: Der Roman ist meiner Meinung nach überflüssig. Tatsächlich bringt er die Romanreihe nicht voran. Er enthüllt kaum neue Erkenntnis für den Leser, was die Gesamthandlung betrifft. Der Leser weiß nach der Lektüre noch immer nicht mehr über die Seuche, ihre Urheber und deren Motivation als vorher. Ja, der cardassianische Guhl bekommt irgendwann einen Anruf von einer Person, deren Identität nicht gelüftet wird und der Leser weiß damit, dass Helena Schauplatz eines Testlaufs ist. Und am Ende taucht ein mysteriöses schwarzes Raumschiff auf, das nie jemand zuvor gesehen hat und das in keiner Datenbank verzeichnet ist und das schier danach schreit, dass die bösen Buben da drinnen sitzen, aber das war es auch schon.

 

Alles in allem ist die Handlung nett und spannend und die Lektüre des Romans ist auch keine verschwendete Lebenszeit sondern eher ziemlich kurzweilig, aber sie ist für das Gesamtwerk eben belanglos. Und da ich bei jedem Roman auch immer seine Bedeutung für die Reihe, zu der er gehört, bedenken muss, kann ich hier keinesfalls mehr als 3.5 Punkte geben, so leid es mir für den Roman an sich tut.

 

Eine Anmerkung noch zum Schluss: Es bestätigt sich allmählich ein Verdacht, den ich schon zu Beginn der Reihe hatte, nämlich dass Doppelhelix mit sechs Teilen einfach zu lang angelegt war. Die Handlung der Romanreihe hätte man locker auf drei oder vier Teile beschränken können. Was in den kommenden zwei Teilen nach der Generalprobe noch fehlt sind der Showdown und… ja, was? Ich habe da so einen Verdacht, aber dazu mehr, wenn es soweit ist.