Sharner Kobold Sharner Kobold

 

u
James Bond 5 - Liebesgrüße aus Moskau
Bewertung:
(4.0)
Von: Moritz Mehlem
Alias: Glgnfz
Am: 08.04.2013
Autor:Ian Fleming
Übersetzer:Stephanie Pannen, Anika Klüver
Typ:Roman
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-86425-078-1
Inhalt:382 Seiten, Taschenbuch
Preis:12,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt

(Vorsicht Spoiler!!!)

Ich freue mich ja zunehmend, wenn Hermes, der Götterbote, die neuen Cross Cult-Bondübersetzungen abliefert. Die Teile sehen nebeneinander im Regal aber auch zu gut aus. (Okay – und sie lesen sich auch nicht übel…)

Hier haben wir es mit „Liebesgrüße aus Moskau“ zu tun – Roman Nummer 5 und Film Nummer 2. Demzufolge muss es sich bei der orange-farbenen Dame auf dem Cover, die stylisch an die Vorspanne der Filme erinnert, um Tatjana Romanowa handeln, den süßen Köder, den SMERSCH auswirft, um James Bond an den Angelhaken zu bekommen.

 

Die Handlung des Romans ist schnell erzählt – SMERSCH, die russische Organisation mit dem einzigen Ziel, gegnerische Agenten zu töten, entwirft einen meisterhaften Plan, wie man die westlichen Geheimdienste bloßstellen kann. Da fällt die Wahl „natürlich“ auf den Secret Service und dort speziell „ebenso natürlich“ auf James Bond. Klar! Ist ja auch der wichtigste Geheimdienst und man tötet dann nicht den Chef, sondern irgendeinen dahergelaufenen Feld-Wald-und-Wiesen-Agenten. Logo.

Dieser wird damit geködert, dass sich eine scharfe russische Agentin angeblich in ihn verliebt hat und im Handgepäck gleich noch eine Lector-Dechiffrier-Maschine im Handgepäck hat. Zwar recht offensichtlich eine Falle, aber was stört das schon einen James Bond?

In Istanbul trifft er sich mit der Braut, macht sich im Orientexpress mit ihr und der Maschine auf die Flucht und soll unterwegs im Simplon-Tunnel vom Chefkiller von SMERSCH getötet werden, allerdings nicht nur körperlich; sein Ruf und der des Secret Service sollen durch die geschickt eingefädelte Intrige gleich mit erledigt werden.

 

Fleming schreibt sich definitiv warm und Bond wird immer mehr zu dem lässigen Typen, den man (vor allem) mit Sean Connery in jungen Jahren im Hinterkopf hat, wenn man „James Bond“ hört.

Vom Aufbau eines Romans versteht er immer noch recht wenig und so ist es nicht verwunderlich, dass der Film, der in diesem Fall wirklich nach der Romanvorlage gedreht wurde, zwar Schlüsselszenen und Handlung exakt beibehält, aber die Reihenfolge etwas ändert und manchmal etwas „dichterische Freiheit“ walten lässt, um den Spannungsbogen besser schlagen zu können.

 

Der Roman ist hier doch etwas merkwürdig aufgebaut – der Name „James Bond“ kommt zum ersten Mal auf Seite 68 vor, der Superspion hat seinen ersten Auftritt auf Seite 139 von 382. Hmmm… Dann läuft die große Handlungsmaschine ab und der Auftritt von Grant, dem Superkiller der SMERSCH, der zu Beginn das Romans fast so lange und ausführlich geschildert wird, wie die Liebe der Hobbits zum Pfeifenkraut im Herrn der Ringe, fällt dann auf die letzten 20 Seiten, in denen gleichzeitig noch die Chefin der Spionjägerorganisation „eingetütet“ wird. Das geht dann gegen Ende doch alles zu sehr Holterdipolter.

 

Wie schon geschrieben, hält sich der den meisten wohl bekannte Film sehr getreu an die Romanvorlage – die zwei Hauptunterschiede sind: weniger Sex im Film und mehr coole Gadgets wie den schicken Koffer, den James mitbekommt, mehr Szenen mit den Hauptpersonen, um die Handlung „zusammenzuhalten“. Auch sämtliche SMERSCH-Verwicklungen wurden ja konsequent aus allen Filmen rausgeworfen, wohl um den kalten Krieg nicht zusätzlich anzuheizen. Der Roman ist hier absolut – auch bei seiner Schilderung sämtlicher vorkommender Russen. Kann mir vorstellen, dass die Bond-Romane einst im Kreml nicht besonders gut ankamen.

 

Abgesehen von den geschilderten Schwächen im Aufbau liest sich der Roman super und dass ich kein Wort zum Lektorat verloren habe, könnt ihr gerne als gutes Zeichen werten.

 

 

Fazit:

Schön! Als Fazit kann man ziehen, dass der Roman wirklich mal die Vorlage für den Film war. Mit kleinen Abstrichen funktioniert die Chose auch eigenständig als Roman und ich denke, dass wir hier einen tollen Einstieg in die Bond-Welt finden – gibt es doch wirklich alles, was das Herz begehrt, einen coolen Helden, mit Darko Kerim einen wirklich guten Sidekick, ein scharfes Bond-Girl, exotische Kulissen (Istanbul/Orientexpress) und – ganz anders als im Film – ein absolut überraschendes Ende. Ich muss schnell die Rezi fertig stellen, damit ich den nächsten Teil lesen kann, der schon neben mir liegt, um zu wissen wie es weitergeht, denn

 

… James Bond kehrt zurück in „Dr. No“.