InhaltDas Cover rockt schon mal gewaltig! Ein Krieger, der von silbernen Magieschwaden umwabert wird, kämpft mit einem riesigen schwarzen Drachen. Schön, dass hier der gesamte Umschlag genutzt wurde, um die „Geschichte zu erzählen“.
Wie üblich sind die WotC-Hardcovers klasse verarbeitet – so auch dieses Exemplar – und auch auf Fehler stößt man bei weitem nicht so oft wie in deutschen rollenspielaffinen Produktionen. Fairerweise muss man natürlich zugeben, dass wir es hier mit WotC/Hasbro mit einem Multi-Millionen-Dollar-Verleger zu tun haben und nicht mit einem kleinen deutschen Laden, der seine Produkte selber illustrieren, korrigieren und im Keller drucken muss, um sich von den Gewinnen eine neue Druckerpatrone leisten zu können. Nun, Fehler gibt es zwar keine, aber dafür tue ich mich – je älter ich werde – immer schwerer mit der Prosa aus der Feder von Ed Greenwood. Der Kerl drechselt an seinen Sätzen rum, dass es eine wahre Pracht ist und verwendet Wörter, die so unüblich sind, dass sie wahrscheinlich auch die meisten gebildeten Muttersprachler bei www.dict.cc nachschlagen müssen. Insgesamt erinnert mich die Sprache sehr an das „High Gygaxian“, in dem der „Große Alte“ Gary Gygax seine ersten Publikationen verfasst hat. Die einen empfinden diese bewusst etwas auf veraltet getrimmte, gezielt umständliche Sprache als den heiligen Gral des Rollenspiels, andere wiederum können damit wenig anfangen. Ebenso wie die Sprache verliert sich auch die Handlung des Romans in unendlichen Wirrungen und Schleifen. Orte und Personen wechseln eigentlich von Seite zu Seite und machen mich total wahnsinnig. Das erinnert mich erzähltechnisch fast schon an die post-post-post-moderne „Illuminatus-Trilogie“., iIn Kombination mit dem klassischen Fantasy-Thema und der bewusst altertümelnden Schrift, fällt es aber wirklich schwer, sich auf diesen Mix einzulassen. So habe ich das Buch in den Weihnachtsferien begonnen zu lesen, musste aber immer wieder andere Bücher zwischenschalten, da ich einfach nicht mehr weiterlesen konnte oder wollte. Vermutlich hat das aber die Probleme nur gesteigert, da es so noch schwieriger war, den Faden in der Handlung wiederzufinden. Vermutlich hätte ich mich besser dazu gezwungen, den Roman in einem Rutsch durchzulesen. Das ist wie mit dem Pflaster, das man besser mit einem Ruck abziehen sollte, weil der Schmerz dann zwar intensiver, aber kürzer ist.
Um etwas den Inhalt zu spoilern – die gesamte Handlung zielt auf einen großen Showdown in Irlingstar hin, dem cormyreanischen (???) Gefängnis für unliebsame Adelige. Anstatt aber nun drei kleine Handlungsfäden (mit Manshoon, den Netheril-Jungs und Elminster) aufzuziehen, die dort kulminieren, webt Greenwood ein Netz an verwirrenden wichtigen und unwichtigen Handlungen. Auch der Höhepunkt des filigranen Fadenwerks findet dann nicht in dem Gefängnis statt, wie der aufmerksame Leser die ganze Zeit vermutet, sondern im Palastgarten von Suzail, wo auf einmal alle Beteiligten auftauchen. Aber auch dann ist das Ende noch nicht erreicht, denn im Anschluss zieht der wütende Elminster noch einmal auf 5 Seiten los und versohlt allen Bösewichten des Romans noch kurzerhand den Hintern, um ein paar lose Fäden aufzunehmen und abzuschließen. Diese letzten Seiten geben immerhin dem Titel seine Daseinsberechtigung, denn mein Gott, ist der Typ wütend! Realms-historisch ist der Grund für seine Wut vielleicht noch interessant, aber den hier zu verraten, wäre wirklich mies und würde den Leser eines der wenigen Gründe berauben, sich in die Lektüre zu vertiefen. Tipp: Eine wichtige Person, die die Realms schon immer begleitet hat, stirbt, weil sie sich für den guten Elmi aufopfert…
FazitHerrje! Lieber Rollenspielgott – lass mich nicht noch einen Elminster-Roman rezensieren. So sehr ich Ed Greenwood für seine Verdienste um diese sehr ausführlich beschriebene Welt schätze, so wenig mag ich doch seine Romane. Wie schon im Teaser geschrieben – es gibt Leute, die auch diese sehr schätzen, aber mir ist einfach die Sprache zu „anstrengend“, der Aufbau des Romans viel zu konfus und es kommen eindeutig zu viele „Deus ex machina“-Momente vor. Sorry, Ed, aber du musst heute das Dschungelcamp verlassen.
Wer könnte trotz meiner harschen Worte Spaß an „Elminster Enraged“ haben? Nun? Forgotten Realms-„Allesleser“, Fans etwas wirr erzählter Superheldencomics und Menschen, die sich schon mit Genuss durch die gestelzten AD&D 1-Handbücher von Gary Gygax gefräst haben und das äußerst umständliche, aber gleichzeitig sehr informationsdichte „High Gygaxian“ schätzen. Ich wäre bei der Bewertung eigentlich noch gnadenloser gewesen, aber der Auftritt von Mirt, dem Lord von Tiefwasser, reißt einiges wieder raus und ist alleine schon für einen halben Punkt gut.
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