Inhalt(Vorsicht Spoiler!!!)Kommen wir doch zuerst einmal zu besagtem Zusammentreffen auf der RPC. Sebastian Witzmann saß mit einem Pärchen (oder waren es einfach nur ein Mann und eine Frau?) am 13Mann-Stand, als ich eine meiner Socializing-Runden drehte. Die drei hatten einen Stapel Bücher zwischen sich liegen und Sebastian drückte mir eins in die Hand, der Mann (von dem ich messerscharf schlussfolgerte, dass es sich um Ulli Schwan handeln musste) durfte mir noch eine Widmung hineinschreiben und ich zog mit einem weiteren „Raubstück“ von dannen. Ja, ich gehöre zu den wenigen Leuten in Deutschland, die Autogramme eine nette Sache finden und Spaß daran haben, von einem Autor etwas „Persönliches“ mitnehmen zu können – auch wenn es sich (noch) nicht um einen Terry Pratchett handelt. Ich bekam das Buch zwar einfach nur geschenkt, möchte es aber trotzdem hier im Gate kurz vorstellen, da ich denke, dass es Aufmerksamkeit verdient hat und dabei jede Plattform nötig hat, die sich ihm bietet.
Gut, es will mit dem Kopf durch die Wand in eine Nische, die gerade sehr angesagt ist – gut, das Lektorat hat etwa 70% aller das/dass und ziemlich genau 100% aller so wie/sowie verbaselt – gut, die Werwölfe „Mondwandler“ zu nennen, verfremdet sie auch nicht über alle Maßen…
Aber! Es liest sich ausgesprochen gut. Ich habe es in zwei längeren Abendsitzungen durchgepeitscht und war immer gut unterhalten. Zu Beginn des Romans und in der Kurzgeschichte „Seemannsgarn“ im Anschluss, wird die Vorgeschichte unseres „Helden“ vor dem Leser ausgebreitet. Nach einem kurzen Zeitsprung ist der junge Mikail dann Nathaniel Palmer, der „Mann für’s Grobe“ in einer im Rheinland angesiedelten Werwolf-, sorry, „Mondwandler“-Sippe. Nathaniel ist insgesamt das Element, das die Geschichte zusammenhält. Bei einem seiner Aufträge gibt es Stress mit dem Vampir Samuel, der fortan seinen pathologischen Hass auf Werwölfe auf die Spitze treibt, was dazu führt, dass die Sippe – allen voran Nathaniel – alles tut, um ihn zu vernichten. Ausgezeichnet gefällt mir, wie der Autor die Gemeinschaft der Werwölfe und die zarten Verbindungen zu Menschen darstellt – demgegenüber die als Einzelkämpfer agierenden Vampire, die zwar unbemerkt unter den Menschen leben, diese aber eher ausnutzen. Und so kommt es wie es kommen muss – alles spitzt sich auf einen großen Showdown zu, der von Nathaniel auf äußerst unkonventionelle Art und Weise zuerst herbeigeführt und dann zu einem Ende gebracht wird. Unterwegs gibt es natürlich noch einiges an Politik (zwischen dem aktuellen Oberhaupt der Sippe und dem eigentlich dafür vorgesehenen Werwolf sowie zwischen den Werwölfen und den Vampiren) und Liebesszenen (zwischen Nathaniel und Esther) oder coole Buddy-Momente (zwischen Nathaniel und seinem Nicht-Werwolf-Freund Alex), spannende Konkurrenten-Augenblicke (zwischen Nathaniel und Gunther); dies alles sehe ich persönlich aber eher als schmückendes Beiwerk zu dem dicken roten Faden, an dem der Roman sich entlang schlängelt.
Neben dem „interessanten“ Lektorat ist mein einziger kleiner Kritikpunkt, dass das Hardboiled-Element, das auf der Rückseite vollmundig angekündigt wird, etwas zu kurz kommt, dafür müsste der Schreibstil an den dazu passenden Stellen vielleicht noch etwas „lapidarer“ daherkommen. Aber was soll ich meckern. Das Buch liest sich ausgesprochen gut. Punkt.
Fazit:Nun, so ganz hat mich die versprochene Hardboiled-Komponente nicht überzeugt, aber der Roman ist glücklicherweise meilenweit von sämtlichen New Romance-Vampiren entfernt, sodass man ihn auch jenseits der 15 Jahres-Marke wirklich gut lesen kann. Auch die (Haupt-)Charaktere sind sorgfältig ausgearbeitet und die Hintergrundwelt und die Story sind offen genug, um mich schlussfolgern zu lassen, dass – einen gewissen finanziellen Erfolg vorausgesetzt – weitere Teile geplant sind. Ulli Schwan scheint mir definitiv der Typ zu sein, der da schon weitere Handlungsstränge im Hinterkopf hat. Weiterer Pluspunkt ist das rheinische Lokalkolorit, das immer mal wieder durchblitzt, wobei mir persönlich real existierende Orte besser gefallen hätten, als die vielen gut erkennbar leicht verfremdeten Andeutungen zu Orten oder Personen. Wem der Sinn nach harter Action und – ja, sie kommen (leider) auch vor – einigen Liebesszenen steht, der kann bedenkenlos zugreifen und mich so in meinem Wunsch unterstützen, weitere Teile in die Finger zu bekommen.
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