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Engel: Ordensbuch der Gabrieliten
Bewertung:
(4.1)
Von: Carsten Bockelmann
Am: 05.03.2004
Autor:Verena Stöcklein
Typ:
System:Engel
Setting:Engel
VerlagFeder und Schwert
ISBN/ASIN:3-935282-70-2
Inhalt:104 Seiten, Softcover + Karte
Sprache:Deutsch

Das Ordensbuch der himmlischen Streiter, namentlich die Gabrieliten, detailliert wie auch schon die anderen erschienen Ordensbücher zahlreiche Informationen über die kämpfenden Schaaren und die unter ihrer Aufsicht stehenden Lande. Auf 104 Seiten wird in 5 Kapiteln umfassendes, aber bei weitem nicht vollständiges, Wissen über die Gabrieliten ausgebreitet, untermalt von Einleitungsgeschichten für jedes Kapitel, die stilvoll in die Welt von Engel versetzen, um den Leser einen Eindruck über die bloßen Informationen hinaus zu geben. Das gesamte Werk ist in schwarz-weiß gehalten und mit etlichen Karten und Illustrationen versehen, außerdem ist eine Karte des Himmels der Gabrieliten beigefügt, die 3 DIN A4 Seiten groß ist und Einblicke in das Innere des Gebäudes in Form von Einschnitten in einer dreidimensional gehaltenen Darstellung des gesamten Turmes bietet. Im Folgenden soll nun jedes Kapitel kurz dargestellt werden, abschließend folgt ein bewertendes Fazit.

 

Kapitel 1

Dieses Kapitel stellt das Herrschaftsgebiet der Gabrieliten in knapper Form da. Die 4 großen Gebiete terra ventosa, sinus ignis, norricum und alpes migrae werden in Landschaft und Klima, sowie Wirtschaft und Bevölkerung kurz beschrieben. Wichtige Städte aus jedem Gebiet werden zudem detaillierter dargestellt, aber das Herzstück dieses Kapitels ist dieBeschreibung Nürnbergs, welches die größte Stadt Europas in der Zeit von Engel ist. Im Allgemeinen werden nur wichtige Personen, Funktionen der Städte oder besondere Beziehungen angerissen, aber Nürnberg wird in größerem Detailreichtum dargestellt und in seiner Entwicklung beschrieben. Eingeflochten in die Beschreibung des Molochs sind auch örtliche Sitten, Poltik und aktuelle Probleme, so daß sich an dieser Stelle wohl die meisten Informationen für eine Kampagne im Gabrielsland finden lassen. Neben einigen Heiligen, werden auch Festtage und ihre Ausführungsorte näher beschrieben, die Fülle an Informationen sollte eine ausreichend Ideen für einen Aufenthalt in Nürnberg bieten.

 

Kapitel 2

„Castra Gabrielitorum“, so ist Kapitel 2 tituliert. Zusammen mit der beigelegten Karte, findet man hier sehr viele Informationen über den Himmel der Gabrieliten. Angefangen bei den gewöhnlicheren Teilen des Himmels, die der Versorgung dienen, bis hin zu geheimeren Regionen, finden sich viele Räumlichkeiten, die auch in den täglichen Riten der Engel eine wichtige Rolle spielen. Eingestreut in die Texte sind auch hier kleine Hinweise auf Geheimnisse, Gerüchte und aktuelle Geschehnisse.

Neben den Räumlichkeiten werden einige wichtige Teile des Gabrielsordens vorgestellt, die besonderen Aufgaben nachkommen oder mit den geheimeren Tätigkeiten des Ordens in Verbindung stehen. Letztere erfahren zumeist nur kurze Andeutungen oder werden nur allgemein erwähnt.

 

Kapitel 3

Kapitel 3 beschäftigt sich vor allem mit den Engel des Ordens und stellt in Kürze ihre Ausbildungzeit im Himmel vor. Diese umfasst verschiedene Stufen der Konditionierung und Kampfausbildung, die natürlich stets dem Gläubigen gut erklärt werden. Wer könnte daran zweifeln, dass es Gottes Absicht war, dass seine menschlichen Diener die zur Erde gesandten Engel wieder an ihre Fähigkeiten „erinnern“?

Nach der Ausbildung der Engel, folgt ein Abschnitt, der den Fraktionen und Geheimorden innerhalb der Gabrieliten gewidmet ist. Hier werden unter anderem die Passagianten vorgestellt, die auch schon eine Rolle in den Engel-Romanen rund um Hiob spielten.

Abschließend werden noch einige besondere Fähigkeiten für Engel erwähnt, göttliche Gaben, die nur den Gabrieliten offen stehen. Hiernach folgen beispielhafte Charakterkonzepte, die vor allem schön die Vielfalt demonstrieren, die auch noch innerhalb eines Ordens möglich ist.

 

Kapitel 4

Dieser Abschnitt des Buches ist den politischen und kriegerischen Machenschaften des Ordens gewidmet und zeigt sowohl aktuelle Projekte, als auch vergangene Schachzüge auf, welche die Gabrieliten in ihre derzeitige Position brachten. Ein starker Ausbreitungsdrang ist besonders prägend für die Streiter des Herrn, nicht zuletzt durch den großen Bedarf an Nahrungsmitteln für die hoffnungslos überfüllte Provinz Norricum getrieben. Nicht nur diese generelle Tendenz, sondern auch wenige konkrete Projekte werden aufgezeigt. Außerdem erhält man einen Ausblick auf die Reaktionen der anderen Orden in Bezug auf die Poltik der Gabrieliten, welche verständlicherweise eher kritisch ausfällt, bedenkt man die Ausbreitung der Gabrieliten in Gebiete anderer Orden.

 

Kapitel 5

Einige wichtige Persönlichkeiten, ob im Klerus der Gabrieliten oder aus den Reihen der Schrottbarone, die ihre Wiedersacher sind, werden in diesem Abschnitt vorgestellt. Ein ausführlicher Text umreißt Persönlichkeit, Aussehen und Ambitionen, zudem sind für jede vorgestellte Person Statistiken für das d20-System gegeben. Vorgestellet werden: Em Susat von Nürnberg, Priorin Magdalen von Weimar, Kustos Equister von Tübingen und Roderik, Diadoche von Ansbach.

Abschließend werden im Appendix noch einige Waffen und andere Gegeständen ausgeführt, die entweder zuvor im Buch Erwähnung fanden oder bei den Garbieliten üblich sind.

 

Fazit:

Feder und Schwert liefert mit diesem Ordensbuch auf jeden Fall wieder ein sehr stimmungsvolles Buch ab, welches in vielen kleinen Details zu glänzen weiß. In fast schon gewohnter Weise werden in den beschreibenden Texten immer wieder kleine Andeutungen auf dunkle Geheimnisse versteckt . Diverse Seitentexte vertiefen bestimmte Abspekte der Spielwelt in lebendiger Art und Weise und bieten so einen guten Einstieg für eigene Ideen. Insbesondere die Darstellung von Nürnberg wirkt sehr lebendig und vermittelt, obwohl diese natürlich nicht umfassend sein kann, einen sehr intensiven Eindruck der Stadt. Gerade zahlreiche Andeutungen auf lokale Feste, Rieten und Besonderheiten, machen diesen Teil des Buches zu einer spannenden und lehrreichen Lektüre. In ähnlicher Form setzt sich dieser Stil auch in den weiteren Kapiteln fort. Immer wieder stößt man auf Geheimnisse und verschlossene Pforten, die Neugier hervorrufen und zu Spekulationen animieren. Hierdurch verliert auch der sonst eher an einer kirchentreuen, unkritischen Sicht orientierte Schreibstil einiges von seiner Steifheit und lädt dazu ein, sich wirklich mit der vorgestellten Welt auseinander zu setzen.

Insgesamt hat mir dieses Buch sehr gut gefallen, dennoch fehlen mir einige Informationen. Die allgemeine Organisation des Ordens wird auf jeden Fall bei der Beschreibung des Himmels umrissen, aber in Details wäre eine genauere Auseinandersetzung mit diesem Thema nötig. Zudem ist der Fokus auf Nürnberg zwar lobenswert und gelungen, aber die übrigen Gebiete fallen doch ein wenig zu blaß aus, als daß man bspw. als Spielleiter damit wirklich zufrieden sein könnte. Selbst wenn man in Erwägung zieht, daß der Platz in seinem solchen Buch begrenzt ist, wäre doch entweder eine ausführlichere Darstellung des Gebietes in einem weiteren Werk nötig oder die eh schon recht karg ausgefallenen Kapitel 4 und 5 hätten eine weitere Einschränkung zugunsten von mehr Details hinnehmen müssen. Die Balance der vorgenommenen Einteilung läßt hier etwas zu wünschen übrig, denn auf diese Weise bleiben sowohl weitergehende Informationen über den derzeitigen Aufbau der Gabrieliten und ihre Politik, als auch hilfreiche Details über das weitere Herrschaftsgebiet ein wenig auf der Strecke. Sollte ich einen Vorschlag für eine bessere Aufteilung dieses Buches unterbreiten, so würde ich die Ausbildung der Engel mit in die Beschreibung des Himmels eingliedern und lieber die Fraktionen im Orden zusammen mit dem Aufbau und der Politik in einem weiteren Kapitel darstellen. Desweiteren wäre es wünschenswert, wenn der absolute Fokus auf Nürnberg etwas aufgeweicht würde, damit ein etwas umfassenderer Blick auf den Orden vermittelt werden kann.

Trotz dieser subjektiven Mängel halte ich das Ordensbuch für ein gelungenes Werk, das auf jeden Fall den bisherigen Standard der Engel-Publikationen halten kann.