Auf dieses Buch war ich eigentlich noch gespannter als auf „The Companions“, da Paul S. Kemp am Ende seiner in meinen Augen hervorragenden „Twilight War“-Trilogy (Rezension ebenfalls hier im Gate) viele Fragen offen gelassen hat. Die Geschichte um Erevis Cale, Magadon Kest, Rivalen Tanthul und (ganz wichtig!) Drasek Riven musste einfach weitergeführt werden!
„The Godborn“ ist das zweite Buch einer Reihe unter den Namen „The Sundering“. In den nächsten Monaten werden weitere Werke aus dieser Reihe folgen, von den unterschiedlichsten Autoren inklusive Ed Greenwood, Richard Lee Byers, u. a.. Bei diesem Buch hier handelt es sich um die Hardcoverversion (das Softcover erscheint im März 2014) mit insgesamt 327 Seiten, was fast 50 Seiten weniger sind als beim Vorgängerbuch dieser Reihe „The Companions“. Die Aufmachung des Buches ist hervorragend: Auf der Innenseite des Buchdeckels ist jeweils vorne wie hinten die Karte Faerûns abgebildet, die Buchdeckel selber sind schwarz gehalten mit rot-glänzender Schrift verziert. Der Einband zeigt eine weitere sehr gute Illustration von Tyler Jacobson, die Vasen Cale vor der Abbey of the Rose zeigt.
Bevor ich zum Inhalt komme, mal etwas zum Schreibstil von Kemp, den ich durchaus mag: Natürlich hat jeder Autor seinen ganz eigenen Stil, aber Kemp sticht für mich aus der Reihe der Autoren von Forgotten Realms-Romanen noch einmal heraus. Sein Schreibstil ist „härter“; er wird in einigen Bereichen expliziter (speziell bei Kampf-/Gewaltszenen) und scheut auch nicht davor zurück, den Leser zu „schocken“ (etwas hartes Wort, mir fällt nur kein besseres ein…).
Als Beispiel ein kleiner Auszug (Achtung, Spoiler!):
„Please, don´t,“ […] said, backing away crabwise. “I´m with child.” “Not anymore,[…]
Inhalt(Vorsicht massive Spoiler!)Wie auch in der letzten Rezension zu „The Companions“ werde ich zwei Fazits schreiben, eines mit und eines ohne Spoiler. Für Leser, die sich nicht die Spannung nehmen wollen, sollten nach diesem Abschnitt nach unten springen und das spoilerfreie Fazit lesen. Für alle anderen werde ich ein wenig mehr vom Inhalt preisgeben, aber das Ende dann doch nicht vorwegnehmen.
„The Godborn“ arbeitet mit verschiedenen Handlungssträngen von Personen, die letztendlich am Schluss des Buches zusammenführen. Hauptpersonen sind dabei Vasen Cale, der Sohn von Erevis Cale, Sayeed und Zeeahd, zwei Brüder, die von der Spellplague gezeichnet und von Mephistoteles verflucht sind, und Gerak und seiner Frau Elle, einfache Bewohner Sembias. Aber auch Rivalen und Brennus Tanthul, sowie Drasek Riven, Mephistoteles und Magadon Kest bekommen Abschnitte in diesem Buch, in denen ihre Handlungen beschrieben werden.
Vasen Cale lebt 100 Jahre nach dem „Tod“ seines Vaters in der Abbey of the Rose, einem versteckten Amaunator-Kloster in den Bergen Sembias. Er ist, trotz seiner deutlichen sichtbaren Herkunft (Shade) als Priester/Paladin erzogen worden und seine Aufgabe ist es nun, das Kloster und das „Orakel“ zu schützen und Pilger sicher dorthin und wieder weg zu geleiten. Eines Tages trifft eine Pilgergruppe zusammen mit Orsin ein, einem Anhänger von Mask, und das Orakel bittet Vasen, diese so schnell wie möglich wieder zurück in die Dalelands zu geleiten. Dort werden sie aber nie ankommen, denn die Gruppe wird angegriffen und bemerkt dabei, dass die Abtei in Gefahr ist. Die Rückreise ist gezeichnet von zahlreichen Kämpfen, aber auch vom Zusammentreffen mit neuen Gefährten. Letztlich wird der Weg nach Ordulin führen, wo sich alles entscheidet…
Sayeed und Zeeahd haben von Mephistoteles den Auftrag, den Sohn von Erevis Cale zu finden. Mephistoteles selbst kommt an Erevis Cale nicht heran, obwohl dieser sich in Cania befindet, eingebettet in undurchdringlichem Eis. Sayeed und Zeeahd hoffen, dann von Mephistoteles von ihren Flüchen befreit zu werden und ziehen so mordend durch Sembia, bis mit Hilfe von Bewohnern die Abtei ausfindig machen und sich dorthin aufmachen, um das Orakel nach dem Aufenthaltsort von Vasen zu befragen.
Gerak ist ein ehemaliger Soldat, der mit seiner schwangeren Frau in Sembia lebt. Schon lange fragt er sich, ob er mit ihr Sembia hätte verlassen sollen. Auf einer Jagd wird er Zeuge dessen, was Sayeed und Zeeahd anrichten, und reist so schnell wie möglich zurück in sein Dorf, doch es ist zu spät. Zusammen mit Vasen und Orlin nimmt er die Verfolgung auf.
Rivalen und Brennus Tanthul hassen sich abgrundtief. Brennus kann seinem Bruder den Mord an der gemeinsamen Mutter nicht verzeihen und Rivalen, mit einem Teil von Mask göttlicher Essenz ausgestattet, hat nichts anderes mehr im Sinn, als seiner Herrin (Shar) bei der Vernichtung Faeruns zu helfen. Verzweifelt versucht Brennus, seinem mächtigen Bruder zu schaden, doch was zunächst aussichtslos erscheint, ändert sich in Ordulin.
Drasek Riven lebt im Shadowfell. Er spinnt die Fäden im Hintergrund und sucht auch wieder die Hilfe von Magadon Kest, einem alten Gefährten. Er weiss, dass die dreigeteilte Göttlichkeit von Mask wieder zusammengeführt werden muss, um die Vernichtung Faeruns durch Shar zu verhindern. Für seinen Plan müssen alle „Spielfiguren“ zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und wenn dies bedeutet, Mephistoteles persönlich herauszufordern…nun, dann ist das eben so.
Alle Handlungsstränge führen in Ordulin zu einem großartigen Höhepunkt zusammen.
Fazit (mit Spoilern!):Paul S. Kemp hat es geschafft! Was für mich anfänglich wie eine so daher plätschernde Geschichte aussah, entwickelt sich zu einem fantastischen Finale mit einem Ende, mit dem ich so nicht gerechnet hatte. Hier wird dann zum ersten Mal deutlich, welche Auswirkungen es auch für D&D Next in den Forgotten Realms haben wird: Der Himmel über Sembia reisst auf, Mask ist wiederauferstanden und die Shades erleiden einen harten Schlag, da sie neben zwei Prinzen auch noch Sakkors (eine der fliegenden Städte) verlieren.
„The Godborn“ ist ein sehr gutes Finale der bisherigen Erevis Cale-Reihen und gleichzeitig der Beginn für weitere Romane. Leider muss man dies auch als Schwäche dieses Buches bewerten, denn ohne Vorwissen aus der Twilight War-Trilogy ist man als Leser sehr aufgeschmissen. Hier muss man einfach Punkte abziehen, genauso natürlich für den Preis bei nur 327 Seiten.
Trotzdem eine ganz klare Kaufempfehlung, insbesondere für jene Leser, die die anderen Erevis Cale-Bücher gelesen haben und eben auch mal eine härtere, dunklere Gangart beim Schreibstil in Forgotten Realms-Romanen mögen.
Ob es nun diese Ausgabe oder das Paperback im Februar sein soll, muss jeder selbst entscheiden.
Fazit (ohne Spoiler!):Paul S. Kemp hat mit diesem Buch endlich seine Erevis Cale-Reihe beendet und gleichzeitig auch wieder begonnen. Und dies auf sehr gute Art und Weise inklusive eines Schreibstils, der in seiner düsteren, harten Gangart eher selten ist in Forgotten Realms-Romanen.
Man muss natürlich Punkte abziehen bei diesem Werk: Wenn man als Leser die vorherigen Werke um Erevis Cale, insbesondere die Twilight War-Trilogy, nicht kennt, ist man mehr als aufgeschmissen. Es wird Vorwissen verlangt; als Stand Alone ist dieses Werk kaum zu sehen. Hinzu kommt der hohe Preis für nur 327 Seiten. Da kann man sich gerne, trotz der schönen Aufmachung, überlegen, bis Februar auf das Paperback zu warten.
Trotzdem: Wer die anderen Erevis Cale-Bände gelesen hat, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Kaufen!
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