InhaltKeisha Ceylon, die Heldin in „Frag die Toten“, die auch in Barclays Weltbestseller „Ohne ein Wort“ bereits einen Auftritt hatte, ist so eine. Eigentlich hat die alleinerziehende Mutter eines kleinen Sohnes mit der Hellseherei ein aussichtsreiches Geschäftsfeld aufgetan. Eifrig durchstöbert sie Todesanzeigen, TV und Zeitung nach aufsehenerregenden Todesfällen und gaukelt den trauernden Angehörigen vor, Verbindung zu den Verstorbenen aufnehmen zu können. Und wenn die Leute ihr den Zinnober abkaufen, gibts 5.000 Dollar. Klar, dass Keisha der Vorsehung manchmal etwas nachhelfen muss.
Als der 22-jährige Justin Wilcox vermisst wird, befürchtet seine Mutter Marcia, dass ihr missratener Sohn sich durch einen seiner Exzesse mal wieder in Schwierigkeiten gebracht hat. Daraufhin bittet Justins Stiefvater Keisha bei der Suche nach Justin zu helfen. Bei der Berührung einiger persönlicher Gegenstände des Vermissten hat Keisha pflichtschuldigst eine „Vision“ von Justin und dessen Aufenthaltsort. Dort angekommen, finden sie Justin mit geschlossenen Augen auf dem Boden liegend. Neben sich eine Pillendose und einen Abschiedsbrief. Rettung in letzter Minute, so scheint es. Natürlich ist alles ein abgekartetes Spiel – Justin kassiert die Hälfte von Keishas Honorar. Dass schließlich alles völlig aus dem Ruder laufen könnte, hätte Keisha nie gedacht. Denn sie hat nicht mit Wendell Garfield gerechnet, der ihre übersinnlichen Fähigkeiten leider zu ernst nimmt.
Nach „Fenster zum Tod“ ist mit „Frag die Toten“ der nächste Roman von Linwood Barclay auf Deutsch bei Knaur erschienen. Während der Roman „Fenster zum Tod“ spannend und innovativ war, kann der Autor bei seinem neuen Werk nicht daran anknüpfen. Es gibt einen Erzählstrang, der sich hauptsächlich um Keisha dreht. Zwar werden kurzzeitig andere Perspektiven eingebaut, aber am meisten geht es um Keisha und ihre Gaunerei. Dabei hat man zwischenzeitlich das Gefühl, keinen Thriller in den Händen zu halten, sondern einen Comedy-Roman. Die Handlung ist eine Aneinanderreihung von Zufällen und unglücklichen Wendungen. Das ist leidlich komisch, aber nicht spannend. Spätestens bei der Hälfte des Buches fragt man sich, wo der Autor mit seiner Geschichte hin will. Man hat eine Vorstellung und leider kommt es auch so. Es gibt keine Wendung, keine Überraschung, nichts was einen vom Hocker haut. Hinzu kommen langweilige und stereotype Figuren. Selbst mit der Hauptfigur Keisha kann man nicht mitfühlen, sondern denkt nur, geh richtig arbeiten, du bist nicht doof.
Fazit:Frag die Toten sind über dreihundert Seiten Langeweile. Selten habe ich ein Buch in der letzten Zeit in der Hand gehabt, bei dem ich mich so sehr auf das Ende gefreut habe, damit ich es endlich beiseite legen kann.
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