Links zur Rezension Inhalt:Alex Murphy ist kein gewöhnlicher Cop mehr, seitdem er von Kriminellen in Stücke geschossen wurde. Omni Consumer Products, der Spezialist in Sachen Robotik und Waffensysteme, hat Murphy wieder zusammengeflickt und aus ihm Robocop gemacht. Den ersten seiner Art. Nun, streikt die normale Polizei, denn sie fühlt sich von OCP unterbezahlt und unterbesetzt und so herrscht Chaos und Gewalt auf den Straßen von Detroit und nur Robocop geht noch auf Streife, während OCP Old Detroit brutal zwangsräumen und abreißen, um ihr zukunftsweisendes Delta City zu errichten. Doch OCP ist auch die Menschlichkeit in Robocop ein Dorn im Auge und so suchen sie beständig nach einem noch effektiveren Nachfolger...
Meinung:Robocop war in den späten Achtzigern ein echter Action-Kracher, der bis heute als Klassiker des Genres gilt und gerade jetzt erst ein - in meinen Augen - sehr gelungenes Remake erfahren hat. Der 1987er Robocop zog noch zwei Film-Fortsetzungen (1990, 1993), zwei Zeichentrick-Serien (1988, 1998) sowie eine TV-Serie (1994) nach sich, die aber nie den Ruf des Originals von Paul Verhoeven. Was viele nicht wissen ist, das Frank Miller ursprünglich das Drehbuch zum zweiten Robocop-Film von 1990 geschrieben hat, dieses aber bei den Studio-Bossen keinen Anklang fand. Zu schockierend. Zu brutal. Zu heftig, lautete der Tenor und so wurde Frank Millers Version stark umgeschrieben. Anfang der 2000er Jahre kamen dann Miller und Steven Grant über ein, das Original-Drehbuch in eine Comic-Version zu transportieren, die zwischen 2003 und 2006 in neuen US-Heften erschienen ist. Diese komplette Mini-Serie findet sich in dem vorliegenden recht üppigen Hardcover.
Die Story des Comics unterscheidet sich trotz einiger Parallelen schon spürbar von der des letztendlich gedrehten Films. Dennoch, oder gerade deswegen, weiß der Comic aber auf ganzer Linie zu überzeugen. Die Story ist hart, brutal, ungeschönt, schockierend und spiegelt vor allem die amerikanischen Grundstimmung der 80er Jahre enorm wieder, ist eine versteckte Kritik an Gesellschaft, Politik und Konzerne gleichermaßen. Wen wundert das, ist Frank Miller ja dafür bekannt, eben solch ungeschönt kritische Szenarien zu erzählen (man denke an Sin City) und auszuschmücken. Da der Comic sehr umfangreich ist, bleibt den Autoren auch einiges an Platz, die Geschichte zu erzählen und sich entfalten zu lassen. Das gelingt auch weitestgehend sehr gut und Miller/Grant kümmern sich auch um Charakterzeichnung und einen mehrschichtigen Plot, so das unterm Strich eine relativ komplexe Handlung entsteht. Allerdings muss man auch sagen, das die Geschichte zwischendurch auch gerne mal ein wenig konfus wirkt, was von den zwar tollen, aber gleichzeitig etwas unübersichtlich verwirrenden Panels noch verstärkt wird. Robocop erzählt dabei die Story auf mehreren Handlungsebenen. Einmal geht es um Robocop selbst, dann ist da der Polizeistreik und dann vor allem die skrupellose Vorgehensweise von OCP in Sachen Räumung von Old Detroit und der Erschaffung des zweiten Robocops. Das Alles wird mit vielen Facetten aufgefüllt, beispielsweise einer OCP-Spezialeinheit, die die Arbeit der streikenden Polizei übernimmt, aber extrem brutal und rücksichtslos dabei vorgeht - eben ganz im Sinne von OCP, die sich um das Wohl der Menschen einen Dreck scheren. Dabei wird OCP an sich aber nicht facettenlos dargestellt, sondern bekommt mit Dr. Love eine zwar schöne, aber eben auch skrupellose Frau als Protagonistin, die als würdiger Bösewicht erscheint, weil sie auf Teufel komm raus, die Menschlichkeit aus Robocop und seinem Nachfolger haben will. Hier gibt es dann auch deutliche Parallelen zum Film, denn Love (im Film heisst sie anders) programmiert Robocop so um und stopft ihn mit neuen Direktiven so wohl, das er im Außeneinsatz quasi Handlungsunfähig ist und nicht mehr wirklich zwischen gut und böse unterscheiden kann. So kommt es das er schwere Straftaten übersieht und dafür Lapalien mit der vollen Härte bestraft.
Wie bereits angedeutet sind die Artworks zwar sehr schick und sehen toll aus, aber oft sind die Panels recht konfus und verwirrend, was auch am hohen Detailgrad der Illustrationen von Juan Ryp liegt. Oft muss man wirklich zweimal eine Seite betrachten, um sie zu verstehen. Das heißt nicht, das die Artworks eben nicht toll aussehen, nur hätte man bei den Panels vielleicht ein wenig anders arbeiten sollen, so dass sich diese mehr von einander abheben. Nicht überraschend ist, das die Zeichnungen dabei enorm brutal und blutig sind.
Das Hardcover wirkt dabei sehr schmuck und wertig produziert, ganz so wie man es von CrossCult gewohnt ist. Auch die Aufmachung im Inneren kann sich sehen lassen, schöne Trennungen der einzelnen Kapitel finden sich hier ebenso, wie eine umfangreiche und ansehnliche Cover-Galerie.
Fazit:Gleich vorweg: ich bin ein Liebhaber des Original-Robocop-Films und mag ihn auch heute noch, wenn er auch technisch mehr als veraltet ist. Deswegen punktet Frank Millers ursprünglich angedachte Fortsetzung bei mir natürlich auch schon irgendwie automatisch. Trotzdem überzeugt der Comic auch mit dem nötigen objektiv betrachtenden Abstand auf ganzer Linie, denn die Geschichte glänzt mit ungeschönter und schockierender Kritik an die gesellschaftlichen und politischen Begebenheiten der amerikanischen Spätachtziger. Natürlich muss man das im Hinterkopf halten, denn auch wenn der Comic optisch ein wenig an die heutige Zeit angepasst wurde (beispielsweise gibt es schon kleine Handys etc), so begründet sich der Grundtenor der Geschichte eben in den 80er Jahren. Optisch überzeugt das Ganze ebenfalls, wenn auch hier und da mal eine Seite auf den ersten Blick ein wenig verwirrend und überladen erscheint. Robocop-Fans kommen hier defintiv voll auf ihre Kosten und bekommen neben dem aktuellen Remake hier geballte Kost hinsichtlich des metallischen Gesetzeshüter. Top!
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