Links zur Rezension Inhalt:Dieser Band der "Before Watchmen" Reihe ist eine Kurzgeschichtensammlung. In der ersten Geschichte dreht sich alles um den Schurken Moloch, der zum Erzfeind der Watchmen avanciert. Mit Hilfe seiner "Magie" verübt er schwere Verbrechen und gerät damit ins Visier der Watchmen, was für ihn fatale Folgen hat. Dann ist da Dollar Bill, jener Held, der eigentlich nur von einer Bank zu Werbezwecken angeworben wurde um den Helden zu mimen. Doch durch seine Rolle rutscht er tatsächlich in das Heldentum und endet damit auf tragische Weise. In der dritten Geschichte geht es um den "Crimson Corsair" - der fliegende Holländer - jener Kapitän, der sich die Seelen der ertrunkenen Seefahrer holt. Als Gordon McLachlan auf fliegenden Holländer landet, beginnt für ihn eine albtraumhafte Odyssee, bei der es um nichts weniger als um seine Seele geht...
Meinung:Im Gegensatz zu allen vorigen Sammelbänden der "Before Watchmen"-Reihe (Reviews ebenfalls hier im Gate zu finden), die sich jeweils um die Vorgeschichte eines bestimmten Watchmen-Heroen gedreht hat, gibt es in "Crimson Corsair" drei mehr oder weniger kurze Geschichten, die von drei Charakteren aus dem Watchmen Universum erzählen. Dabei sind Moloch und Dollar Bill durchaus bekannte und "reale" Charaktere der Watchmen-Welt, wohingegen die dritte Geschichte, nach der der Band auch benannt ist, auf einer Comic-Reihe basiert, die im Watchmen-Universum als beliebt gilt: "Tales of the Black Freighter".
Wie auch immer, die Origin-Story von Moloch ist gut gelungen und dabei ansprechend erzählt. Sie gibt Einblick in die widrigen Umstände, die dazu führen, das Moloch einer der gefürchtetsten Verbrecher des Watchmen-Settings wird und man neigt sogar dazu, Mitleid mit dem Kerl zu haben, denn letztendlich ist er von Anfang an durch eine Entstellung vom Leben gezeichnet, was seinen Werdegang vorprogrammiert. Dabei ist Moloch ein ziemlich intelligenter Mensch und mit seiner angeblichen "Magie" kommt er irgendwann darauf, kapitale Verbrechen zu begehen. Worauf das Ganze letztendlich hinausläuft, weiß man als Kenner des originalen Watchmen-Comics sicher, aber trotzdem ist es interessant, wie verschiedene Ereignisse und Entscheidungen letztendlich zu den Ereignissen in Watchmen führen.
Die Dollar Bill ist ein wenig anders, wenngleich nicht weniger tragisch. Allerdings ist der spätere Dollar Bill nicht wie Moloch vom Leben gezeichnet, sondern aus eigener Schuld in seiner miesen Lebenslage. Als das Angebot der Bank an ihn herangetragen wird, kann er eigentlich nicht anders als zuzusagen, denn sehr viel Geld winkt. Die Story zeigt dann aber recht ansprechend, wie eine Rolle jemanden so verändern kann, das er selbst glaubt, dieses Alter Ego zu sein, obwohl er es eigentlich gar nicht will. Allerdings geht das Ganze (bekanntermaßen) recht tragisch zu Ende, denn schließlich ist Dollar Bill kein trainierter Vigilant, sondern ein einfacher Schauspieler. Auch diese Geschichte zeigt sich komplex erzählt und glaubwürdig erzählt, hat ein gewisses Maß an schwarzen Humor und trifft damit sehr gut den Ton von Watchmen. Auch optisch kann die Story mit sauber gezeichneten Artworks und durchdacht inszenierten Panels trumpfen.
Die dritte und letzte Geschichte ist die bereits erwähnte "Crimson Corsair"-Story, die sich an dem Watchmen-fiktiven Comic "tales of the Black Freighter" orientiert, die im originalen Comic immer wieder Erwähnung findet. Klingt zunächst recht interessant und viel versprechend, ist es letztendlich aber nicht. Hauptgrund ist, das die Geschichte enorm verworren und undurchsichtig erzählt wird und man ihr nur schwer folgen kann. Die unsauberen und groben Artworks unterstützen diesen verwirrenden Eindruck nur noch mehr. Prinzipiell wäre das nicht mal so schlimm, aber wie gesagt, auch die Story ist undurchsichtig, macht seltsame Sprünge und auch die Dialoge wirken seltsam. Dabei macht "Crimson Corsair" zunächst den Eindruck einer düsteren "Fluch der Karibik"-Adaption, aber entpuppt sich im weiteren Verlauf als psychodelischer Horrortrip durch die Karibik der Piratenzeit. Schade, denn der Plot hätte durchaus Potenzial, dieser wird aber mit einer lieblosen Erzählung und wenig gefallenden Artworks verschwendet.
Fazit:Die Geschichten-Sammlung "Crimson Corsair" hinterlässt einen gemischten Eindruck. Zwei der drei Stories wissen zu gefallen, denn sie treffen den Ton von Watchmen perfekt und erzählen die Origin-Geschichten zu zwei Nebencharakteren (Moloch und Dollar Bill), ergänzen damit das "Watchmen"-Universum ziemlich gut, vor allem da die Stories anspruchsvoll und komplex erzählt werden und optisch ebenfalls gut aussehen. Manko an diesem Band ist die "Crimson Corsair"-Story, die verwirrend und kaum nachvollziehbar erscheint und in meinen Augen einfach schlecht erzählt ist. Die Grundidee ist dabei gut, aber einfach literarisch wie optisch mies transportiert. So bleibt ein Comicband, der zur Hälfte wirklich hervorragend ist, zur anderen Hälfte aber richtig enttäuschend. Man muss aber sagen, das sich der Band allein wegen den Moloch und Dollar Bill Geschichten für jeden Watchmen-Fan lohnt.
Zur Wertung: Ich habe mich dazu entschlossen dem Comic dennoch eine 3.9 zu geben, denn die beiden Origin-Stories sind wirklich gut und ich sehe "Crimson Corsair" dann nur noch als Beiwerk. Würde ich alle drei Geschichten gleich bewerten und zusammenzählen würde ich wohl nur auf eine 3.0 kommen.
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