Links zur Rezension Inhalt:Vietnam 1970: Der Schütze John Francis Clayton ist seit 13 Tagen in Vietnam und auf seiner ersten Patrouille in den „Boonies“, den umkämpften ländlichen Gebieten des Landes. Hier wird der junge Mann mit der unerbittlichen Härte des seltsamen Krieges konfrontiert, aber auch mit den üblen und verrohten Sitten seiner Kameraden, die keinerlei Gnade oder Mitleid kennen. Während seiner Patrouille drehen sich die Gedanken von Clayton um seine große Jugendliebe und seinen Vater, der Infanterist im 2. Weltkrieg war und dem er durch seine Entscheidung zur Army zu gehen, irgendwie nacheifern wollte.
In einem nächtlichen Feuergefecht mit den Vietcong wird der komplette Zug von Clayton getötet und er selbst schwer verletzt. Eigentlich hätte seine Lage aussichtslos sein sollen, doch dann wird Clayton Zeuge, wie eine Horde von Schimpansen, gekleidet wie amerikanische Soldaten mit ihren Waffen den Trupp der Vietcong erbarmungslos töten, um sich dann um ihn und seine Verwundung kümmern. Sie nehmen Clayton in ihren Trupp auf, weiß er doch zumindest mit einem Feuerzeug umzugehen, und kann ihnen ihre Zigaretten anzünden.
Ursache für die geheimnisvolle Truppe von Schimpansen, die ihren eigenen Krieg im Dschungel gegen den Vietcong führen, könnte ein Experiment des deutschen Forschers Dr. Heisler und dessen Bruder im Auftrag der U.S.-Army sein, die im Dschungel von Vietnam durchgeführt wurden. Da man bereits seit geraumer Zeit nichts mehr von der Forschergruppe gehört hat, macht sich Dr. Heisler mit einem kleinen Tross Soldaten auf den Weg in den Dschungel, um nach der Forschergruppe zu suchen, die von seinem gleichnamigen Bruder angeführt wurde.
Während Clayton feststellen muss, das die Schimpansen sogar seine Sprache sprechen und unnachgiebige Kämpfer sind, die einen Guerillakrieg gegen den Vietcong führen, berichtet Dr. Heisler unter dem Einfluss des zerstörten Basislagers seines Bruders und der zahlreichen Toten von den Experimenten an den Menschenaffen.
Schreibstil & Artwork:Brahm Revel wurde am 19. November 1977 in einem alten Hafenbezirk von San Francisco geboren und wuchs auch dort auf. Die Mutter von Brahm war sehr kreativ und ermutigte ihn zum Zeichnen. Bereits in jungen Jahren entdeckte er Comic-Reihen wie „Tim und Struppi“ und „Asterix“ für sich und so begann eine Zeit, in der es stets Comics in seinem Leben gab. Es sollte allerdings noch es bis zur sechsten Klasse dauern, bis er in einen Comic Laden ging und ihn dort die geballte Ladung der bunten Bilderwelt traf, die ihn sofort süchtig machte. Brahm erkannte, dass es Menschen gibt, die diese Hefte machten und er entschied bereits damals, dass er auch so etwas machen wollte. Mit den Jahren änderte sich zwar sein Geschmack, aber er blieb dem Medium treu und verbrachte viel Zeit damit herauszufinden, wie man diese verdammt unterhaltsamen Comics erschaffen kann.
Nach dem Besuch einer Kunstschule in San Francisco wechselte zum „The Cooper Union College“ in New York, wo er 1999 seinen Abschluss machte. Danach begann er für Larry Fessenden und dessen Produktionsfirma „Glass Eye Pix“ zu arbeiten, wo er eine ganze Reihe von Projekten betreute: Storyboards, Pre-Production-Design oder Animatic. Brahm arbeitete aber auch für verschiedene andere Film- und Animationsunternehmen, zu denen unter anderem Venture Bros. von Cartoon Network gehörten.
Die Reihe Guerillas ist das erste eigene Projekt und zugleich auch der erste Versuch als Szenarist. Nach dem großen Erfolg der Reihe eröffneten sich für Brahm neue Möglichkeiten und so arbeitet er zur Zeit als Zeichner und Szenarist für Marvel Comics, für die eine Marvel Knights: X-Men Mini-Serie entsteht.
Als Autor präsentiert Brahm Revel ein ziemlich ungewöhnliches Szenario über einen Krieg, der Amerika bis heute traumatisiert hat und selbst nach über 40 Jahren in seiner Bedeutung nichts von seiner Aktualität verloren hat. Revel nimmt sich Zeit seinen Protagonisten John Francis Clayton vorzustellen, dessen Gedanken fast wie in einem Tagebuch zu lesen sind. Zu Beginn gibt es noch Rückblicke auf seine Kindheit und Erinnerungen an seinen Vater, die später zu Betrachtungen über das Verhalten der militanten Schimpansen und das eigene Überleben wechseln. Ist es zu Beginn der Begegnung mit den Schimpansen noch schiere Furcht um sein eigenes Leben, schlägt dieses Gefühl nach und nach in Faszination über die seltsamen Wesen um, die in militärischer Kleidung, bewaffnet und permanent am rauchen, durch den Dschungel ziehen und gegen den Vietcong kämpfen.
Zeichnerisch dem fast dem klassischen Normaufbau mit maximal fünf Zeilen pro Seite verpflichtet, versteht es Revel Panels an die jeweilige Perspektive anzupassen und so einen überaus angenehmen Bildlauf zu schaffen, der es dem Leser ohne Probleme ermöglicht der Geschichte zu folgen. Insgesamt stehen sowohl Menschen als auch natürlich die Schimpansen im Vordergrund der Zeichnungen von Revel, die durch ihre ausdrucksstarke Charakterzeichnungen zu einem hohen Wiedererkennungswert der einzelnen Figuren führen. Unterstützt werden die dynamischen Darstellungen durch Action- und Speedlines bei der Darstellung der Kämpfe und den Bewegungen der Schimpansen. Die bis an die Zähne bewaffneten, rauchenden und militärisch ausgebildeten Schimpansen besitzen als einzelne Charaktere einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Jeder Schimpanse besitzt eine eigene Mimik und Darstellung des Köpers, so das man nicht nur in den Action-Sequenzen nie den Überblick verliert.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung:Der All Verlag präsentiert einen qualitativ hochwertigen, wenn auch kleinformatigen Hardcoverband, der durch seine gute Verarbeitung überzeugt und seine äußere Gestaltung überzeugt. Die Papierqualität dürfte ein Zugeständnis an die Schwarz-Weiß-Gestaltung des Comics sein und erinnert ein wenig an alte Comic-Hefte der 50er Jahre. Das wirkt sich allerdings nicht störend aus, sondern unterstreicht vielmehr die visuelle Gestaltung. Natürlich überzeugt auch die gelungene Übersetzung von Peter Liehr, so wie insgesamt die graphische Gestaltung der LetterFactory und Michael Beck. In Sachen Ausstattung ist dieser Band ein Glossar mit typischen Militärausdrücken, wie sie auch in den Dialogen verwendet werde, eine Covergalerie der ursprünglichen drei Einzelhefte, einige Skizzen von Brahm Revel und ein Kurzporträt des Künstlers im Band zu finden. Insgesamt also eine ziemlich runde Sache, auch wenn das Druckbild der Covergalerie nicht sonderlich überzeugend ist. Hier war es wohl drucktechnisch schwierig, die farbigen Cover der Einzelhefte in ein vernünftiges Schwarz-Weiß-Format zu transferieren. Schade um die schöne Idee, die nunmehr durch ihren dunklen Kontrast nur schwer genießen lässt. Das ist allerdings auch schon der einzige Kritikpunkt an diesem Band, der ansonsten bei mir einen absolut positiven Eindruck hinterlassen hat.
Fazit:Das Thema des Vietnamkrieges wurde bereits ausgiebig in etlichen Variationen in Filmen, Romanen oder aber auch im Comic dargestellt, und immer wieder stand die Sinnlosigkeit des Krieges mit seinen menschenverachtenden Methoden im Vordergrund. Was Brahm Revel hier präsentiert verabschiedet sich im laufe der Handlung von den gängigen Klischees über junge GI’s, die ihre Unschuld im Dschungel von Vietnam verlieren und nimmt mit seinen geradezu absurd erscheinenden, kämpfenden Schimpansen in Militärkleidung nebst Bewaffnung eine Wendung, wie man sie nicht erwartet hätte. Auch wenn er einen „deutschen“ Wissenschaftler mit seinen Tierversuchen bemühen muss und alles aussieht, als habe man es mit einem Drehbuch für einen billigen C-Movie zu tun, so überzeugt doch die erzählerische und zugleich zeichnerische Dichte von Revel, der sich ein spannendes und überzeugendes Szenario zurechtlegt, welches sich ungeniert aus den Bereichen SF, Horror und (natürlich) Kriegsfilm bedient.
Das auf den ersten Blick etwas seltsam anmutenden Konzept geht für mich als Leser vollends auf, da es schlüssig dargestellt und hervorragend erzählt wird. Hier merkt man nicht zuletzt die lange Erfahrung von Revel, der einige Jahre in der Zeichentrickbranche gearbeitet hat. Für mich eine mutige Entdeckung des All Verlages, der diese auf drei Bände konzipierte Reihe auch für den deutschen Leser zugänglich macht. Für mich auf jeden Fall eine absolute Empfehlung für Leser, die einmal etwas „ganz anderes“ lesen möchten.
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