Inhalt: (Vorsicht Spoiler!!!)Im News-Text erwähnte ich schon einige Pfunde mit denen der Film wuchern konnte – und dreimal dürft ihr raten was davon sich im Roman findet…
Genau! Absolut nix! Nada! Niente! Die einzigen Elemente, die der Film vom Roman übernommen hat, sind ein Typ namens Scaramanga, der mit einem goldenen Colt Leute umnietet und drei Brustwarzen hat – wobei sowohl die dritte Brustwarze als auch der Colt im Roman keinerlei weitere Rolle spielen. Bleibt also als einziges verbindendes Element ein Killer namens Scaramanga.
Zu äußerer Form und Übersetzung gibt es nicht viel Neues zu berichten. Die Bond-Reihe sieht im Regal umwerfend aus – gerade mit dem gerade erschienenen Sammelschuber für die Bände 1-14. Und die beiden Übersetzerinnen haben sich warmgelaufen, haben sich auf das Genre eingelassen und es gibt wirklich nur Kleinkram zu beanstanden. Echt ne mehr als solide Leistung an diesen beiden Fronten.
Zum Inneren sollte ich besser gar nicht so viel verraten, denn man kennt es aus keinem der Spielfilme. Die Grundannahme ist genau anders herum als im Film. Hier jagt nicht Scaramanga den guten James, sondern James wird auf den vor allem für den Ostblock mordenden Scaramanga angesetzt und hetzt ihm ein paar Seiten von Aufenthaltsort zu Aufenthaltsort hinterher, bis er ihn in einem Hotel auf Jamaika stellt. Ulkigerweise heuert der Berufskiller den britischen Geheimagenten an, um bei einem gerade ablaufenden großen Deal als eine Art Sicherheitssekretär zu fungieren. Warum? Keine Ahnung? Das weiß Fleming ebenso wenig wie Bond, Scaramanga oder ich. Egal – auf jeden Fall ist Bond jetzt mitten im Geschehen und seine Tarnung franst von Minute zu Minute mehr aus und alles steuert auf den unvermeidlichen Showdown zu…
Abgesehen von dieser garagentorgroßen Logiklücke ist der Roman super komponiert und man merkt Fleming auch immer mehr an, dass er wirklich unterhaltsam erzählen kann. Bei den zu Beginn kurz „eingeblendeten“ Hintergrundinfos zu Scaramanga musste ich echt mal schlucken, weil die Begründung dafür, dass er zu einem gewissenlosen Killer wurde, echt auf eine irgendwie spröde Art und Weise bewegend geschildert wurde. Echt großes Herrentennis, Ian! Fazit:Aus diesem Fleming könnte glatt noch was werden. Der Kerl lernt langsam wirklich packend und tight zu erzählen! Man sollte dieses hoffnungsvolle Talent wirklich mal im Auge behalten. Aus einzelnen Elementen seiner Romane lassen sich sicher grandiose Filme zusammensetzen. Aber mal im Ernst: Dieser Roman ist echt ein ordentliches Brett. Da greift eins ins andere. Alles passt und mal wieder bleibt Felix Leiter am Ende – fast schon traditionell – mit einem lädierten Körperteil zurück. Trotz des Handlungsortes Jamaika fehlt irgendwie die exotische Kulisse des Hintergrundes, wie ihn der Film so meisterhaft versprühte. Das ist aber auch das einzige Manko. Wer einen echt harten, fast schon noir-mäßigen Agentenkrimi sucht, der ist hier genau an der richtigen Adresse. |
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