Inhalt:Jazzmusiker Cass Pollack ist auf der Flucht. Die Mafia ist hinter ihm her, die Polizei sowieso, denn er soll seine Frau und sein Kind ermordet haben. Allerdings ist er zumindest in dieser Sache unschuldig. Die transsexuelle Dagmar und die Schauspielerin Beverley stecken ebenso in Schwierigkeiten, denn ihre sexuellen Vorlieben haben dazu geführt, dass es von ihnen eine Videoaufnahme gibt, die besser nicht an die Öffentlichkeit kommen sollte. Als die Drei zusammentreffen schließen sie sich kurzerhand zusammen, um ihre Probleme zu lösen. Doch das ist schwerer als gedacht, denn verschiedene Parteien zwielichte Parteien sind ihnen auf den Fersen…
Meinung:„Black Kiss“ ist kein brandneues Graphic Novel, sondern ein Werk, welches Autor und Zeichner Howard Chaykins bereits in den späten Achtzigern veröffentlicht hat. Aufgrund seiner Offenheit und klaren Darstellung gegenüber sehr kontroverser und anzüglicher Themen im prüden Amerika der 80er Jahre . Dabei ist der Comic eine morbide Reise durch die düstere und „gute“ Gesellschaft Amerikas. Korrupte Polizisten sind hier fast schon das kleinste Übel. Hier hat so ziemlich jeder Dreck am Stecken, allen voran die besser gestellten Herren (und auch Damen) der Gesellschaft, die mit unmoralischen Vorlieben und skrupellosen und Vorgehen, ihre Ziele verfolgen. Im Verlaufe der Handlung werden dann auch eine Vielzahl an prekären Themen ziemlich nahe und ungeschönt beleuchtet: Frauenhass, Rassismus, Korruption, Kapitalverbrechen, perverse Sexpraktiken, um nur ein paar Oberbegriffe zu nennen. Kein Wunder, das dieser Comic seinerzeit für Aufregen sorgte. Aber auch heute ist das nicht weniger erschreckend, auch wenn die Gesellschaft mittlerweile hinsichtlich der Darstellung und Thematisierung deutlich offener geworden ist. Dennoch ist der Comic nichts für schwache Nerven, denn auch die verwendete Sprache geht oftmals weit unter die Gürtellinie.
Von der Thematik einmal abgesehen, wird dem Leser eine rasante, spannende und recht komplexe CrimeNoir Geschichte geboten, die unglaublich viel Spaß macht, gerade weil sie zumeist bitterböse anmutet. Die Charakterzeichnung der einzelnen Protagonisten, aber auch der Nebencharaktere, ist sehr gut gelungen und die Personen erscheinen dadurch sehr plastisch und überzeugend glaubwürdig. Gerade weil es hier auch kein richtiges schwarz/weiß gibt, sondern sich alles im grauen Bereich bewegt, ist das so.
Und auch optisch schlägt der Comic in die gleiche Bresche. Die Artworks sind schwarz-weiß und sauber gezeichnet. Der Detailgrad ist gut und man kann feine Nuancen erkennen, was gerade bei den Gesichtsausdrücken der Personen hervorsticht. Schöpfer Chaykin versteht es dabei mit Licht und Schattenwurf perfekt zu spielen und die Atmosphäre, die diese gerade in der monochromen Optik erzeugen, hervorragend auszunutzen. Überzeugend ist dabei auch die Darstellung der Personen, denn die Damen hier, sind echte Femme Fatales und die Männer spiegeln ihre Männlichkeit in aller Grausamkeit und Echtheit wider.
Fazit:Auch wenn „Black Kiss“ schon 25 Jahre auf dem Buckel hat, hat der Comic nichts, aber auch wirklich nichts von seiner Faszination verloren. Auch heute noch ist die Story schockierend brutal, sexistisch, abwertig, pervers und thematisiert Tabu-Themen ohne Ende. Zugegebenermaßen sind wir heute offener als damals, als dieser Comic gerade in den USA für riesiges Aufsehen gesorgt hat, aber dennoch schluckt man auch heute noch beim Lesen des Comics. Die Story an sich ist komplex und spannend und weiß auf ganzer Strecke zu fesseln. Einer der besten Comics, die 2014 erschienen sind und eigentlich ein Muss für jeden, der düstere und abgefahrene Comics mag, denn auch optisch überzeugt das Werk vollkommen. Aber Vorsicht, der Comic ist hart und nichts für zarte Gemüter. Exzellent!
Anmerkung: Es gibt auch noch einen zweiten Band zu Black Kiss. Leider habe ich aber übersehen, diesen zu bestellen und kann demnach nichts dazu sagen, wenn der aber nur halb so gut ist, wie dieses Werk, dann muss man ihn ebenfalls haben.
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