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Waisen 3 – Der Mann mit dem Gewehr
Bewertung:
(4.8)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 10.02.2015
Autor:Emiliano Mammucari, Massimo Carnevale, Roberto Recchioni
Typ:Comic
Setting:Waisen / Military-Sci-Fi
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-86425-392-8
Inhalt:208 Seiten, Hardcover, 16x21 Format
Preis:16,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Raul, genannt "der Eremit", ist der beste Scharfschütze, den die Streitkräfte der fast dezimierten Menschheit gegen die Aliens ins Feld schicken können. Doch der Mann, der sein Gewehr nie aus den Händen lässt, trägt ein dunkles Geheimnis mit sich, denn er hat etwas entdeckt, das in vor einer gewichtige Entscheidung steht. Währenddessen geht der Feldzug gegen die seltsamen Spektren zu Ende und auch hier tun sich einige Fragen auf. Die Professorin will reinen Tisch machen, deswegen schickt sie Rey, den sie im Verborgenen zu einem Monster herangezüchtet hat, runter auf den Planeten mit nur einem Ziel… er soll die Leiche von Ringo mitbringen…

 

Meinung:

„Waisen“ öffnet sich mit jedem Band mehr und mehr. Was zu Anfang noch nach einer relativ stringenten Story um eine Alien-Invasion und den daraus resultierenden Rachefeldzug im Stile eines Starship Troopers aussah, entpuppt sich nun mehr und mehr als komplexer und verschachtelter Plot, der mehr Facetten als ein geschliffener Diamant aufweisen kann. Dabei bleibt die Erzählweise dieselbe und bewegt sich somit auf zwei Zeitlinien – eben die der jugendlichen Waisen während ihrer gnadenlosen Ausbildung und die des Feldzuges etwa 15 oder 20 Jahre später. Schon allein das sorgt für Dynamik. Dabei zeichnen sich gewisse Tendenzen ab. Beispielsweise wird das Training immer gnadenloser und tödlicher, beispielsweise müssen die Rekruten sich ohne Waffen in der Wildnis gegen Schwerverbrecher behaupten, denen versprochen wurde, dass sie frei kommen, sollten sie die Kids töten. Außerdem werden jene gnadenlos aussortiert, die sich nicht an die Regeln halten. So auch Rey, der handgreiflich gegenüber Sam wird und eigentlich exekutiert werden müsste. Doch die Professorin hat noch ein Geheimprojekt am Laufen in das sie den skrupellosen Rey aufnimmt.

 

Auf der anderen Zeitlinie geht es dann richtig zur Sache, denn der finale Feldzug gegen die Spektre-Aliens findet statt. Doch Eremit macht dabei eine seltsame Entdeckung, die nicht eine ganze Menge neue Fragen aufwirft. Für den Leser zeichnete sich ja schon in Band 2 langsam ab, das noch mehr hinter dieser ganzen Invasionssache steckt und auch hier gibt es neue Häppchen, die darauf schließen lassen, bis es am Ende des Bandes zu einer enormen Enthüllung mit dazu gehörigem Cliffhanger kommt.

 

Die Macher erzählen ihre Story dabei sehr geschickt. Was im ersten Band noch relativ langsam begonnen wurde, nimmt jetzt mehr und mehr Fahrt auf, glücklicherweise aber ohne sich dabei zu überschlagen. Immer noch wird sehr viel Wert auf das Storytelling gelegt und das wirkt sich ebenfalls positiv auf den Spannungsbogen und auch auf die Charakterzeichnung aus, denn auch der Zwist und die Probleme innerhalb der Gruppe werden adäquat transportiert. Angenehm ist dabei aber, das trotz aller Komplexität der Handlung, der Leser nie überfordert wird, weil eben auch immer wieder offene Fragen beantwortet werden.

 

Optisch lässt sich nun eine Linie erkennen (oder besser ich habe das erst jetzt bemerkt), denn jeder Band wurde von einem eigenen Zeichner umgesetzt. Das bedeutet, dass pro deutschen Comic in der Regel zwei Zeichner am Werke waren, denn die deutschen Veröffentlichungen umfassen immer zwei der italienischen Bände. Nach dieser Erkenntnis hat eine kleine Recherche im Netz der Netze, dann auch einige Infos dazu hervorgebracht und zwar, das - wie erwähnt - eben für jeden italienischen Band (der erste Zyklus umfasst seiner 12 davon) ein anderer Zeichner zuständig ist, diese aber viel engere Richtlinien vorgelegt bekommen, so dass letztendlich die Zeichenstile zwar leicht unterschiedlich sind, aber dennoch sich ziemlich ähnlich sehen. Damit wird die Konsistenz der Optik gewahrt und trotzdem können die jeweiligen Zeichner individuell bleiben. Das funktioniert überraschend gut und bisher sind mir keine so großen Unterschiede aufgefallen, wie es sie gerne bei US-Comics gibt (ich denke da nur an die Wonderland-Reihe oder diverse Superhelden-Serien).

Abschließend bleibt zur Optik noch zu sagen, das auch die in Band 3 wirklich toll aussehen und vor allem dynamisch und rasant wirken. Die Kolorierung rundet dabei diesen hervorragenden Eindruck ab, denn sie gibt den detailreichen und vielseitigen Artworks genau die richtige Atmosphäre.

 

Fazit:

Wow, wow, wow. Ich hätte wirklich nie gedacht, dass mit diese italienische Sci-Fi Serie so sehr gefallen wird, aber so ist es. „Waisen“ ist schlichtweg ein Kracher, der mit jedem Band gefühlt noch besser wird, weil die Story immer komplexer und vielschichtiger wird, dabei aber nicht undurchsichtig bleibt. Im dritten Band werden daher auch einige Fragen aufgedeckt, aber es kommen auch einige neue dazu und vor allem wird mehr und mehr klar, das hinter dieser ganzen Alien-Sache noch was ganz anderes zu stecken scheint. Die Macher schaffen es erzählerisch, wie optisch ein unglaublich dichtes und episches Ambiente zu erzeugen, was nicht zuletzt auch durch die quasi cineastische Inszenierung erreicht wird. Hervorragend!