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Golden Dogs - Fanny
Bewertung:
(3.4)
Von: Martin Möller
Alias: Goemoe
Am: 16.12.2015
Autor:Stephen Desberg, Griffo
Übersetzer:Horst Berner
Typ:Comic/Graphic Novel
Setting:Vitktorianisches England
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-95798-451-7
Inhalt:56 Seiten, Hardcover, übergroßes Albumformat(230 x 320mm)
Preis:13,99
Sprache:Deutsch

Inhalt

England im Jahre 1820. Die Kindheit des Mädchens Fanny endet an dem Tag, an dem sie vor ihrem Vater davon laufen muss, um dem Tod zu entgehen. Eine Kutsche bringt sie nach London und der Kutscher zeigt dem Mädchen, womit Fanny Männer bezahlen kann. Der Weg nach London führt Fanny direkt in die Prostitution. Doch sie ist clever, hübsch und selbstbewusst. Feuerrote Haare sind zudem auffällig und das zahlt sich aus. Ein Straßengauner mit dem Wunsch nach Höherem und einer gewissen Bildung führt Fanny vor Augen, wie man auf der Straße zu etwas kommt. Sein Name ist Orwood und er hat einen Plan. In einem Land, in dem die Reichen und Mächtigen sich quasi ihre Regeln selbst machen, muss man sich anpassen. Die Reichen haben genug, Orwood möchte daran teilhaben, so wie andere erfolgreiche Gauner. Die Black Birds, so nennt sich eine Gruppe Gauner, die erfolgreich in London Kutschen von Reichen überfällt - ohne Zeugen zu hinterlassen - erfreuen sich in den armen Gegenden der Stadt eines gewissen Rufs. Fanny hat schon üble Erfahrung mit ihnen gemacht. Diese Erfahrung mag sie auch motiviert haben, dem Straßengauner Orwood zuzusagen, mit ihm und zwei weiteren zwielichtigen Gestalten zusammen eine Gang zu gründen.

 

Sie wollen mindestens so erfolgreich wie die Black Birds werden, aber subtiler vorgehen und durch List, Geschick und vor allem Teamwork noch besser werden als die Konkurrenz. Sie nennen sich die Golden Dogs und sie brechen auch gleich bei ein paar noblen Herrschaften ein, um ihr Teamwork zu testen. Denn das ist das Prinzip, nach dem Orwood seine Gruppe formen will. Vier Personen mit besonderen Talenten sind als echtes Team nur schwer zu schlagen. Das bleibt natürlich nicht unbemerkt und neben einer Gruppe von Reichen und Mächtigen mit merkwürdigen Hobbies, gibt es da ja auch noch die Black Birds, die Profischläger, die es nicht gerne sehen, wenn es auch andere auf ihre Beute abgesehen haben.

 

Schreibstil & Artwork

Der Zeichenstil von Griffo fängt das Derbe der Zeit und der Gesellen der Geschichten sehr gut ein. Auch die Farbgebung ist sehr stimmig gewählt. So verzichten die Autoren nicht nur auf grelle Farben, sie halten auch die gesamte Geschichte im Halbschatten oder im Kerzenlicht, in dem die Protagonisten von Golden Dogs zuhause sind. Fanny, die Hauptperson des ersten Bandes wird schlicht aber treffend beschrieben, wie man sich das Schicksal eines Mädchens vorstellt, das schlau genug ist, sein Schicksal zu erkennen, anzunehmen und auszunutzen. Das ist beileibe kein Comic für Feministen. Frauen kommen in diesem Band nicht gut weg, aber wir haben auch London im 19. Jahrhundert. Fanny jedenfalls arrangiert sich mit ihrer Situation und lernt die anderen Protagonisten kennen. Das ist vom Autor Stephen Desberg gekonnt umgesetzt worden. Die Figuren haben genug Tiefe, die Geschichte ist nachvollziehbar und wenn man weiß, dass noch andere Bände folgen, passt alles zusammen. Das Material ist hochwertig und anders als bei den Paperbacks vom Panini Verlag haben wir im vorliegenden Hardcover auch Seitenzahlen bekommen, die das Weglegen und spätere Weiterlesen erheblich vereinfachen. Die Übersetzung macht ebenfalls einen guten Eindruck.

 

Fazit:

Wenn das bislang alles ein wenig nüchtern klang, dann deshalb, weil der Band auch ein wenig nüchtern nachwirkt. Die Figuren passen, das Setting wirkt glaubhaft, die Motivation der Protagonisten ist nachvollziehbar, einzig die Spannung beim Leser will nicht so recht aufkommen. Ich bin Steampunk Fan und mag Geschichten aus der viktorianischen Zeit - auch wenn Golden Dogs streng genommen kurz davor angesiedelt ist. Außerdem hat die Geschichte keinerlei Steampunk Elemente. Es ist eine Geschichte, die - plump gesagt - Verbrecher bei der Arbeit beschreibt, ohne, dass es einen besonderen Clou oder einen kriminalistischen Spannungsbogen gibt. So etwas fühlt sich halt eher nüchtern an. Es wird zwar darauf hingewiesen, dass einer aus der Gruppe diese später wohl mal verrät, aber die Autoren vergessen, dem Leser einen Grund zu geben, dass es einen berührt, oder dass man mit einem der Protagonisten mitfiebert. Ungewöhnliche Katzenmotive bei den Reichen an der Wand und gleichzeitig am Spazierstock von Orwood reichen da als unterschwellige Mystik nicht aus.

 

Trotzdem ist es definitiv kein schlechter Comic. Die Zechnungen sind detailiert, ohne zu überzeichnen. Das leicht Frivole dieser Zeit wird unaufgeregt mit dargestellt. Die gesamte Handwerkskunst der beteiligten Künstler ist jederzeit auf hohem Niveau und so bleibt zu hoffen, dass die Geschichte, die im Hintergrund lauert, in den nächsten Bänden weiter an Fahrt aufnimmt. Der zweite Band wird dann Orwood gewidmet.