Inhalt:Das harte Leben in Detroit hat Roscoe und seine Freunde geprägt. Und obwohl Roscoe das Herz am rechten Fleck hat, landet er schließlich hinter Gittern. Dort verleihen ihm Pillen der neuen Droge MPH die Fähigkeit, sich schnell wie der Blitz zu bewegen – und damit verändert sich alles für Roscoe, sein Freundin Rosa und seinen besten Kumpel Chevy. Mit krimineller Höchstgeschwindigkeit erfüllen sie sich den amerikanischen Traum von Glück und Reichtum und niemand kann sie offenbar aufhalten. Zumindest solange, wie sie genügen Pillen haben und den Behörden davon rennen können….
Meinung:Mark Millar gehört zweifelsohne zu den größten Comic-Autoren der heutigen Zeit und hat mit sich gerade durch ausgefallene Ideen nicht zu Unrecht einen Namen gemacht. Man denke nur an so Werke wie „Kick-Ass“, „Wanted“ oder „Nemesis“, aber auch an die vielen Reihen, die er beispielsweise für DC und Marvel erdacht hat. „MPH“ ist einer seiner jüngeren Genie-Streiche und schlägt dabei in die gleiche Richtung, wie die Geschichten, die in seinem eigenen Millarworld-Universum angesiedelt sind. „MPH“ setzt sich grob mit der immer wieder aufkehrenden Frage, „was macht man wenn man Superkräfte hat“ auseinander, eine Thematik, die Millar schon mehr als einmal in den Fokus einer Erzählung genommen hat, aber nie in derselben Weise. So unterscheidet sich auch „MPH“ von seinen vorigen Werken und zeigt, was drei Menschen wohl mit Superkräften machen, die den Klauen des Ghettos in dem sie aufgewachsen sind, nicht entkommen konnten.
Dabei ist es bezeichnend, dass gerade Roscoe, der im Fokus der Dreier-Truppe steht, eigentlich vom Kern her ein guter Kerl ist und die Dinge richtigmachen wollte, es aber aufgrund seines Umfeldes einfach nicht geschafft hat. Sicherlich eine Begebenheit, die gerade in den Großstädten Amerikas nicht gerade selten sein dürfte. Irgendwie ist es dann auch nicht verwunderlich, das Roscoe (und seine Freunde) die Chance ihrer Superkräfte nutzen, um sich ein schönes Leben zu machen. Natürlich geht das nicht lange gut, denn die Behörden schlafen nun ja auch nicht und so spitzt sich die Lage bald zu, vor allem, da die MPH-Pillen immer weniger werden.
Interessant ist, mit welchen Ansätzen und überraschenden Wendungen Millar die Geschichte erzählt, denn am Ende ist man schlichtweg baff. Es sind Dinge geschehen, die man sich so anfangs nicht gedacht hätte, die aber im Angesicht der gesamten Story einen logischen Kreis bilden. Dabei ist der Plot vielschichtig und tiefgehend, hat viele Facetten und plastische Charaktere und übt darüber hinaus auch durchaus Kritik an der heutigen amerikanischen Gesellschaft.
Optisch sorgt Fregedo dafür, dass Millars Story nahezu perfekt umgesetzt wird. Zwar ist sein Stil hier und da gerne etwas gröber, aber dort wo es drauf ankommt, zeigt sich der Künstler von einer sehr detaillierten Seite. Die einzelnen Panels haben unglaublich viel Dynamik und transportieren die Geschwindigkeit – und das ist im wahrsten Sinne des Wortes gemeint – des Comics absolut erstklassig.
Fazit:Mit „MPH“ beschäftigt sich Mark Millar einmal mehr mit der Phrase „Mit großer Macht, kommt auch große Verantwortung“ – so oder so ähnlich zumindest, denn hier zeigt Millar auf, was Menschen tun können, die plötzlich Superkräfte bekommen, die aber aus so ärmlichen und schweren Verhältnissen kommen, dass sie nicht zu den üblichen Superhelden werden, sondern die Kräfte für ihr eigenes Wohl nutzen. Die Story ist vielseitig komplex und hat ist dabei unglaublich fesselnd, so dass man den Comic quasi verschlingt. Dabei gibt es immer wieder interessante Überraschungen und Wendungen, so dass es bis zum Ende hin absolut spannend bleibt. Millar liefert gerne außergewöhnliche Werke ab und auch MPH ist genauso ein Sahneteil. Oberklasse!
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