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Midnight: City of Shadow
Bewertung:
(2.3)
Von: Markus Busse
Am: 13.05.2004
Autor:Anthony Pryor
Typ:
System:d20 v3.5
Setting:Midnight
VerlagFantasy Flight Games
ISBN/ASIN:1-58994-147-0
Inhalt:62 Seiten, Softcover
Sprache:Englisch

City of Shadow

Vorbemerkung:

Im Folgenden werden für Klassen, Völker und feststehende Begriffe die jeweils englischen Varianten benutzt, da es sich auch um ein Buch in der Englischen Sprache handelt.

„City of Shadow – A Sourcebook for Theros Obsidia“ ist das neue Quellenbuch für das Midnight-Setting aus dem Hause Fantasy Flight Games. Es umfasst insgesamt fünf Kapitel, die sich auf 62 Seiten verteilen und auf die im weiteren Verlauf dieser Rezension näher eingegangen wird.

Bei dem Werk handelt es sich um Buch im Softcover-Format, dessen fantastisches Cover, gezeichnet von Scott Schomburg, die Stadt Highwall, den Turm Theros Obsidia und einige Orks bzw. Legate mit den dazugehörigen Astiraxen zeigt. Für das Artwork im Inneren des Buches sind David Griffith, Cos Koniotis und Anneth Lagamo verantwortlich und es ist insgesamt als sehr gut zu bezeichnen.

 

Die Geschichte Highwalls

Im ersten Kapitel, das drei Seiten umfasst, wird die Geschichte von Highwall im Verlauf der Jahre aufgeführt.

Eine kurze Zusammenfassung:

Ursprünglich wurde Highwall als ein reines Kloster auf den Klippen hoch über der Sea of Pelluria gegründet, in dem Gelehrte aller Völker Wissen studieren und austauschen konnten. Es wurde als freie unabhängige Stadt deklariert, ohne richtigen Herrscher. Schon bald entwickelte sich die Stadt zu einer blühenden Metropole, die auch die verschiedenen Zeitalter der Veränderung schadlos überstand.

Erst mit dem Erwachen Izradors geriet die Highwall in Bedrohung. Konnte der erste Angriff der Schatten unter dem Dämon Mizellahn und seinen Schergen noch abgewehrt werden, so waren die Verteidiger auch nach Jahren noch so geschwächt, dass sie dem endgültigen Sturm von Izradors Schergen, der sowohl die strategische wie auch symbolische Bedeutung der Stadt erkannte, nicht standhalten konnte. Unter Führung des Drachen Zardrix und mit der Unterstützung der anderen Night Kings und unendlichen Horden von Untoten, Orks und Dämonen fiel die Stadt in kürzester Zeit und wurde vollkommen zerstört, auch die einst so stolze Akademie der Gelehrten.

In den folgenden Jahrzehnten wurde der schwarze Turm Theros Obsidia errichtet und heute ist die eigentliche Stadt nur noch eine Ansammlung von Ruinen, beherrscht von Orks und Legaten. Highwall ist der Wohnsitz der Night Kings und Gerüchte besagen, dass die Essenz Izradors im Theros Obsidia lebt. Highwall ist die Hauptstadt des Bösen geworden.

 

Highwall

Das zweite Kapitel (22 Seiten) beschäftigt mit der Stadt Highwall. Eine nummerierte Karte, wie man sie aus verschiedenen Abenteuern kennt, zeigt einen groben Überblick der wichtigsten Gebäude in den Ruinen der einst prächtigen Stadt, deren Blütezeit noch einmal beschrieben wird.

Dann werden die einzelnen auf der Karte angeführten Punkte dargestellt. Dies erfolgt meist in kurzen Abschnitten mit sehr sparsamen Details, wo wirklich nur das Nötigste erwähnt wird.

Hiervon gibt es einige wenige Ausnahmen, wie etwa „Basko´s Inn“, eine von einem Gnom geführte Kneipe, die mit einer zusätzlichen Karte und den dazugehörigen Beschreibungen versehen ist.

Leider beschränken sich solche Details wie auch die Werte einiger NSC wirklich nur auf wenige der aufgeführten Orte. Dann jedoch sind die Ausführungen, wie etwa bei den verschiedenen in den Barracken Orkstämmen oder der Blackwood Company (einer 1000 Mann starken Truppe von abtrünnigen Elfen unter dem Kommando einer Elfenkämpferin), sehr stimmig detailliert.

Fraglich ist natürlich, ob man den „Temple of the Shadow“, den wichtigsten Tempel Izradors in dieser Stadt, auf knapp 1,5 Seiten zusammenfassen muss.

Positiv fällt auf, dass auch Beispiele für das „normale“ Leben in Highwall gegeben werden, wie etwa das Bordell von Inythra, einer ebenfalls abtrünnigen Elfin.

Nach der Beschreibung der Örtlichkeiten wird kurz auf den Widerstand in Highwall eingegangen und ein NSC, „The Beggar King“, wird eingeführt. Er gehört dem Orden der „Lightbearer“ an, eine PrC, die in einem späteren Abschnitt dieses Buches noch näher ausgeführt wird.

Das Kapitel schliesst mit einer Beschreibung von möglichen Begegnungen innerhalb der Mauern Highwalls und es werden die Werte zahlreicher, meist böser, NSC aufgeführt. Hier findet man vom einfachen menschlichen Schläger über Orktruppen bis hin zu Legaten und Untoten („Fell“) alles, was man an technischen Werten braucht.

 

Theros Obsidia

Das dritte Kapitel (ca. 20 Seiten) widmet sich dem Hauptgebäude in Highwall, dem schwarzen mächtigen Turm Theros Obsidia, das größte Gebäude auf dem ganzen Kontinent Aryth.

Nach einer kurzen Einführung über die Erschaffung und dem Aufbau dieses imposanten Bauwerks, wird erst mal auf die Möglichkeiten von Abenteuern dort eingegangen.

Kurz gesagt: Hier können Charaktere episch zugrunde gehen; eine echte Chance haben sie kaum.

 

Das Gebäude selbst lässt sich in vier Abschnitte unterteilen:

Es gibt den kleineren Theros Obsidia, die Gewölbe unter dem eigentlichen Turm, die Festung am Fuße von Theros Obsidia und den ca. 600 Meter hohen und 50 Stockwerke umfassenden Hauptturm.

Die Vorgehensweise bei den Beschreibungen ist die gleiche wie in Kapitel 2. Es wird eine nummerierte Karte abgebildet und die einzelnen Punkte werden nach und nach abgearbeitet.

 

Der kleinere Theros Obsidia Minor wird auf knapp zwei Seiten aufgeführt. Die einzige detaillierte Beschreibung ist die des Hauptmanns der dort ansässigen Wachmannschaft, Nalthus, einem Legaten der 12. Stufe.

Die Festung am Fuße des Hauptturms wird von wenigen Gebäuden beherrscht, meist Baracken von dort ansässigen Elitewachen, die neben den 13000 in den Ruinen von Highwall lebenden Orks zum Schutz eingeteilt sind. Hier werden auch wieder Beschreibungen und Werte einiger weniger NSC angegeben. Herausforderungsgrade von 16 und höher sind keine Seltenheit.

Auch eine weitere Prestige-Klasse wird eingeführt, allerdings nur auf der Seite der Schatten. Äußerst ärgerlich ist, dass diese nicht im Buch enthalten ist, sondern nur als Download auf der Homepage zu bekommen ist.

Die Katakomben unter dem Turm werden in kürzester Form abgehandelt, mit teilweise sehr knappen Ausführungen von bis zu drei zusammengefassten Ebenen. Lediglich ein NSC wird eingeführt, der Rest wird mit vagen Beschreibungen aufgeführt, aber vieles bleibt im Dunkeln bzw. dem Spielleiter überlassen, dies zu gestalten.

Diese, meiner Meinung nach negative Aufmachung, findet ihren Höhepunkt in den Angaben zum Theros Obsidia Major. Hier werden bis zu acht Ebenen in einen kaum fünf Sätze langen Abschnitt beschrieben, ohne wirklich aufschlussreiche Details wiederzugeben. Dafür hat man dann die Werte einiger Outsider wie etwa Balor oder Hezrou komplett ausgeführt, was meiner Meinung nach nicht nötig ist. Selbst die wenigen, mit Extra-Karten versehenen, Abschnitte bleiben blass in ihren Beschreibungen, so dass man als Spielleiter wohl oder Übel den Turm selbst mit Leben füllen muss.

Sollte es eine Gruppe jemals schaffen, bis auf das Dach des Turms zu gelangen (was aber nach den Beschreibungen eher unwahrscheinlich bis unmöglich ist), wird sie dort von einer Überraschung erwartet....

 

Minions

Das vierte Kapitel ist für mich der beste Abschnitt im gesamten Werk. Hier wird dem Leser ein genauer Einblick in die Struktur der Kirche Izradors geboten.

Im Detail werden die Hierarchie in der Kirche und das Training zum ausgebildeten Legaten aufgeführt. Der Werdegang ist nachvollziehbar und schön beschrieben und auch die Astiraxe und ihre Bedeutung werden noch einmal aufgeführt. Es werden außerdem Ratschläge gegeben, wie man bestimmte Aufstiege in den Rängen der Kirche als Spielleiter einer bösen Gruppe simulieren kann.

Auch eine weitere Prestigeklasse („The Harrowers“), die wiederum nur als Download erhältlich ist, wird erläutert. Hierbei handelt es sich um besonders gewissenlose Diener Izradors, die ausgeschickt werden, Feinde Izradors aufzuspüren und gefangen zu nehmen oder zu töten. Hierzu wird auch im Detail ein Beispiel-NSC aufgeführt (Janavar, Legate 12/ Harrower 8).

Den Abschluss des Kapitels bilden ein Abschnitt über die Intrigen innerhalb der Kirche Izradors und die Vorstellung der 14 sogenannten High Legates, den mächtigsten Individuen neben den Night Kings auf Aryth, und in welcher Stadt diese ihren Hauptsitz haben.

 

Campaigns

Der letzte, sieben Seiten umfassende, Abschnitt des Werkes beschäftigt sich mit Abenteuervorschlägen sowohl für gute wie auch böse Gruppen.

Da Highwall und Theros Obsidia für gute Gruppen ein extrem tödlicher Schauplatz ist, werden nun einige Möglichkeiten aufgeführt, die nicht zum direkten Ableben der Charaktere führt. Vorschläge für Spionageeinsätze, Partisanenkämpfe oder der Raub von magischen Gegenständen sind ebenso gegeben wie etwa die Befreiung von gefangenen Outsidern, die im Kampf gegen Izrador zur Seite stehen können.

Die Vorschläge für böse Gruppen beschränken sich auf die altbekannten Missionen:

Patrouillen, Kopfgeldjagd, Suche nach Artefakten und ähnliches.

Für mich ist dieser Abschnitt allerdings vollkommen überflüssig, da meiner Meinung nach das Midnight-Setting von dem Flair des „Underdog“-Daseins lebt, jedoch wird der ein oder andere Spielleiter trotzdem nützliche Informationen hieraus ziehen können.

Das Buch endet mit der schon vorher erwähnten Prestigeklasse des „Lightbearers“, einer Art Paladin. Ist diese Prestigeklasse im herkömmlichen D&D vielleicht nicht als all zu stark einzuschätzen, ist sie in der Welt von Midnight jedoch sehr mächtig, da sie einige sehr wirkungsvolle Eigenschaften erhält. So kann sie z.B. Heilen und Untote vertreiben, was in einer Welt ohne Priester auf Seiten des Guten sehr sinnvolle Fähigkeiten sind.

 

Fazit:

Vielleicht wird sich der ein oder andere fragen, warum dieses Werk so eine niedrige Wertung bekommen hat.

Hierfür möchte ich einmal einen Abschnitt aus der Beschreibung auf der Rückseite dieses Werkes zitieren:

„The fourth supplement of the award-winning Midnight campaign setting, City of Shadow offers detailed information on the ruined and occupied city of Highwall, a level-by-level description of Theros Obsidia complete with beautiful maps and illustrations, and in-depth information on the Order of Shadows.”

Leider stimmt dies nicht. Der Detailgehalt der Beschreibungen sowohl der Stadt wie auch des Turms sind minimal und eher für Bastler gedacht denn für Spielleiter, die hier ein ausgearbeitetes Quellenbuch für die Hauptstadt des Bösen erwartet haben. Bis auf wenige Ausnahmen werden keinerlei Informationen gegeben, die auch nur im Ansatz in die Tiefe gehen, sondern sie beschränken sich auf kurze Beschreibungen von Örtlichkeiten und Abläufen.

Hinzu kommt, dass ich es, auch im Zeitalter des Internets, für eine glatte Unverschämtheit halte, neue Prestigeklassen einzuführen, die aber noch separat heruntergeladen werden müssen.

Insgesamt bleibt zu sagen, dass der gebotene Inhalt des Werkes beileibe nicht schlecht ist, doch viel zu kurz. Für die Beschreibung einer unwichtigen Stadt mag dieses Werk noch ausreichen; für die Hauptstadt des Bösen ist es maximal eine Bastelanleitung. Wer als Spielleiter gerne selbst gestaltet, wird hiermit, auch aufgrund des recht geringen Preises von $ 14.95, zufrieden sein. Wer aber eine ausgearbeitete Stadt mit vielen Details haben möchte, wird sehr enttäuscht sein.

Ich gehöre zu der letzten Gruppe.