(PDF & Buch-Variante)Erster Eindruck Monster Geographica: Underground (MG:U) wird in einem Ordner mit drei Dateien geliefert. Eine Datei ist nur Front- und Backcover des Buches für die Druckversion. Außerdem gibt es das eigentliche Buch in einer Online- und einer Druckversion. Die Druckversion verkleinert den Inhalt auf DIN A 5 und setzt jeweils zwei Seiten nebeneinander. Da die Online-Version 200 Seiten hat, würde man also das Buch mit doppelseitigem Druck auf 50 Seiten drucken können - eine gute Idee.
Illustrationen Der Inhalt... Moment, was ist mit den Illustrationen? Tja, dies ist ein großer Schwachpunkt des Buches. MG:U hat genau drei Illustrationen. Auf der Front ist ein zweiköpfiger Troll, auf der Rückseite eine Art "Eingeborener", der neben einem Halbling mit Fotoapparat posiert, und auf der ersten Seite gibt es die Zeichnung eines Höhleneingangs. Ansonsten haben sich Expeditious Retreat Press dazu entschlossen, keine internen Illustrationen zu verwenden. Sie erklären dies mit dem Preis des Buches; 200 Monster für 20 Dollar seien ansonsten nicht möglich gewesen. (Die PDF kostet 8 Dollar.)
Sicherlich hätten Illustrationen einen Aufpreis bedeutet, aber andererseits das ansonsten sehr dröge aussehende Buch sicherlich etwas aufgelockert. Besonders Monsterbücher profitieren oft stark von gelungenen Bildern. Andererseits wären mit dem Budget dieser kleinen Firma wahrscheinlich eher schlichtere Bilder herausgekommen, wo keine Bilder dann möglicherweise doch die bessere Wahl sind. In der PDF, die hauptsächlich als Nachschlagewerk dient, kann ich jedenfalls auf Bilder verzichten.
Der Inhalt, Zweiter Versuch Die Idee von Monster Geographica ist so einfach wie genial: Die Autoren/Herausgeber haben Fremdwerke durchstöbert und alle OGL-Monster herausgeschrieben. Aus dieser Sammlung stammen auch die in Höhlen lebenden Kreaturen aus MG:U. Je nachdem, wie viele d20-Werke man also sein Eigen nennt, könnte einem das ein oder andere Wesen bekannt vorkommen; die Monster stammen hauptsächlich aus White-Wolf-Werken wie Creature Collection, Tome of Horrors, etc. Wer also diese Bücher alle hat, sollte zumindest mal einen Blick in das Inhaltsverzeichnis werfen, ob sich der Kauf lohnt. Zusätzlich haben die Autoren jene Monster, die noch aus Zeiten von D&D 3.0 stammen, diese Wesen an die neue Edition angepasst. Der wahre Coup aber liegt in der Organisation und auch den Bookmarks. Neben einem alphabetischen Inhaltsverzeichnis gibt es zunächst einmal auch noch ein Inhaltsverzeichnis nach Typ, dass alle Monster mitsamt Herausforderungsgrad (HG) aufführt. Das Buch selber ist aber nicht alphabetisch angeordnet, sondern eben nach HG. Das bedeutet, die ersten Monster sind HG 1/4, und am Ende des Buches wartet der Quickener mit HG 20. Innerhalb eines HG sind die Monster dann wieder alphabetisch angeordnet.
Ich finde diese Idee großartig, da man ein Monsterbuch ja hauptsächlich zur Inspiration nutzt (ich zumindest). Oft blättere ich diese Bücher durch und schaue, ob ich nicht das ein oder andere einsetzen will. Und oft sehe ich etwas, dass aber dann durch den HG doch wieder nicht passt, oder ich überlese ein passendes Wesen, weil ich nicht daran denke, wo es im Buch steht. Mit der Anordnung nach HG kann ich einfach grob unter der Gruppenstärke beginnen und mich dann langsam hocharbeiten, bis die Monster zu mächtig werden, und habe einen guten Überblick über meine Möglichkeiten. Tatsächlich finde ich diese Anordnung so gelungen, dass ich mich frage, warum sie nicht alle Monsterbücher so arbeiten. Eine absolute Top-Idee!
Bei der PDF-Version hat man jetzt auch die Bookmark-Funktion extensiv genutzt. Es gibt Listen nach HG, nach Typ (mit HG in Klammern nach dem Monsternamen) und nach Alphabet. All diese Listen sind noch einmal unterteilt, sodass man also nicht eine Riesenliste mit Monstern hat, sondern z.B. erst noch den richtigen Anfangsbuchstaben anklicken muss. Die Nachschlagefunktion des Buches wird so in der PDF-Fassung bestmöglich genutzt. Ich suche einen Gestaltwandler mit CR 6? Entsprechend die Liste öffnen und schon sehe ich, dass sich mir zwei Möglichkeiten bieten, außerdem zur Not noch je ein Monster mit HG 5 und 7. Schneller gehts nimmer.
Die Monster selber sind schwer zu rezensieren. Man merkt, dass sie verschiedenen Werken und entstammen und von einer Vielzahl von Autoren geschrieben wurden. Mir sprangen keine groben Fehler ins Auge. Das ein oder andere Mal schien mir ein HG vielleicht zu hoch oder niedrig. Aber dies ist man mittlerweile ohnehin gewohnt und aufgrund des Sammelcharakters des Buches fällt es auch schwer, diese Unsicherheiten auf alle Monster zu übertragen.
Die Monstereinträge beschränken sich jedenfalls auf das Nötigste; anders als bei z.B. Legacy of the Dragons sprangen mir nicht ständig Inspirationen und Ideen ins Gesicht; vielmehr erschienen mir die Monster eher wie Kreaturen, die ihre Arbeit verrichten, anstatt groß auf Flair zu setzen. Ich brauche ein Wesen, das die Spieler verschlucken kann? Finde ich hier problemlos, aber viel mehr darf ich dann nicht erwarten.
Immer wieder finden sich im Buch außerdem Angaben zu "Flora & Fauna" (natürlich mit Bookmarks), die wohl den ansonsten eher nüchternen Statblocks etwas Farbe verleihen sollen. Diese Einträge beschäftigen sich mit Kleintieren oder Pflanzen und sogar mit Höhlenformationen, mit denen man seine unterirdischen Höhlensysteme etwas auffrischen kann. Viele dieser Einträge haben keinen wirklichen Nutzen im Spiel und erscheinen mir für ein solches Buch mehr oder weniger nutzlos. "Showerheads" sind z.B. Steinformationen, die sich kegelförmig herabhängend an der Decke einer subtropischen Höhle bilden - sozusagen umgekehrte Stalagtiten. Und das war es auch an Info. Natürlich kann man das in seinen Beschreibungen verwenden, aber mehr als ein vorübergehendes Nicken der Spieler wird es wohl meistens nicht hervorrufen.
Fazit: Monster Geographica: Underground vereint einige sehr gute Ideen mit einer recht schmucklosen Umsetzung. In der PDF-Fassung ist die Such- und Nachschlagefunktion hervorragend genutzt; das übliche Blättern erfolgt durch die umfangreichen Bookmarks, weshalb das Fehlen von Illustrationen nicht so sehr ins Gewicht fällt. Für Leute, die nicht viele Bücher kaufen, aber trotzdem eine umfangreiche Monsterbibliothek haben möchten, ist diese Buchreihe wahrscheinlich genau das Richtige. Andererseits kommen Vielkäufer vor allem von White Wolf/Sword & Sorcery Studios und in weiterem Sinne AEG wahrscheinlich nicht in den vollen Genuss dieses Buches; womöglich ist für diese das Buch sogar ziemlich überflüssig. Vor allem die Anordnung nach HG und die Suche nach Typ/HG verschaffen MG:U die gute Note. Ausgedruckt ist der Nutzen wahrscheinlich geringer - auch fällt dann das Fehlen jeglicher Illustrationen sehr viel stärker auf. Für Wenigkäufer und Am-PC-Leser hervorragend geeignet. Alle Anderen sollten sich wahrscheinlich überlegen, ob sie das Buch kaufen.
Zur Gebundenen Version Das Buch entspricht genau der Druckfassung, die auch mit der PDF-Datei geliefert wird. Man bekommt also 200 Seiten im DIN A 5-Format. Diese "Taschenbuch-Größe" verstärkt einerseits den Hilfsmittel-Charakter des Buches (als Nachschlagewerk, das man bequem transportieren kann) und führt außerdem dazu, dass man die fehlenden Illustrationen nicht ganz so sehr bemängelt. Andererseits aber fällt hier die Gewichtung des Buches etwas stärker auf, wenn auf Seite 176 gerade erst HG 10 abgeschlossen wird und für die nächsten 10 HGs nur 23 Seiten bleiben. Man muss außerdem feststellen, dass nicht jedes Monster auf einer neuen Seite beginnt. Ohne Bilder kann das doch etwas verwirrend werden, bzw. fällt die Unterscheidung einzelner Wesen etwas schwer. Wie zu erwarten ist daher die Printversion stärker von den Schwächen des Buches betroffen als die PDF-Variante. Die Größe und thematische Beschränkung bewirken jedoch, dass man wahrscheinlich oft nur dieses Buch benötigen würde, anstelle mehrerer Monsterbücher, in denen die Höhlen-Wesen stehen - ein deutlicher Pluspunkt. Gesamtnote 3.1
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