„The Divine and the Defeated“ ist das Götterbuch für das Scarred Lands Setting aus dem Hause Sword & Sorcery. Zugegebenermaßen ist das Buch schon etwas älter, denn es stammt aus dem Jahre 2001 und funktioniert auch noch nach den D20 3.0 Regeln. Dennoch macht eine Rezension Sinn, denn das Buch bildet einen wichtigen Bestandteil der Produktreihe und sollte in keiner Scarred Lands Sammlung fehlen. Leider schwebt aber auch gleichzeitig ein Damokles-Schwert über den Scarred Lands, denn im November 2004 wird das vorerst letzte Produkt dieser Welt erscheinen, denn S&S haben die Scarred Lands ad acta gelegt.

 

Der erste Eindruck:

Der erste Eindruck des Buches ist gut. Das üppige Hardcover präsentiert knapp 230 Seiten in schwarz/weiß, die mit zahlreichen Illustrationen aufgelockert werden. Dabei reicht die Qualität dieser Illustrationen von gut bis sehr gut. Das Buch ist in sieben Kapitel unterteilt. Schon beim durchblättern wird dabei schnell klar, das das Buch wirklich nur für Scarred Lands Spielleiter geeignet ist, denn mindestens 80% des Inhaltes sind kaum in andere Settings portierbar. Aber dazu später mehr. Hier erst einmal der Inhalt der Kapitel.

 

Kapitel 1: History

Dieser Abschnitt ist der Teil, der den größten Ursprung in vorherigen Publikationen hat (bzw. hatte). Hier wird die detaillierte Geschichte von Scarn, eine Übersicht der verschiedenen Titanen und der Götter, sowie die ersten Konflikte (einschließlich der Konflikte zwischen den Göttern und den Slarecians), beschrieben. Wie erwähnt sind viele dieser Sachen schon anderswo beschrieben worden, allerdings nicht in so ausführlicher Form.

 

Kapitel 2: The Divine

Diese Kapitel beschäftigt sich mit den Göttern an sich. Hier wird beschrieben, auf welche Art und Weise sich die Götter auf Scarn manifestieren und wie Spieler ihnen begegnen können. Dies ist auch nicht so weit hergeholt, denn die Götter wandeln relativ häufig in Gestalt ihrer Avatare auf Scarn und sind nicht einfach die unerreichbaren Wesen, die sie in den meisten anderen Welten sind. Außerdem hat jede Gottheit so genannten Heralds und Pages, beides besondere Diener der Gottheiten, über die gegebenenfalls auch eine Verbindung zu dem entsprechenden Gott hergestellt werden kann. In diesem Kapitel werden entsprechenden Spielwerte für Heralde, Pages und auch die Avatare der Götter feilgeboten. Dieser Abschnitt beschreibt aber auch, wie die Götter üblicherweise angebeten werden. Zwar sind die Beschreibungen hier interessant, doch es fehlen einige mehr oder weniger relevante Dinge, wie beispielsweise, wie sich die Kleriker der einzelnen Gottheiten kleiden, ob es besondere große Organisationen gibt und welche Rituale die Diener durchführen. Zwar werden diese Dinge für manche Götter beschrieben, aber leider gibt es keine einheitliche Linie. Hier hätte ich mir auf jeden Fall mehr Details gewünscht. Dennoch ist dieses Kapitel mit guten 80 Seiten mit Abstand das umfangreichste.

 

Kapitel 3: The Demi-Gods

Halbgötter. Auch diese existieren in den Scarred Lands und sie werden hier beschrieben. Im Gegensatz zu den Göttern, sind die Gesinnungen der Halbgötter weitaus gröber gestreut und natürlich sind die Halbgötter nicht so mächtig, wie ihre „großen“ Brüder und Schwestern, was sich auch in ihren Avataren widerspiegelt. Ansonsten sind die Beschreibungen die hier geboten werden, denen in Kapitel 2 sehr ähnlich.

 

Kapitel 4: Divine Gifts

Dieser Abschnitt bietet neue Zauber, sowie neue Domänen inklusive ihrer „Granted Powers“. Die meisten Zauber die hier präsentiert werden, haben durchaus Potential und können sogar mit leichten Modifikationen in anderen Settings benutzt werden. Alles in allem sind die neuen Zauber, sehr gut durchdacht und mit Sicherheit sind einige dabei, die ein Spielercharakter gerne in sein Repertoire aufnimmt. Einige andere sind zwar nett, aber nicht unbedingt für den alltäglichen Gebrauch brauchbar.

 

Kapitel 5: The Earth Mother

Denev, die Erdmutter ist eine besondere Titanin, denn sie ist die Einzige, die sich gegen ihre Brüder und Schwestern aufgelehnt und sich mit den Göttern verbündet hat, um die restlichen Titanen zu bekämpfen. Nach dem Krieg hat sich Denev mit der Welt an sich verschmolzen, um das Land langsam zu heilen. Dieses Kapitel ist einzig und allein Denev und ihrer Gefolgschaft (Avatare, Heralds, etc.) gewidmet und folgt dem gleichen Schema wie Kapitel 2 und 3, auch wenn die Beschreibungen teilweise ausführlicher sind.

 

Kapitel 6: The Defeated

Der Name spricht Bände. Hier geht es um die besiegten Titanen. Im Detail bedeutet das, das hier beschrieben wird, wie die Titanen vor dem Krieg waren, wie sie besiegt wurden und welche Auswirkungen dies auf das Land hatte (wie z.B. im Falle der „Bloodsea“). Außerdem werden die noch existierenden Anhänger der Titanen erläutert und auf welche Art und Weise sie in einigen Fällen versuchen, ihre Titanen wieder zurückzuholen. Dies ist wahrscheinlich auch der Teil des gesamten Buches, der für einen Spielleiter am meisten zu gebrauchen ist, denn er bietet faktisch unendliche Möglichkeiten für lange und umfangreiche Kampagnen.

 

Kapitel 7: The Legacy of the Defeated

Das abschließende Kapitel liefert einige Zauber und “wahre Rituale” für Druiden und Anhänger der Titanen. Auch ein paar neue magische Gegenstände werden angeboten, die einen direktem Bezug zu einem der Titanen haben.

 

Das Buch funktioniert noch nach den D20 3.0 Regeln. Abgeschlossen wird es von einem speziellen Charakterbogen und einigen Seiten Werbung. Letzteres hätte man sich wirklich sparen können, ebenso wie den kurzen Leseauszug aus dem „Champions of Scarred Lands“ Roman.

 

Fazit:

Als großer Fan der Scarred Lands bin ich von diesem Buch sehr begeistert (und ich ärgere mich schon fast das ich es mir nicht weitaus früher zugelegt und durchgelesen habe), denn es bietet sehr viel „Flair“, der ganz speziell für das grandiose Setting ist. Als Spielleiter gefällt mir dabei besonders gut, daß so ziemlich nichts in diesem Buch, direkt für den Spieler brauchbar ist, mit Ausnahme der kleinen Anzahl an neuen Zaubern und Domänen. Leider ist aber auch das gleichzeitig ein Schwachpunkt des Buches, denn man erwartet eigentlich, daß es viele Hintergrundinfos zu den Klerikern der Gottheiten gibt, vor allem Infos dazu, wie sie ihre Götter anbeten, wie sie sich kleiden und welche Ambitionen sie antreiben. All das fehlt leider zum Großteil in diesem Buch. Leider.

Aber das Buch hat dennoch seine guten Seiten, die sich gerade dem ambitionierten Scarred Lands Spielleiter eröffnen. Gerade in den Bereichen der Götter und Titanen ist die Detailfülle sehr hoch angelegt und es finden sich Informationen, die man in früheren Publikationen vermißt hat (dabei aber immer im Hinterkopf behalten, das ich mich hier auf ältere Publikationen beziehe, die vor diesem Buch erschienen sind). Das fehlen der oben genannten Beschreibungen läßt das Buch auch an einer Höchstnote vorbeischlittern, dennoch gehört es in jede SL-Sammlung. Für Nicht-Scarred Lands Spieler ist dieses Buch, mit Ausnahme der Handvoll neuer Zauber, absolut nicht geeignet, denn der Großteil des Buches ist nicht in andere Settings portierbar.