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Horizon: Spellslinger
Bewertung:
(2.2)
Von: Christoph "Buddha" Pyrlik
Am: 17.01.2005
Autor:Kevin Wilson
Typ:
System:D20
Setting:Wilder Westen - Fantasy Crossover
VerlagFantasy Flight Games
ISBN/ASIN:1-58994-111-X
Inhalt:64 Seiten, Softcover
Sprache:Englisch

Die Horizon-Reihe:

Horizon: Spellslinger ist ein 64 Seiten starkes Softcover aus der Horizon Reihe von Fantasy Flight Games. Die Horizon Reihe besteht aus voneinander unabhängigen und in sich abgeschlossenen Kampagnenwelten, die auf lediglich 64 Seiten begrenzt sind. Zu vergleichen sind diese am ehesten mit den Mini-Games aus dem Dungeon Magazin. Der Spielleiter bekommt hier lediglich ein Grundgerüst an Regel- und Hintergrundmaterial zur Verfügung gestellt, bezahlt dafür allerdings auch nur einmalig 15$.

 

Spellslinger:

In Spellslinger wird ein Setting grob umrissen, das aus einer Kreuzung zwischen klassischem Wilden Westen a la Karl May und einer klassischen Fantasy Welt mit Elfen, Zwergen und Magie. Das Buch liefert wie für die Serie typisch eine sehr lose Weltenbeschreibung, so dass der Spielleiter eine Menge eigene Ideen einbauen kann und muss. Ansiedeln lässt es sich prinzipiell überall dort, wo gerade neues Land entdeckt wurde, wie z.B. die Entdeckung Amerikas. Es geht um ein Gebiet namens „The Territorys“, das vor kurzem entdeckt wurde und nun von Vertretern aller klassischen Fantasy-Völker besiedelt wird. Enthalten sind typische Elemente wie etwa Goldrausch, Konflikte mit den Ureinwohnern und Pistolenduelle.

 

Die Aufmachung:

Wie alle Teile der Serie ist das Cover in Farbe gehalten, während man beim Rest mit schwarz-weißen Illustrationen vorlieb nehmen muss. Dieses Manko lässt sich in anbetracht der durchweg hohen Qualität der Illustrationen nur zu gut verkraften. Die Bilder vermitteln eine herrliche Atmosphäre, praktisch kein Bild hat auf mich unpassend oder schlecht gewirkt. Die Bilder vermitteln genau die Stimmung, die bei einem guten Western Streifen aufkommt und die Fantasy-Einflüsse wie Zwerge wirken nie fehl am Platz.

Anscheinend haben FFG aus ihren Layout Fehlern gelernt, denn alles ist sehr gut lesbar und übersichtlich, es gibt keine Schnitzer mehr wie die schlecht zu lesenden Feat-Namen in Horizon:Redline.

 

Der Inhalt:

Im Prinzip teilt sich Spellslinger in zwei Teile, einen Regelteil und einen reinen Hintergrundteil. Die Regeln bekommen dabei ganze 45 Seiten zur Verfügung gestellt, so dass sich der Hintergrund mit den restlichen 17 Seiten auskommen muss, vertretbare 2 Seiten gehen für Werbung und OGL drauf.

Das Buch beginnt mit den in den Territorys lebenden Rassen, bis auf eine Ausnahme allesamt modifizierte PHB Rassen. In dem Kapitel wird auch eine neue Rasse eingeführt, die so genannten Grey Runner. Diese sind die einzigen Ureinwohner der Territorys und stellen somit ein Äquivalent zu den realen Indianern da, wobei die Grey Runner eine Art Wolfsmenschen sind.

Mag der Hintergrund noch interessant klingen, fällt einem beim studieren der Rasseneigenschaften direkt das größte Manko des Buches auf: Absolut miserable Balance.

+2 Str, +2 Dex, +2 Con, +4 Wis wird aufgewogen mit lediglich -2 Int. Ausschließlich weitere Vorteile, die in nicht dispellbaren und spell resistance-ignorierenden Zaubern ihren Höhepunkt finden, und das alles für ein LA von lediglich +1 sieht nicht nur auf dem Papier zu mächtig aus.

Kapitel 2 beschäftigt sich dann mit den Charakterklassen, von denen es allerdings lediglich drei gibt. Der Gunfighter stellt den reinen Kämpfer dar, der unumstritten beste Schütze. Im Gegensatz dazu steht der Maverick, dessen Stärke in den Skills und guten Reflexen liegt. Als letzter im Bunde stellt der Trailblazer einen Mittelweg zwischen den ersten beiden dar gepaart mit einigen Fähigkeiten, die einem das Leben und Überleben in der Natur erleichtern.

Soweit die Theorie, leider sind die Regeln praktisch eine Frechheit. Keinerlei Kompatibilität zu anderen D20 Werken ist gegeben, da so ziemlich alle Grundsätze von gutem Design gebrochen werden. So beginnt der Gunfighter mit einem Base Attack Bonus von +2, alle Klassen sind komplett überladen mit Bonus Feats und Fähigkeiten und es gibt neben guten und schlechten auch durchschnittliche Saves. Positiv fällt lediglich auf, dass Spellslinger ein Armorbonus System verwendet, bei dem die Grundrüstungsklasse mit den Levelaufstiegen ansteigt, so dass die Helden nicht gezwungen werden, dicke Rüstungen zu tragen.

Das nächste Kapitel führt die Magie ein. Um Magie wirken zu können, wählt man auf Stufe 1 ein sogenanntes Brand aus 6 möglichen. Diese sind im Prinzip eine einstufige Klasse, die man auf der ersten Stufe wählen muss, bevor man in seiner eigentlichen Wunschklasse einsteigt. Nebenbei bemerkt hat ein Gunfighter mit Pale Rider Brand auf Stufe 2 schon einen Grundangriffsbonus von +4 …

An Zaubern stehen fast alle PHB Zauber zur Auswahl, auch in einer derartigen Welt sehr mächtige Zauber wie Teleport oder Slay Living. Zugriff auf die Zauber bekommt man durch das wählen von Feats, ein Feat für jeden Grad von 1-6. Hier sollte man auf jedenfall noch Eigenarbeit leisten, da sicherlich nicht jeder Zauber in einem derartigen Setting sinnvoll ist.

In Kapitel 4 werden einige Veränderungen an den Skills vorgenommen. Zum einen werden einige Skills zu einem neuen zusammengefasst, wie z.B. Athletics, der die Skills Balance, Climb, Jump und Swim vereint. Prinzipiell nicht uninteressant und oft diskutiert bringt eine solche Änderung jedoch oft Balanceprobleme mit sich. Gerade zwei sehr mächtige Skills wie Hide und Move Silently noch mal in einen einzelnen Skill zu stecken ist doch eher gewagt.

Außerdem werden mache Skills schlicht umbenannt, wie z.B. Appraise in Bargain. Macht keinen Sinn, den eh schon knappen Platz kann man sicherlich anders besser verwerten.

Darauf folgend wird eine Menge neuer Feats eingeführt, die besonders für Brand-Charaktere und Zauberwirker. Besonders aufgefallen ist mir, dass Improved Critical verändert wurde, und zwar dahingehend, dass nur noch ein Grundangriffsbonus von +4 gefordert wird.

Die Equipment Sektion des Buches gefällt mir sehr gut, die Illustrationen sind hervorragend und selbst die Regeln wirken im Gegensatz zum Rest des Buches einigermaßen durchdacht. Allerdings ist es schwer abzuschätzen, wie sich der doch recht hohe Schaden von Feuerwaffen in Kombination mit den übermäßig starken Spellslinger Charakteren auf das Spiel auswirkt.

Kapitel 6 führt einige neue Regeln ein, die besonders auf die Schusswaffen eingehen. Beispielsweise kann man als Move Action durch Zielen einen Angriffsbonus erhalten oder durch Sperrfeuer seinen Freunden Deckung geben. Auch Duelle und Saufgelage werden erfasst, insgesamt eine nette kleine Sammlung an optionalen Regeln, die durchaus zu überzeugen Wissen und dem Spiel sicherlich eine eigene Note geben können.

Im letzten Kapitel geht es dann ausschließlich um den Hintergrund der Territorys. Auf 7 Seiten wird die Geographie umrissen, die Lebensweise der einzelnen Völker beschrieben, ein wenig über die Geschichte erzählt. Außerdem werden Themen wie Religion, Regierungsform und moderne Transportmittel wie die Gnomische Dampflok abgehandelt.

Zum Abschluss gibt es noch ein paar Monster, die zwar nicht schlecht aber auch nichts Besonderes sind.

 

Fazit:

Die Bewertung ist mir nicht leicht gefallen. Zuerst muss ich sagen wirkt Spellslinger sehr interessant. Es gibt viele schöne Elemente und direkt kommen unzählige Ideen, wie man seinen Lieblingswesternklassiker dort umsetzen kann und seinen Spielern mal etwas völlig neues präsentieren kann. Aus diesem Grund sollte meine Bewertung zunächst auch deutlich höher ausfallen.

Doch beim Schreiben der Rezension ist mir dann erst richtig bewusst geworden, wie mies die Regeln doch umgesetzt wurden. Selten habe ich gesehen, dass die Designgrundregeln so konsequent ignoriert werden. Ein Werk für das es nie Erweiterungen geben wird, sollte genau aus dem Grund kompatibel zu anderen D20 Produkten bleiben. Unabhängig davon ist es Kevin Wilson aber leider nicht einmal gelungen, innerhalb von seinen 64 Seiten ein ausgeglichenes Regelwerk zu schaffen. Spellslinger hat einige nette Ansätze, die aber leider ständig wieder ruiniert wurden.

Also muss ich leider abschließend ganz klar jedem vom Kauf abraten, auch wenn er nur für Zwischendurch mal etwas sucht. Mit diesem Buch wird vermutlich niemand glücklich werden, auch wenn es nur für wenige Spielabende seien sollte.