Lhesot kommentiert: Aus Holz und Stahl geboren, heute für die Schmiede bestimmt – Das Problem mit Kriegsgeschmiedeten
Für den Krieg erschaffen, in den Krieg gezogen, im Krieg zerstört – dies war das Leben eines Kriegsgeschmiedeten und es war gut so. Ihrer einzigen Bestimmung folgend, die Leben der Söhne und Töchter Brelands zu schonen, wateten sie einst in die Schlacht gegen wiederauferstandene Karrnathi und wahnwitzige Theokraten aus Thrane. Sie taten dies gut und ohne zu fragen, ihr Zweck war der Krieg, der Krieg ihr Zweck. Und mit Wegfallen des Krieges erlischt dieser Zweck wie auch ihre Existenzberechtigung.
Warum, frage ich Sie, meine geneigten Leser, gibt es immer wieder Proteste auf den Straßen Sharns, bei denen ehrwürdige Mitbürger aus Fleisch und Blut die Frage ob der zweifelhaften Gleichberechtigung der Kriegsgeschmiedeten stellen? Ich frage weiter: Warum gewährt man einem Ding, das nicht einmal atmen kann und muss, die vollen Rechte eines Breländers, der tagtäglich die freie Luft des Vaterlands atmen darf, will und kann?
Sicher, der eine oder andere von Ihnen mag nun postulieren, dass diese Geschöpfe so etwas wie eine Seele besäßen. Doch rüge ich Sie dafür, meine Damen und Herren, denn welch großartiger Schöpfer vermag bitte so etwas wie eine Seele zu erschaffen? Den Körper zu erschaffen und ihm einige Funktionen zu ermöglichen, dies ist zweifelsohne eine große Meisterleistung – doch ist jene Meisterleistung, wahrhaftiges Leben zu generieren, nie geschafft worden. Warum spräche man denn sonst vom Untode, wenn man an die Heerscharen Karrnaths denkt? Ich stelle diese mechanischen Dinger, die völlig zurecht nur den Namen Kriegsgeschmiedete tragen, auf eine Stufe mit diesen Wesen: Nützlich im Krieg, aber seelen- und damit charakterlos und darüber in den heutigen, glorreichen Friedenszeiten im herrlichen Breland nicht mehr zu gebrauchen und viel mehr noch eine Gefahr! Unlängst hört doch ein jeder mündige Bürger Sharns von den nächtlichen Übergriffen wildgewordener, mechanischer Bestien, die die ihnen innewohnende Gewalt nicht beherrschen können. Sie sind für den Krieg geschaffen und dieser nährt sie – gibt es keinen Krieg mehr, so suchen sie ihn sich, und das auf unseren Straßen!
Nun, so ganz möchte ich diesen Dingern auch nicht den Nutzen in heutigen Tagen absprechen. Sicher gibt es keine ergiebigeren Arbeiter als jene für jede Baustelle oder Schmiede. Sie machen dies wirklich sehr volltrefflich und genau hier sehe ich auch ein weiteres Problem: Mit ihrer seelenlosen Weise stehlen sie guten Bürgern dieser Stadt die Arbeit, sie nehmen ihnen jegliche Grundlage, ihr Leben zu meistern. Und so sehen wir in den tiefsten Ebenen Sharns vor allem eines: Verarmte Sippen gescholtener Breländer, denen die rechtschaffene Arbeit von jenen unsäglich verruchten Wesen genommen wurde!
Führt man sich nun noch vor Augen, dass diese Kriegsgeschmiedete regelmäßig in diesen Tiefen Überfälle und Gewaltakte verüben, so sind sie schlicht als doppelt verwerflich zu betrachten: Sie treiben die treuen Seelen Sharns und Brelands in die abscheulichen, stinkenden Tiefen Sharns, um sie dort abschlachten zu können!
Wenn ich dies alles betrachte, so kann ich nur ein Fazit ziehen, mein geneigter Leser: Die Kriegsgeschmiedeten müssen abgeschaltet werden, allesamt, ohne Ausnahme. Die Einreise jener in unser gelobtes Königreich muss verwehrt bleiben, nein, am besten sollten jene, die bestrebt sind, in unser Territorium einzudringen, an Ort und Stelle eingeschmolzen werden! So würden unsere Straßen sicherer für uns und unsere Kinder, die nach den Grauen des Krieges besser in einer Zeit des Friedens aufwachsen sollten. [sl]
Abenteuer-Hook:
Seit Längerem kursieren Gerüchte um eine gewisse Bande von Kriegsgeschmiedeten, die in den tieferen Ebenen Sharns wahllos Passanten aufmischt und ausraubt. Dies mag tatsächlich so sein, könnte aber auch von einem gekauften Beamten der Stadtwache inszeniert sein, um die Kriegsgeschmiedeten zu verunglimpfen. Mancher könnte nämlich von solch einer Szenerie profitieren und damit sei nicht nur ein gewisser Halb-Elf, Kommentarschreiberling, Aristokrat und Unternehmer Serhko Lhesot selbst gemeint, der eine spezielle Anti-Kriegsgeschmiedeten-Einheit aufstellte, selbstredend nur aus Zuneigung zur Sharner Bevölkerung, um sich zu profilieren und seine Verkäufe so zu steigern. Gewisse Stadtratsabgeordnete nutzen nämlich schon seit Langem die schlechte Stimmung gegen Kriegsgeschmiedete, um sich zu profilieren.
So nehmen die Demonstrationen in den Straßen Sharns zu und wütende Bürger beginnen wahllos Kriegsgeschmiedete auf der Straße zu verprügeln. Viele der Kriegsgeschmiedeten wissen nicht recht, wie sie reagieren sollen und verteidigen sich, ihrem alten Zwecke entsprechend, mit Gewalt, was den Hass nur noch weiterschürt.
Wenn sich nicht bald eine unabhängige Organisation um die Geschehnisse in den Tiefen Sharns kümmert, könnte die Stadt in weiterer Selbstjustiz versinken. Vielleicht ist ein kriegsgeschmiedeter Charakter der Gruppe selbst von den Verunglimpfungen betroffen und sucht nun seinen Namen wieder reinzuwaschen. Vielleicht will aber auch der eine oder andere sinistre Geselle sich die Tumulte zunutze machen, sie gar noch weiter anschüren, um Deckung für seine düsteren Pläne zu ermöglichen.