Gasthaus des Monats: „Zur Seidenschlange“
Wer kennt nicht die Umgebung um die Cassan-Brücke, auch liebevoll „Klein-Schattenmarschen“ genannt. Hier ließen sich die ersten Immigranten aus den Schattenmarschen nieder und gründeten ihre eigene kleine Gemeinde. Ein Großteil der Bevölkerung besteht aus Orks, Halborks und Menschen aus den Schattenmarschen. Deshalb sollte sich der Besucher auch nicht durch die durchwegs zweisprachigen Straßen- und Gaststättenschilder verunsichern lassen. Neben der Gemeinsprache wird dort fast nur orkisch gesprochen – ja viele Bewohner scheinen nicht einmal der Gemeinsprache fähig. Die Gegend hier gehört nicht unbedingt zu den Vorzeigevierteln der Stadt; die kleinen Geschäfte, in deren schummriger Beleuchtung seltsame Gestalten sitzen und auf Kundschaft warten, sehen nicht besonders vertrauenerweckend aus. Auch die ungewöhnliche Architektur – auf Stelzen errichtete Bambushütten – lässt dieses Viertel besonders exotisch erscheinen. Eine weitere Besonderheit des Bezirks: Auf den überfüllten Straßen mühen sich Rikschaziehende Halborks ab, ihre Fahrgäste an das gewünschte Ziel zu bringen. Gasthäuser und fahrende Essenhändler findet man zuhauf . Doch wir suchen das von Haus Ghallanda prämierte Restaurant von Tarakarrnaa, einer halborkischen Immigrantin aus den Schattenmarschen und ausgezeichnete Köchin auf, dass den wohlklingenden Namen „Zur Seidenschlange“ trägt.
Bereits am Eingang schlägt einem eine gewaltige Geräuschkulisse entgegen – plappernde Stimmen auf Orkisch und (mit starkem Dialekt) Gemeinsprache. Davon sollte sich der neue Besucher jedoch nicht abschrecken lassen. Eine kleine Vorwarnung hier: die Leute aus den Schattenmarschen sind beim Essen ziemlich laut und normales Essbesteck wie Messer und Gabel werden Sie hier nicht bekommen. Für Schattenmarscher ist gemeinsames Essen Tradition, es wird starker hausgebrannter Schnapps getrunken (den sie in der einen Hand halten) während man mit der anderen Hand die sogenannten Esstäbchen zum Essen benutzt. Während all dem wird natürlich lautstark debattiert. Das Gasthaus selbst versetzt einen nahezu in eine andere Landschaft. Der Boden ist mit Wasser geflutet und mit kunstvollen Gehsteinen gepflastert. Aus dem Wasser ragen grüne Bambushalme und jeder Tisch steht auf einer eigenen grünen Insel inmitten des Wassers. Im Wasser selbst tummeln sich bunte Fische und auf der Oberfläche Seerosen. Wenn einem die Lautstärke zuviel wird, kann man abseits von den Hauptinseln selbstverständlich –durch magische Stille- abgelegene Tischinseln mieten.
Die Küche der Schattenmarschen ist vielfältig wie ihre Bewohner. Viel Fisch, Meeresfrüchte, Obst und vor allem Reis. Dieser wird zu fast allen Gerichten als Beilage gereicht. Eine besondere Spezialität des Hauses sind Schlangen und Fische, die teilweise sogar roh (natürlich gewürzt und kunstvoll in Sumpfblätter gewickelt die mitverzehrt werden) verspeist werden. Weniger abenteuerlustige Gäste greifen zu Gerichten wie „Goldbraun Gebratene Schlange mit scharfen Gewürzen“. Keine Sorge, das Schlangenfleisch erinnert stark an Hähnchen und ist sicherlich nicht giftig. Jedoch sollten Sie davon absehen, wenn Sie Schlange bestellen, die angeblich potenzsteigernde Tinktur aus Blut und Galle der Schlange mit Schnaps vermischt zu trinken. Die Orks glauben fest daran – doch es schmeckt widerlich. Eine andere Köstlichkeit, die oft als Vorspeise serviert wird ist die Sumpfschildkrötensuppe. Krokodilsteaks mit Kartoffeln sind ebenfalls ein sehr beliebtes Gericht. Es scheint kein Tier in den Schattenmarschen zu geben, welches Tarkaarnaa und ihre 3 Köche nicht zu einer exotischen Köstlichkeit verwandeln können. Sumpfechsen am Spieß, Frittierte Insekten, in Wein eingelegte Shrimps aus den Küstenstädten. Manche der Tiere werden sogar vor den Augen der Gäste von Halborks auf Gehstelzen im Wasser gefangen. Frischer geht es nicht! Getrunken wird zu den Gerichten oft starker Schnaps, sogenannter Reiswein. Aber auch Wein und ein Tal-ähnliches Getränk namens 8-Schätze-Tee. Dieser besteht aus, wie der Name sagt, 8 Zutaten, wie Gewürzen, Obst und Blumen. Man gießt ihn bis zu fünf Mal wieder auf und er schmeckt jedes Mal anders und ist eine wahre Köstlichkeit. Jedem Genießer, der etwas exotisches sucht, sei deshalb ein Besuch bei der „Seidenschlange“ wärmstens ans Herz gelegt. [pb]