Zarra’ashkas Tagebücher Teil 1
Sharn – Wie vor kurzem angekündigt hat sich die Wegfinder-Stiftung bereit erklärt, zwecks regelmäßiger Berichterstattung über ihre Abenteuer, Funde und Forschungsergebnisse mit dem Sharner Kobold zusammenzuarbeiten. Wir freuen uns, Ihnen mit den Tagebucheinträgen der Wegfinderin Zarra’ashka d’Velderan die ersten Ergebnisse dieser Zusammenarbeit präsentieren zu dürfen und wünschen Ihnen gute Unterhaltung.
-Vorwort von Talamar ir‘ Gate, Herausgeber des Sharner Kobolds
Zarash’ak, 10. Therendor 999 NBK
Als ich die Zusammenkunft mit dem Triumvirat verließ, schlug mir das Herz bis zum Hals. Vor Aufregung, denn der Auftrag, den ich soeben erhalten hatte, war eines Jägers Boldreis mehr als würdig. Und Gelegenheit zum Jagen werde ich in Droaam sicher bekommen, auch wenn meine Mission diplomatischer Natur ist. Ich bin zur persönlichen Adjudantin Kundran d’Torrns in Grauwall ernannt worden, und soll ihm dabei behilflich sein, die Interessen Tharashks in Droaam zu vertreten. Zwar halten sich die drei Hexen an die mit uns geschlossenen Verträge, doch kommt es immer wieder zu Übergriffen auf die Arbeiter in unseren Minen. Man könnte fast meinen, so mancher Einwohner Droaams hofft auf diese Weise, seine Eignung als Söldner unter Beweis zu stellen. Wir gedenken jedenfalls, das Angebot anzunehmen. Sollen sich die Bestien anderswo die Schädel einschlagen, das macht doppelten Profit für uns. Und ich darf jagen.
Morgen geht es los, ich habe einen Platz auf der „Silberharpune“ gechartert, einer Galeere, die die Küstengewässer zwischen Zarash’ak und Vralkek befährt. Das hat die Findergilde ein paar Galifar gekostet, aber dafür segelt das Schiff ausnahmsweise bis nach Sharn. Ein Umweg gewiss, doch lernt der Jäger, sich auf dem Weg zur Beute keinen ungewissen Risiken auszusetzen, und der Landweg quer durch Droaam ist eine Mutprobe, der man sich in meiner Position nicht mehr aussetzen darf. Eines Tages vielleicht, doch jetzt heißt es, geduldig zu bleiben.
Sharn, 14. Eyre 999 NBK
Die Seereise war so ermüdend wie erwartet. Zum Glück hielt die „Silberharpune“ sich immer an der Küste in flachen Gewässern, mein Magen verträgt das Geschaukel auf Hoher See nicht allzugut. Und immerhin ermöglichte es mir einen tiefen Einblick in die Wildnis Droaams. Mein neues Jagdgebiet gefällt mir schon jetzt, ich kann es kaum erwarten, dort anzukommen.
In Sharn erwartete mich eine kleine Überraschung. Aber offenbar hatte die Stiftung der Wegfinder beschlossen, lange genug auf meine Dienste verzichtet zu haben. Weiß der Raffer, wie ir’Dayne an diese Information gekommen ist, aber irgendwie hat er Wind von meiner Reise nach Droaam bekommen. Er trägt das Blut von Jägern und Spurenlesern in sich, so viel ist gewiss.
Und gering genug ist seine Bitte. Ich soll Kopien meiner Tagebucheinträge an den Sharner Kobold übermitteln, einer Zeitung, die sich kürzlich vertraglich die Berichterstattung über die Aktivitäten ausgewählter Wegfinder gesichert hat. Tharashk kann gute Presse brauchen, es wäre also dumm, mich zu verweigern.
Wroat, 20. Eyre 999 NBK
Die Blitzbahn brachte mich an einem Tag nach Wroat, der Hauptstadt Brelands. Ich hatte kaum Zeit mich umzusehen. Doch fiel mir die Ruhe auf, die für eine so große Stadt eher ungewöhnlich ist. Ein paar Nachfragen ergaben, dass König Boranel im Moment auf Schloss Arakhain verweile, da er demnächst vorhabe, an einer Feierlichkeit im nahe gelegenen Städtchen Ardev teilzunehmen. Wie der Zufall es will, liegt dieser Ort auf meiner Reisestrecke, und ich komme gerade rechtzeitig, um selbst dieses Fest zu besuchen. Ich bin gut in der Zeit, ein kleiner Zwischenhalt und eine kurze Rast wird nicht schaden. Ich will ausgeruht sein, wenn ich den Boden Droaams zum ersten Mal betrete.
Aus den Tagebüchern der Wegfinderin Zarra’ashka d’Velderans