Macht und Verrat
Der größte Teil der bekannten Welt wird vom acacischen Reich beherrscht. Im nördlichen Hochland widersetzt sich schon seit Jahrhunderten das kämpferische Volk der Mein. Die Bewohner von Acacia leben in Reichtum und, man könnte meinen, auf der Sonnenseite des Lebens. Angeführt werden sie von König Leodan Akaran, der sich nach dem Tod seiner Frau rührend um seine vier Kinder kümmert. Im Hintergrund agiert eine finanzstarke Gilde, die ziemlich viel Macht im Reich hat und so die Herrschaft des Königs unterwandert. Die Lage spitzt sich zu, als ein Meuchelmörder den König ersticht und die Mein sich mit ihren Truppen auf den Weg machen, das Land zu erobern. Nach dem Tod des Königs und dem Angriff des Feindes sollen die vier Erben des Throns in Sicherheit gebracht werden. In Begleitung von einem treuen Vasallen enden die Reisen an unterschiedlichen Zielen im Reich. Das Schicksal der vier Kinder ist recht unterschiedlich. Aliver ist der älteste Sohn und eigentliche Thronfolger, aber ihm fehlt zu den Lebzeiten seines Vaters noch der richtige Elan. Zu sehr nimmt der Vater ihm alle Pflichten ab und seine Ausbildung lässt er auch schleifen. Das ändert sich in seinem Exil, in dem er zu einem Schwertkämpfer ausgebildet wird. Auch Corinn, seine zwei Jahre jüngere Schwester, ist oberflächlich. Schmuck und schöne Kleidung stehen im Mittelpunkt ihres Lebens. Aber auch die Intrigen am Hofe haben es ihr angetan. Ihr Flucht misslingt und sie wird gefangen genommen. Schließlich verliebt sie sich in den Anführer der Besatzer. Mena steht, obwohl sie noch zwei Jahre jünger ist, mitten im Leben und verfügt über eine ungewöhnliche Menschenkenntnis. Sie ist nicht naiv und wird schließlich zur Hohepriesterin auf den Inseln des Ostens geweiht. Der Jüngste, Dariel, lernt den ehemaligen Seeräuber Val kennen und freundet sich mit ihm an. Da auch auf seiner Flucht nicht alles so läuft, wie sein sollte, landet er schließlich auf einem Schiff. In der Folge entwickelt er sich zu einem gefürchteten Seeräuber. Die Welt, auf der der Roman spielt, ist vielschichtig. Das wird auch durch die unterschiedlichen, sehr interessanten Figuren deutlich. Der Leser begleitet nicht einen Helden auf seiner Mission, sondern unterschiedliche Figuren an unterschiedlichen Orten treiben die Handlung voran. Dabei verzichtet der Autor auf die klassischen Fantasy-Völker wie Elfen, Orks und Zwerge. Vielmehr stehen die Charaktere, die vielschichtig gezeichnet werden, im Vordergrund. Es findet dabei keine strickte Schwarzweißzeichnung statt, sondern die Figuren haben Stärken, aber auch Schwächen. Auch die Eroberer sind nicht dumme Kämpfer, sondern gerade im Umgang mit Corinn beweist ihr Anführer seine freundliche Seite. So stellt er sich als Mann mit einem Ziel dar. Doch wird er es aus den Augen verlieren und dem Luxus des Landes verfallen. Dem Leser wird es dabei nie langweilig. Immer wieder baut der Autor Wendungen ein, mit denen man nicht gerechnet hat und immer wieder tauchen neue Personen und Schauplätze auf. Dazukommt die Bedrohung des Unbekannten, das hinter der Gilde steht und die Herrscher einen seltsamen Pakt unterschrieben lies. Fazit: Acacia ist das Fantasy-Highlight für mich in diesem Frühjahr. Der Roman bleibt immer spannend und fesselnd. Hinzukommt die Fülle an Figuren und Orte, die zu einer interessanten Handlung verknüpft sind.