Links zur Rezension NiemalslandErster Eindruck: Der 224 Seiten starke Sammelband macht auf den ersten Blick einen optisch ansprechenden Eindruck. Das Frontcover wird von einer Illustration der Hauptprotagonistin geziert. Während der Hintergrund dabei matt gedruckt ist, wurde Lady Door in Hochglanz hervorgehoben. Das erste Durchblättern zeigt, dass der Zeichner scheinbar einen sehr guten Job abgeliefert hat. Die Geschichte des Comics basiert auf dem gleichnamigen Roman von Neil Gaiman, der bereits vor einiger Zeit hier im Gate rezensiert wurde. Ihr findet die Rezension hier.
Story: Richard Mayhew ist ein ganz normaler Typ, der ein ganz normales Leben im London der Gegenwart führt. Er hat eine Verlobte, die ebenso normal ist wie sein Job und letztendlich ist sie zwar hübsch, aber auch kalt. Richard führt ein Leben wie jeder von uns, stinknormal und aus seiner Sicht ebenso stinklangweilig. Und dann hilft er eines Abends einer jungen Frau, die verletzt auf der Straße liegt. Door, so heißt die junge Frau, ist eine Adelige aus Unter-London, einer Welt unterhalb der Realität, in der sich all das zurückzieht, was von uns vergessen wurde. Lady Door wird von den Meuchelmördern Croup und Vandemar gejagt, die kurz zuvor die gesamte Familie der jungen Frau umgebracht haben und bald tauchen die beiden auch bei Richard auf, der sie allerdings abwimmelt. Als Lady Door endlich eine Möglichkeit findet, mit Hilfe des mysteriösen Marquis de Carrabas wieder aus Richards Leben und nach Unter-London zu verschwinden, muss dieser feststellen, dass er kein Leben mehr hat: Er wurde von seinen Mitmenschen vergessen, niemand nimmt ihn mehr wahr, obwohl er unter ihnen wandelt. Keiner weiß, dass er jemals existiert hat. Richard gehört nun ebenso zu Unter-London wie Lady Door. Er macht sich also auf, um Lady Door zu finden, damit sie ihm sein Leben wiedergeben kann. Leider ist das „Niemalsland“ sehr gefährlich – selbst wenn da nicht Croup und Vandemar wären. Klar ist von vorneherein, dass Richard eine nicht unbedeutende Rolle zur Rettung Lady Doors und der Aufklärung des Falles spielt. Ob er letztendlich sein Normalo-Leben wiedererlangen wird oder dies überhaupt noch will, steht in den Sternen …
Qualität & Übersetzung: Die Story des Graphic Novels wurde von Mike Carey ins Comic-Format adaptiert. Dabei ist laut eigenen Aussagen die Person des Erzählers weggefallen, die stattdessen von Richard selbst übernommen wurde. Die Gründe dafür werden im lesenswerten Vorwort genannt und erscheinen durchaus sinnig. Carey hat es dabei aber wirklich gut geschafft, die Geschichte in der Comicform zu erzählen. Die Story wirkt spannend und ist gut in Szene gesetzt. Sicherlich trägt auch der Zeichner Glenn Fabry eine gehörige Portion dazu bei, denn seine Illustrationen passen hervorragend zum Stil der Geschichte und Fabry zeigt das Niemalsland, so wie es tatsächlich sein könnte und wie man es sich vorstellen könnte, hat man den Roman gelesen. Sowohl Carey als auch Fabry sind schon viele Jahr im Comicgeschäft und man kann sie getrost als „alte Hasen“ bezeichnen. Beide zusammen haben als Team hier ein wirklich ansprechendes Werk geschaffen und das sowohl in literarischer als auch in optischer Hinsicht. Die Geschichte ist spannend und kurzweilig und die Welt, die Gaiman schon im Roman gestrickt hat, ist so anders als vieles, was man im Fantasybereich kennt. Diese Parallelwelt des Vergessens ist interessant gestaltet und birgt aberwitzige Ideen, ist aber zugleich brutal und gefährlich, wenn auch schön und wundersam. Carey und Fabry haben diese Welt durch die geschickte Portierung und den richtigen Zeichenstil zum grafischen Leben erweckt.
Die Übersetzung durch Panini ist so wie immer: sehr gut und weitestgehend ohne Fehler. Die Texte einschließlich des Vorwortes sind flüssig und sehr gut zu lesen. Wenn Fehler auftauchen, so stören sie nicht, da sie zu minderwertig sind.
Fazit: Im Gegensatz zu Berandor, der den Roman damals rezensiert hat, habe ich eine höhere Meinung über Neil Gaimans Roman, der dem vorliegenden Graphic Novel als Vorlage dient. Das mag aber grundsätzlich am Geschmack liegen. Niemalsland hat eine interessante Grundstory und eine ebenso interessante Welt, die es zu erkunden gilt. Dabei haben die beiden Künstler, die für den Comic verantwortlich zeichnen, ihre Arbeit wirklich erstklassig gemacht. Die Geschichte ist sehr gut portiert worden und die Illustrationen beleben die skurrile Welt von Unter-London und machen sie glaubhaft. Die Geschichte an sich ist spannend und actionreich, wenn auch teilweise nichts für zarte Gemüter, denn es geht nicht gerade zimperlich zur Sache, was auch im Comic deutlich gezeigt wird. Alles in allem ein Graphic Novel, das äußerst interessant erscheint und sich zur oberen Klasse der neuen Fantasy-Comic-Riege zählen darf.
|
||||||||||||||||||