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The Walking Dead 1 - Gute alte Zeit
Bewertung:
(4.7)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 02.10.2008
Autor:Autor: Robert Kirkman, Zeichner: Tony Moore
Übersetzer:Marc-Oliver Frisch
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:The Walking Dead
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-936480-31-3
Inhalt:158 Seiten, Hardcover-Album, DinA5, Empfohlen ab 16+ Jahren
Preis:16,00 €
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Rick Grimes ist Cop in einem kleinen Städtchen im tiefen Kentucky. Als sein Partner Shane und er einen Häftling festnehmen wollen, rastet dieser aus und verwundet Rick schwer. Etwa vier Wochen später wacht Rick aus einem Koma auf und findet seine „heile“ Welt in Scherben wieder, denn nichts ist mehr so wie es mal war. Eine Zombieepidemie hat sich in seiner kleinen Stadt breit gemacht - Rick erlebt seinen ganz persönlichen „Dawn of the Dead“. Mit Mühe und Not kann er denn Untoten entkommen und macht sich auf nach Atlanta, denn dort befindet sich seine Frau. Doch die Zombies sind natürlich auch schon dort…

 

Qualität, Stil & Übersetzung:

Eine Sache kurz vorweg. Ich hatte vor einigen Wochen Band 5 und 6 der Reihe zuerst bekommen und diese auch rezensiert (siehe Linkliste). Deswegen nehme ich auch Bezug auf diese Besprechungen.

 

Robert Kirkman hat mit dieser Serie sein eigenes, ganz persönliches „Dawn of the Dead“ geschaffen, das steht außer Frage. Letztendlich gibt es haufenweise Zombiezeugs da draußen. Filme, Bücher und auch diverse Comics, doch mit „Walking Dead“ ist der Autor viel tiefer und weiter gegangen, und erzählt uns eine spannende und tiefgreifende Geschichte, die durchaus ekelerregende Seiten hat. Doch warum ist das so? Definitiv hat Kirkman an vielen Stellen geklaut. Rick Grimes liegt vier Wochen im Koma und als er aufwacht ist die Welt voller Zombies. Das erinnert beispielsweise stark an „28 Days later“. Auch andere Ideen erscheinen nicht neu, doch es gibt auch genügend neue Elemente, die eben nicht geklaut sind (sofern sowas heutzutage überhaupt noch möglich ist). Das alles ist aber auch nicht weiter schlimm, denn „Walking Dead“ funktioniert auch so. Geschickt hat Kirkman nämlich an vielen Ecken und Kanten gefeilt. Vor allem die Charaktere wirken ausgeklügelt und detailliert durchdacht. Jeder Einzelne hat eine ausgearbeitet Hintergrundgeschichte, die nach und nach offenbart wird. Jeder Einzelne hat sowohl Macken als auch gute Seiten. Jeder Einzelne hat seine eigene Motivation, will aber vor allem überleben. Dabei entstehen unter den Überlebenden, die sich um Grimes scharen, Beziehungen, aus denen wiederum Konflikte oder auch andere Dinge entstehen. Das alles verpackt der Autor sehr gut mit Action, Horror und auch enormen Emotionen. Außerdem weiß man nicht, wen der Autor als nächstes sterben lassen wird, denn auch der unwiderrufliche (Un)Tod einer oder mehrerer der Protagonisten ist von vorneherein so klar, wie das Amen in der Kirche.

Im Gegensatz zu Band 5 und 6 (ich erwähnte dazu weiter oben ja was), zeichnet für das Artwork des ersten Bandes Tony Moore verantwortlich und nicht der bereits mit Band 2 auftauchende Charlie Adlard. Die Illustrationen von Moore gefallen mir persönlich sogar etwas besser als die Sachen von Adlard, allerdings sind sich die Stile beider Zeichner sehr ähnlich. Durch die schwarz-weiß Optik wird die düstere Endzeitstimmung der Kirkman-Zombiewelt sehr gut präsentiert und Moore schafft es dabei, nicht nur die Welt an sich stimmungsvoll und glaubwürdig darzustellen, sondern bringt auch die Protagonisten in Mimik und Gestik nahezu perfekt rüber - ganz zu schweigen von den Zombies.

 

Die Übersetzung und das Korrektorat durch Cross-Cult sind wirklich gut gelungen. „Walking Dead 1“ kommt im DinA5-Hardcoverbuch, ein Format dass bei Cross-Cult (leider) üblich ist. Zwar ist es handlich und die Bücher sind robust, aber ich persönlich hätte lieber das deutlich größere originale US-Comicformat. Einband, Papier- und Druckqualität bewegen sich aber auf allerhöchstem Niveau. Abgerundet wird das Buch durch zwei Interviews mit den beiden Machern und dem ersten Teil des „Zombie Guides“, der einen Exkurs über den Zombie-Mythos darstellt und sich in der ersten Folge mit Zombie-Filmen beschäftigt. Ein nettes Gimmick. Der Preis liegt bei 16,00 Euro. Das empfohlene Lesealter ist 16+ Jahre, was durchaus sinnvoll erscheint.

 

Fazit:

Wie ich schon bei den Rezensionen zu Band 5 und 6 erwähnte, bin ich ein großer Fan von Zombie-Filmen und Zombiegeschichten. In Sachen Zombiecomics hatte ich bisher allerdings nur selten etwas in der Hand, was wirklich Spaß gemacht hat. Und nichts davon kam auch nur annähernd an „The Walking Dead“ heran. Diese Serie ist einfach grandios, zwar oftmals an die Zombie-Klassiker angelehnt, hat aber genug eigene Ideen und vor allem dermaßen tiefgehende und ausgeklügelte Charaktere, dass es vor Spannung nur so kribbelt. Der Autor spielt dabei mit sehr viel Fingerspitzengefühl mit Action, Ängsten, Gefühlen, Überraschungen und auch geschickt platzierten Cliffhangern. Zusammen mit dem Zeichner Tony Moore, dessen Artworks deutlich besser und detaillierter sind als die seines Nachfolgers Charlie Adlard, schafft Robert Kirkman hier eine hoch atmosphärische Serie, die es ohne Zweifel mit den großen TV-Serien aufnehmen könnte, würde sie verfilmt werden. Cineastische Qualitäten hat „Walking Dead“ auf jeden Fall jetzt schon. Allerdings ist sie auch nichts zu für Zartbesaitete. Ein Klassiker!