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Vanguard 2 - Rufe den Donner
Bewertung:
(3.5)
Von: Nico Bracht
Alias: Cut
Am: 28.05.2009
Autor:Dayton Ward, Kevin Dilmore
Übersetzer:Claudia Kern
Typ:Roman
Setting:Das Star Trek Universum ca. 2265/2266
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-936480-92-4
Inhalt:437 Seiten, Taschenbuch
Preis:12,80 €
Sprache:Deutsch

„Rufe den Donner“ ist der zweite Band der Star Trek – Vanguard Saga, die zur Zeiten der Original-Serie, also im Rahmen der ersten Fünf-Jahres-Mission der U.S.S. Enterprise unter dem Kommando von James T. Kirk, spielt. Während die Enterprise einen Gastauftritt im ersten Band der Serie zu verzeichnen hatte, ist die Crew der Vanguard-Station um Commodore Reyes nun ganz auf sich alleine gestellt, um die Handlung von „Rufe den Donner“ zu tragen.

 

Der Autor:

Dayton Ward und Kevin Dilmore, beide erfahrene Star Trek Fans und Autoren, wurden mit der Weiterführung der Saga betraut. David Mack, der Mitbegründer der Vanguard-Reihe wird dann mit „Ernte den Sturm“ die Fortsetzung der von Ward und Dilmore weitererzählten Geschichte schreiben.

 

Die Handlung von „Rufe den Donner“:

Auch die Handlung des Romans „Rufe den Donner“ spielt größtenteils im Jahre 2265.

Auf 424 Seiten spinnen Ward und Dilmore gekonnt den Handlungsbogen um die Erforschung und Besiedlung des hart umstrittenen Taurus-Sektors weiter. Dabei stehen größtenteils die Charakterentwicklung der bereits in „Der Vorbote“ eingeführten Figuren und ihre Beziehung zueinander im Fokus der Autoren. So lernen wir das ausgefallene Figuren-Pärchen Lieutenant Commander T’Prynn und Anna Sandesjo näher kennen. Diese gleichgeschlechtliche Liebesbeziehung ist durchaus essentiell für die politischen Entwicklungen des Buches, da es sich bei Anna Sandesjo, der Assistentin des auf Vanguard ansässigen Föderationsbotschafters Jetanien, um eine klingonische Agentin handelt.

Politisches Ränkespiel um die Ausbreitung der Völker in die Taurus-Region steht neben der Charakterentwicklung sehr im Vordergrund der Handlung. Eingebaut werden daneben einige Actionsequenzen, die sich vornehmlich um die Streitkräfte der klingonischen, tholianischen und romulanischen Flotten drehen.

Daneben tritt eine Macht in Aktion, die den Völkern, die die Taurus-Region erforschen, scheinbar unbekannt ist. Die Shedai, die einstmals die uneingeschränkten Herrscher der Taurus-Region waren,schicken sich nunmehr an, der Expansion der Neuankömmlinge in ihr Territorium Einhalt zu gebieten.

 

Doch nicht nur die großen Sternen-Imperien haben ihre schmerzlichen Erfahrungen mit den Shedai zu machen. Auch die Sternenflotte hat ihre Begegnungen mit dieser unbekannten Macht. Und auch ihre sind unangenehmer Art. So tötet auf dem Planeten Erilon ein unbekanntes, kraftvolles Etwas den Captain des Raumschiffes Endeavour und viele Mitglieder seines Forschungsteams, das die Artefakte und uralten technischen Einrichtungen des Planeten untersuchte. Unter den wenigen Forschern, die diesen Angriff knapp überlebten, ist auch Lieutenant Ming Xiong,Offizier der Sternenflotte für Anthropologie und Archäologie, der mit der Erforschung des sog. Meta-Genoms und seinem Vorkommen in der Taurus-Region beschäftigt ist. Es gelingt seinem Team einige erste Erfolge zu erzielen, was die Bekämpfung dieser Wesen und die Entschlüsselung der Technologien angeht. Mit einer waghalsigen Theorie bezüglich des Meta-Genoms kehrt er nach Vanguard zurück, während sich die Crew der Endeavour internen Problemen gegenüber sieht, um ihren verlorenen Captain zu ersetzen.

Andere Forschergruppen haben noch weniger Glück als das Sternenflotten-Team und werden komplett Opfer der uralten Macht. So fällt zum Beispiel ein kompletter Planet, den die Klingonen besetzt haben, einer verheerenden Explosion zum Opfer, als sich klingonische Forscher zu tief in die unterirdischen Ruinen alter Schaltzentralen vorwagen.

 

Letztlich stehen die Botschafter der verschiedenen Großmächte bei einer auf Vanguard abgehaltenen Konferenz unter der Leitung von Föderations-Botschafter Jetanien kurz vor einer Einigung, als Informationen bekannt werden, die die Tholianer mit den unbekannten Wesen und Einrichtungen in Verbindung bringen. In Anbetracht dieser Erkenntnisse rufen die verschiedenen Mächte ihre Botschafter von Vanguard zurück. Ein großer intergalaktischer Krieg, mit dem Epizentrum in der Taurus-Region, scheint kaum mehr abwendbar.

 

Der Stil:

Der Inhalt von „Rufe den Donner“ ist schwer in einer Buchbesprechung wieder zu geben. Zu sehr ist der zweite Band der Reihe damit beschäftigt, Hintergründe zu etablieren, Dinge zu entdecken und die Weiterführung der Charakterentwicklung und Gesamthandlung der Reihe voranzutreiben bzw. vorzubereiten. Dabei wird es jedoch nie langweilig, das Buch zu lesen. Im Gegenteil: Die Autoren verstehen sich darauf, ein für die erste Star Trek-Serie typisches Gefühl entstehen zu lassen.

 

Die Gespräche zwischen den Figuren sind spannend, die Entwicklungen teils überraschend und teils stimmig. Nur wenige Sequenzen wirken fehl am Platze (etwa eine Mission, die der Reporter Tim Pennington und sein Schmuggler-Kompagnon Cervantes Quinn für den Orioner-Gangster-Boss Ganz zu bestreiten haben) oder nicht stimmig zum Gesamtkonzept.

 

Es gefällt auch, dass hin und wieder Nebenfiguren in den Vordergrund rücken. So etwa, wenn es um die Neubesetzung der durch die Verluste auf Erilon freigewordenen Offiziersstellen an Bord des Raumschiffes Endeavour oder um die Darstellung der Eigenarten der Crew der U.S.S. Lovell, eines Schiffes des Ingenieur-Korps der Sternenflotte, geht.

Die Crews der Sternenflotten-Schiffe bekommen so ihr eigenes, unverwechselbares Gesicht und man darf erwarten, sie in späteren Vanguard-Bänden wieder zu treffen.

 

Am Schreibstil und der Art und Weise, wie die beiden Autoren ihre Geschichte erzählen, gibt es im Großen und Ganzen nichts auszusetzen. Nur ist die Geschichte selber nicht unbedingt so stark, dass es sich bei „Rufe den Donner“ um einen Star Trek Roman der Extraklasse handeln würde.

Alles in Allem ist das Buch aber unverzichtbar für einen Leser der Vanguard-Reihe und in keiner Weise Zeitverschwendung, sondern lohnendes Lesefutter.

 

Das Buch:

Wie schon in der Rezension zum ersten Band der Star Trek – Vanguard Reihe erwähnt, gibt es bei der Verarbeitung und Gestaltung des Buches durch den Cross Cult Verlag nichts zu meckern. Das Cover ist hochwertig, mit mehreren unterschiedlichen Versatzstücken, einige davon mit mattem Glanz versehen. Allerdings verzichtet man dieses Mal auf die Beifügung von Farbtafeln.

Dabei wären Abbildungen der U.S.S. Lovell oder auch der Endeavour sicherlich reizvoll gewesen. Der Preis des Taschenbuches bleibt aber stabil bei stolzen 12,80 €.

 

Die Bindung und das Papier sind völlig in Ordnung, so dass man für sein Geld einen haltbaren Roman bekommt, den man mehr als einmal lesen kann, ohne dass er einem in den Händen zerfällt.

 

Die Übersetzung:

Die Übersetzung wurde von Claudia Kern angefertigt und stellte mich weitestgehend zufrieden. Rückblickend bin ich mir keiner Stelle bewusst, an der ich als fleißiger Leser von zumeist englischen Star Trek Romanen gedacht hätte: „Dies hätte ich aber anders übersetzt.“ Das ist für mich ein sicheres Zeichen dafür, dass die Übersetzung gelungen ist.

 

Fazit:

„Rufe den Donner“ ist eine gelungene Fortführung der Star Trek – Vanguard Serie.

Den Wechsel von David Mack zum Autoren-Duo Dayton Ward und Kevin Dilmore merkt man dem Buch nicht an, jedenfalls nicht negativ. Die Autoren entwickeln stimmig die Verhältnisse und Personen weiter, die Mack eingeführt hat. Neben der Charakterisierung der Figuren stehen hauptsächlich politische Entwicklungen und das Herantasten an die Rätsel in der Taurus-Region auf dem Programm des Buches. Obwohl das ganze Szenario düsterer und griffiger ist, als etwa ein Buch über „The Next Generation“, kommen weder die romantischen Entwicklungen (Reyes/Desai; T’Prynn/Sandesjo) noch Actionsequenzen (es wird immerhin ein ganzer Planet gesprengt) oder der Humor zu kurz. So fallen etwa wiederholt Bemerkungen über die Miniröcke, die nunmehr Teil der Uniformen für weibliche Sternenflotten-Offiziere sind. Dies entwickelt sich wie es scheint zum Running-Gag der Serie.

Aber auch andere Dinge wie die ansprechende Darstellung eines aus der Rolle fallenden klingonischen planetaren Gouverneurs fallen positiv auf. Daneben gibt es noch einige Antworten auf offen gebliebene Star Trek-Fragen, etwa die, wie es dazu kommt, dass die Klingonen früher anders aussahen, als sie es heute tun.

 

„Rufe den Donner“ wird gut und solide von der in „Der Vorbote“ etablierten neuen Crew getragen. Diese kommt in der Tat auch ohne Gastauftritte der Enterprise und ihrer berühmten Crew gut über die Runden. Allerdings merkt man dem Buch seinen Charakter als „Informationsträger“ und „Vorbereiter“ späterer Abenteuer etwas an, weswegen ich es etwas schlechter bewerte als den Eröffnungsband der Reihe.

Dennoch ist „Rufe den Donner“ eine gut lesbare, durchweg spannende und sicherlich lohnende Pflichtlektüre, für all diejenigen, die sich an der Erforschung der Taurus-Region beteiligen wollen und vorhaben, den Nachfolgeband „Ernte den Sturm“ zu lesen.