AufmachungBand 2 der Trilogie kommt in einem fast 400 Seiten umfassenden Softcoverbuch daher. Wie immer hat der Feder-&-Schwert-Verlag das Originalcover der englischen Ausgabe verwendet, welches an dieser Stelle auch sehr zu gefallen weiß. Der Preis liegt wie immer über dem üblichen Taschenbuchdurchschnitt, aber dieser ist nach wie vor gerechtfertigt, da der Verlag höherwertiges Papier nutzt und auch sonst alles tut, um sein Taschenbuch aus der breiten Masse hervorstechen zu lassen: Auf jeder geraden Seite befindet sich im unteren Seitenrand, neben der Seitenzahl, der Name der Autorin und auf jeder geraden Seite ist der Name des Buches zu finden. Alle diese Angaben sind in der Schriftart dargestellt, die auch das Frontcover des Buches ziert. Unter den Buchstaben auf der Seite eines jeden Kapitelanfangs befindet sich ein mattes Spinnennetz sowie der F&S-typische eingeschobene Balken mit Namen des Kapitels sowie einem speziellen Symbol am obersten Rand. Wie immer top. Nur schade, dass in mit dem kommenden Band 3 wohl der für die Zukunft erst einmal letzte D&D-Roman aus dem Hause F&S erscheinen wird.
InhaltDie Autorin behält die Rahmenhandlung, welche sie schon im ersten Band benutzt hat, bei, d. h., Lolth und Eilistraee spielen an einem Sava-Brett aus dem Weltenbaum Yggdrasil um das Schicksal der Drow Faerûns. Die Dunkle Maid hat sich nach ihrem Sieg über Vhaeraun verändert und zeigt nun deutlich dunklere Züge - nicht nur in ihrem Äußeren. Nachdem sie augenscheinlich einige Äonen verpasst hat, taucht nun die dritte der Drowgöttinnen Faerûns am Spieltisch auf und bittet darum, teilnehmen zu dürfen. Sie will allerdings sowohl gegen Lolth als auch Eilistraee antreten. Es ist die wenig bekannte und bislang auch nur in wenigen Quellenbüchern beschriebene Patronin der Nekromanten und den nach Rache dürstenden Drow: Kiaransalee. Nur diejenigen, die die D&D-Kampagne Stadt der Spinnenkönigin am Spieltisch erlebt haben, werden von der rachsüchtigen Todesfee wissen – einer niederen Gottheit, die die Stille Lolths genutzt hat, um ihren Einfluss unter den Drow erheblich zu vergrößern.
Wir springen mit der Handlung des Buches in die Jahre 1376 und 1377 – eine Zeit, in der die klerikalen Anhänger Eilistraees und Vhaerauns Seite an Seite gehen (müssen). Nicht alle haben sich den Veränderungen in Eilistraees Doktrin unterworfen, doch eine Anzahl an Nachtschatten ist dem Kult Eilistraees beigetreten und kämpft nun auch gegen deren Gegner.
Unterdessen ist Halisstras Bruder Q'arlynd dabei, in der von Magiern regierten Drowstadt Sshamath seine eigene Magierschule aufzumachen. Dazu benötigt er neben Schülern einen Mäzen und einen hervorragenden Ruf. Letzteres erhofft er sich durch Plünderung der arkanen Schätze des untergegangenen Miyeritars und wird auch dank der Mithilfe eines Akolythen Eigentümer eines wichtigen Artefakts.
Cavatina, der ein alter Bekannter aus Stadt der Spinnenkönigin an die Seite gestellt wird, muss sich "im Feld" mit untoten Anhängern Kiaransalees herumschlagen, die augenscheinlich ein Ritual durchführen, welches alle Drow verändern wird. Genannter Kâras ist ein ehemaliger Nachtschatten Vhaerauns, der jetzt die "Maskierte Lady" verehrt. Er kennt sich mit den Kultisten der Kiaransalee bestens aus, hat er sie doch schon in seiner Heimatstadt Maerimydra bekämpft. Über die eigentlichen Intentionen der Anhänger Kiaransalees erfahren wir jedoch nichts – doch müssen sich Q'arlynd, Cavatina und Kâras alsbald den Untoten und Lebenden entgegenstellen, wollen sie die Drow vor einem zweiten Abstieg ins Unterreich bewahren.
Diese Zusammenfassung stammt aus der Rezension des Originals von Zanan. Für eine detaillierte Inhaltsangabe (nicht spolierfrei), bitte in den Forgotten-Realms-Rezensionen der englischsprachigen Literatur im Gate nachlesen.
Übertragung ins DeutscheAn dieser Stelle ist wie immer nichts auszusetzen bzw. man kann der Übersetzerin und dem Feder-&-Schwert-Verlag nur sein Lob aussprechen. Das gesamte Buch liest sich sehr flüssig und die übersetzten Begriffe wurden gut gewählt. Auch besteht eine Kontinuität der Verwendung der Begriffe zum deutschen Kampagnen-Set der Vergessenen Reiche sowie der mittlerweile fünf Jahren alten und vergriffenen Ausgabe des Vergessene-Reiche-Mega-Abenteuers Stadt der Spinnenkönigin (die Rezension dazu ist im Gate vorhanden).
FazitZu Beginn vorweg: Das Buch ist gut, es ist wirklich gut. Es ist gekonnt geschrieben, weiß in seinen Bann zu ziehen und steigert die Vorfreude auf den abschließenden letzten Teil der Serie. Kennt man jedoch die Vergessenen Reiche bzw. die Drow aus Roman und Rollenspiel, erstrahlt das Buch nicht mehr in solch einem – ich nennen es jetzt einfach mal – „Glanz“. Was im ersten Teil im Zuge der „Vierteditionierung“ begonnen wurde, wird in diesem Buch konsequent fortgeführt. Meines Erachtens wird etwas aufgeräumt, was nicht hätte aufgeräumt werden müssen. Dabei widerspricht das Buch vielen der bisherigen gängigen Drow-Eigenheiten der Vergessenen Reiche und zaubert stattdessen Elemente herbei, die vorher auch nie im Ansatz so erzählt wurden (beispielsweise der jetzige Hang der Dunkelelfen zur Unterreichstrahlung). Dies wirkt gekünstelt und gewollt, damit es der Handlung dienlich ist.
Da diese Rezension jedoch nicht dazu dienen soll, meinem Unmut Luft zu machen, widme ich lieber die letzten Sätze dem Buch als Werk der Unterhaltungsliteratur: Wie gerade schon einmal kurz angesprochen, weiß das Buch zu gefallen. Lisa Smedman gehört für mich zu den ganz Großen der Vergessene-Reiche-Autoren. Sie verfügt über einen unterhaltsamen Schreibstil, der mir schon in der House-of-Serpents-Trilogie gefallen hat. Und hier führt sie ihn fort. Die Geschichte, die sie in diesem Band intelligent fortführt, ist rund und macht Appetit auf den Showdown im letzten Band.
Ich vergebe dem Buch eine Benotung von 4,0 Punkten. Betrachte ich den Roman jedoch als Teil einer Erzählung der Vergessenen Reiche, bei der ich Wert auf Konsistenz innerhalb der Welt lege, so erhält das Buch von mir nur noch 3,0 Punkte. Beziehe ich sogar meinen Groll gegen den überwiegenden Teil der Veränderungen im Zuge der 4E mit ein, so erhält das Buch von mir eine glatte 1,0. Aber vielleicht akzeptiere ich diese Umstände irgendwann einmal. Schließlich habe ich auch fast die vor ca. zehn Jahren stattfindende „Kenderisierung“ der Halblinge im Zuge der 3E für mich akzeptiert. Aber nur fast.
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