Links zur Rezension Der Inhalt:Ulther Whitsun dürfte dem Leser schon aus dem ersten Teil der Reihe, The Left Hand of Death bekannt sein. In den Monaten seit den dort beschriebenen Ereignissen hat er nichts von seiner Arroganz und seinem Zynismus, aber auch nichts von seinem Können verloren. Als daher ein Mord an einigen Dozenten der „Morgrave Universität“ einen Skandal auszulösen droht, liegt es nahe, ihn nicht nur mit der diskreten Beseitigung der Opfer, sondern auch mit den Ermittlungen in dem Fall zu betrauen. Im Unterschied zum Vorgängerroman ist es diesmal aber nicht der Tavernenbesitzer Glustred, der ihn bei seinen Ermittlungen begleitet, sondern Arianna Sternbark, eine junge, eifrige Journalistin, die für die Korranberger Chroniken arbeitet. Diese ist eigentlich an einer anderen Story interessiert, nämlich den Vorgängen um eine geheimnisvolle Organisation, dem "Orden des Goldenen Horns", die die Bewohner Sharns zum Aufstand gegen die ungerechte Behandlung durch die Drachenmalhäuser aufzustacheln versucht. Während Whitsun von dieser Begleitung zunächst alles andere als angetan ist, ist er sich jedoch nicht zu schade, die Zusammenarbeit zu seinem Nutzen zu verwenden: Diese öffnet ihm einige Türen, als er feststellen muss, dass die Morde in der Universität nur die Spitze des Eisbergs darstellen. Wie sich allerdings herausstellen wird, haben die beiden scheinbar zusammenhanglosen Ereignisse mehr miteinander zu tun, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Die Bewertung:Irgendwie komme ich nicht umhin, festzustellen, dass die Inhaltsangabe dieses Mal sehr im Ungefähren verbleibt. Was zwar den Vorteil hat, dass ich keine Spoilerwarnung aussprechen muss, was aber auch gleichzeitig auf einen, wahrscheinlich den großen Nachteil des Buchs verweist. Die Handlung ist arg linear und vor allem arg vorhersehbar. Natürlich ist dem Leser schon fast von Anfang an klar (und wenn nicht, kann er es sich denken), dass ein Zusammenhang zwischen den Morden und den Aufständen besteht. Und je mehr man über die Zusammenhänge erfährt, umso klarer wird es, auf welches Finale der Roman hinausläuft. Nicht, dass das Finale ein schlechtes wäre, aber eben ein recht früh vorhersehbares. Zu diesem eher mauen Eindruck trägt sicherlich auch bei, dass Ulther Whitsun keinerlei persönliche Weiterentwicklung zeigt. Das ist nicht so schlimm, wie es sich auf den ersten Blick anhört, da er als Charakter ja durchaus interessante Züge hat und sein unorthodoxes Vorgehen zu sehr intensiven Szenen führt. Allerdings bleibt festzuhalten, dass man dieses Vorgehen schon aus dem ersten Teil kennt, es hier also den Reiz des Neuen verliert und darüber hinaus sogar in mancher Wiederholung endet. Offenbar ist hier ein Autor an seine Grenzen gestoßen. Darüber hinaus ist es aber gerade das, was Parker DeWolf nicht schreibt, für die größte Verstimmung beim Rezensenten verantwortlich. Dieser hatte sich immerhin sehr darauf gefreut, dass die im ersten Teil der Reihe mit der namensgebenden Hand begonnene Storyline fortgesetzt wird. Davon kann aber kaum die Rede sein. Zwar wird die ein oder andere Andeutung gemacht, die vermuten lässt, dass der dritte Teil und Abschlussband der Reihe, Death Comes Easy darauf wieder zurückkommen könnte, aber für den vorliegenden Roman wird das soweit nach hinten geschoben, dass nicht einmal die Fähigkeiten, die Whitsun durch die Hand erhält eine besondere Rolle spielen. Sehr schade, da man durchaus den Eindruck hatte, dass das Potential des Artefakts für zwei Nachfolgeromane ausreichen würde. Obwohl also die beiden Romane inhaltlich kaum etwas miteinander zu tun haben, ist es dennoch ratsam, den ersten Band vorher gelesen zu haben, da DeWolf ohne Rücksichtnahme auf etwaige Neueinsteiger mit alten Namen und Begriffen hantiert. Was bei Glustred, dessen zweimaliges Auftreten den Roman umrahmt, nicht das allergrößte Problem ist. Aber wenn Whitsun seinen alten Freund in der Morgrave Universität besucht, wenn Hinweise auf seine Vergangenheit zum Vorschein kommen und wenn andere alte Bekannte aus dem ersten Roman ins Spiel kommen, wird man als Neuleser sicherlich stutzen, wenn der Autor so tut, als müsse man die eigentlich kennen, und es daher gar nicht für nötig hält, ein paar beschreibende Bemerkungen einzuflechten. Es mag daran liegen, dass dieses Mal für mich kein literarischer Vorlagengeber erkennbar wird, wie das noch beim Vorgänger mit dem „Malteser Falken“ der Fall war. Vielleicht würde ich manches großzügiger beurteilen, wenn ich eine ähnliche Vergleichsmöglichkeit hätte. So aber bleibt ein schaler Nachgeschmack.
Aber genug gemeckert. Es gibt nämlich einen Punkt, der mich dennoch bis zuletzt bei der Stange gehalten hat und der gerade für Eberron-Spielleiter interessant sein dürfte: Was Parker DeWolf nämlich ganz grandios gelingt, ist die Beschreibung der besonderen Atmosphäre Sharns sowie die Verdeutlichung des Unterschieds zwischen den Drachenmalhäusern und der "normalen" Stadtbevölkerung. Eindringlich beschreibt er die verachtungsvolle, bürokratische Kaltblütigkeit, mit der die Angehörigen der Häuser auf das "Volk" herabsehen und dieses als reine Verschiebemasse, als Produktionsmittel ansehen. DeWolf vermeidet so hässliche Wörter, aber man kommt nicht umhin, das Selbstverständnis der Drachenmalträger als Herrenvolk über eine anonyme Masse von Untermenschen mit der deutschen Historie zu vergleichen, in der diese Haltung einstmals traurige Realität war. Ob dieser Vergleich nun vom Autor beabsichtigt war oder nicht (eher nicht, würde ich denken), jedenfalls wurde nie so deutlich, was es eigentlich heißt, ein Drachenmal zu tragen und wie sehr das den Träger über die normalsterbliche Bevölkerung erhebt. Wer bisher noch irgendwelchen romantischen Vorstellungen über das Wirken der Drachenmalhäuser in Eberron nachhing, dem sei daher die Lektüre dieses Romans eindringlich empfohlen, er wird die (Kampagnen-) Welt hinterher mit anderen Augen sehen. Auch sei jedem, der ein Abenteuer oder eine Kampagne in Sharn leiten möchte, dieser Roman ans Herz gelegt, bietet er doch im Rahmen der Handlung einen sehr schönen Querschnitt durch die soziale Gesellschaftsstruktur Sharns und verbildlicht damit, was man anhand der Lektüre des hervorragenden Sharn-Quellenbandes nur erahnen kann. Vom Oberen Menthis-Plateau bis in die Tiefen der Cogs führt die Rundreise und vermittelt damit einen guten Eindruck von der besonderen Atmosphäre des vielleicht wichtigsten Kulminationspunkts im gesamten Setting. Fazit:Sehr mäßige Lektüre mit hohem Mehrwert für Eberron-Spieler, so lässt sich meine Bewertung dieses Romans wohl am ehesten auf einen Nenner bringen. Was den literarischen Wert angeht, stellt dieser Roman für mich die bisher größte Enttäuschung im Rahmen der Eberron-Romanreihe dar. Würde ich nur nach diesem Maßstab urteilen, müsste ich wohl eine ganz knappe Zweierwertung verteilen, um die Vergleichbarkeit zu meinen anderen Rezensionen herzustellen. Gar so schlecht ist er denn dann aber doch nicht. Ein paar schöne Szenen hat er immerhin und der Schreibstil DeWolfs ist auch nicht wirklich schlechter geworden. Insbesondere die Darstellung des Settings, sowohl der Stadt als auch den Drachenmalhäusern, gelingt dem Autor ausgezeichnet, wer also als Spieler oder Spielleiter an den Roman herangeht, darf gerne noch 0.5 bis 1 Punkt auf den Roman draufrechnen, was ihn mit dem Vorgängerroman auf etwa dieselbe (Noten-)Stufe bringen würde. Für alle anderen bleibt ein Unterhaltungsroman, den man beim Lesen genießen kann, der aber alsbald wieder in Vergessenheit geraten dürfte. |
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