Links zur Rezension Inhalt:Die Minutemen sind eine Vereinigung kostümierter Verbrechensjäger in den 40er-Jahren. Sie werden bewundert und bestaunt - doch jeder von ihnen hütet düstere Geheimnisse. Hollis Mason alias (der erste) Nite Owl kennt sie alle, denn er war Mitglied der Minutemen und hat alles miterlebt, alle Höhen und alle Tiefen. Nun hat er eine Autobiografie geschrieben, die die harten Fakten ungeschönt erzählt. Kaum verwunderlich, dass es einige Leute gibt, die die Veröffentlichung des Buches verhindern wollen..
Meinung:Die "Before Watchmen"-Prequelserie, die nach 25 Jahren die Vorgeschichten und Ereignisse zum famosen Klassiker "Watchmen" erzählt, ist mehr als nur umstritten. Auf der einen Seite steht DC Comics, die mit dieser Serie sicherlich einiges an Kohle scheffeln wollten (was wohl gehörig nach hinten los ging), auf der anderen Seite stehen Alana Moore - Schöpfer des autarken Watchmen - und die Fans des Originals, die den Klassiker eben unangefasst lassen wollten. Wie auch immer, DC hat die Prequels im letzten Jahr auf den Markt gebracht und dafür einige der ganz großen Autoren und Künstler der neunten Kunst engagiert, die Meister Moore ihren Tribut zollen sollten. Das Resultat ist durchwachsen: einige Mini-Serien sind gut gelungen, andere nur Mittelmaß (was man in den diversen Reviews nachlesen kann, die hier nach und nach veröffentlicht werden). Nach dem eher schlechten als rechten "Comedian" lässt der vorliegende "Minutemen" zumindest hoffen, dass die "Before Watchmen"-Reihe nicht vollkommen danebengegangen ist, denn "Minutemen" von Meister Darwyn Cooke, erzählt eine durchweg fesselnde Geschichte, um die Vorgänger der Watchmen. Allerdings kommt auch dieses Werk nicht ganz an den Klassiker von Moore heran, aber dennoch schon ziemlich nah. "Minutemen" trifft den Ton recht gut, zeigt eine Heldengruppe, die hohe Ziele hat, aber die schnell einsehen müssen, das Realität und Vorstellung doch zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind. In vielerlei Hinsicht ähnelt dieses Prequel dem Original, aber da Cooke sich nur an einige wenige Vorgaben halten muss - nämlich an jene Elemente, die bezüglich der Minutemen im Watchmen-Comic erwähnen fanden - kann sich der Autor ziemlich locker in der Zeit der Minutemen austoben und entfalten. Cooke reproduziert dabei das Flair des "Golden Age" recht treffend, transportiert die Stimmung jener Zeit glaubwürdig und realitätsnah, kommt aber auch nicht umhin seine Helden auseinanderzupflücken, zu dekonstruieren. Aber auch in dieser Hinsicht orientiert sich der Comic halt an der grandiosen Vorlage und so geht damit auch nichts schief - auch wenn solche Dekonstruktionen mittlerweile Gang und Gebe sind. Was "Minutemen" dabei wirklich interessant macht, ist die Menschlichkeit mit der die Helden dargestellt werden. Die meisten von ihnen haben heroische Vorstellungen und Ambitionen, erkennen aber bald, das die Umsetzung dieser, gar nicht so einfach ist. Dabei sind die verschiedenen Charaktere ebenso facettenreich wie ihre Antriebe und ihre Gewohnheiten, denn nicht alle haben das Wohl der Gemeinheit wirklich im Sinne. Darüber hinaus haben auch einige sehr menschliche Laster, wie beispielsweise Drogen- oder Geltungssucht und auch abscheulichere Dinge, wie Vergewaltigung oder sogar Mord, werden hier thematisiert. Vor allem werden diese erheblichen Makel dadurch untermauert, dass die Minutemen kaum wirkliche Heldentaten leisten, sondern die Meisten durch die sie bekannt werden, entweder vollkommen anders gelaufen, oder gar nicht erst stattgefunden haben. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, denn ansonsten wäre Cookes Story nicht so komplex und vielschichtig, wie sie denn ist. Das Ganze erzählt Darwyn Cooke übrigens sehr geschickt aus der Sicht des ersten Nite Owl, der eigentlich ein New Yorker Straßencop namens Holllis Mason ist und viele Jahre später aus Schuldgefühlen die Wahrheiten über die Minutemen in einem Buch niederschreibt, das er veröffentlichen will. Zuvor besucht er aber die noch lebenden ehemaligen Kollegen und bittet sie um ihre Meinung und diese sind durchgehend nicht so begeistert. Letztendlich kann man - wenn man das Watchmen-Original kennt - allerdings erahnen, wie die vorliegende Geschichte ausgeht, was auch das einzige wirkliche Manko an der Story ist - aber so ist das nun mal mit Prequels.
Auch optisch überzeugt Minutemen sehr, da Cookes comicartiger Zeichenstil an die Comics der Golden Age Ära erinnert und dennoch ausreichend detailliert, die verschiedenen Szenen beleuchtet. Die Kolorierung zeigt sich dabei eher dezent, als kräftig und immer wieder werden Panels eingebaut, die direkt aus einem alten Pulp-Comic stammen könnten.
Fazit:Der erste Prequel-Band zu Watchmen hat es in sich und macht eigentlich fast alles richtig, was man richtig machen kann. Zwar kann man hier und da Ähnlichkeiten mit dem Originalwerk erkennen, aber das ist eigentlich auch nicht verwunderlich, denn Watchmen ist nicht nur ein Klassiker, der das Genre enorm geprägt hat, sondern auch ein Werk ist, an dem sich seither fast alle Superhelden-Dekonstrukionen messen müssen. Das gelingt Cooke trotz oder gerade wegen der geringen Vorgaben sehr gut und so ist "Minutemen" eine komplexe und vielschichtige Abhandlung der Golden Age-Superhelden. Hervorragend!
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