„StarCraft – The Brood War“ ist die erste Erweiterung des StarCraft-Brettspiels.
Bevor ich zur eigentlichen Rezension komme, möchte ich ein paar grundlegende Dinge zur Bewertung dieser Erweiterung loswerden. In meiner Rezension zum Grundspiel ist dieses äußerst schlecht weggekommen. Die Mängel, die meiner Meinung nach am Grundspiel bestehen, können nicht mittels einer Erweiterung beglichen werden, dazu sind sie zu massiv. Demnach könnte ich bereits von vorne weg diese Erweiterung verdammen, denn natürlich machte das Spielen der Erweiterung nur wenig mehr Spaß als das Grundspiel. Ich gehe jedoch von der Grundannahme aus, dass sich nur jener Spieler die Erweiterung kauft, der auch das Grundspiel mochte. Ich versuche daher für diese Erweiterung den Standpunkt eines Spielers einzunehmen, der das Grundspiel mochte und zu schauen, wie die Erweiterung dieses Spielererlebnis im Positiven oder Negativen verändert.
Erster Eindruck:Leider scheint den Verantwortlichen im Heidelberger Spieleverlag nicht die Erkenntnis ereilt zu haben, dass das Materialmanagement des Basisspiels nicht wirklich der Brüller war – in der Erweiterung ist es genauso schlimm. Dieses Mal spendiert die Schachtel sogar nur ein Fach, indem all das ganze neue Material Platz finden soll. Dieses findet sich wie üblich in Stanzbögen, aus denen sich die einzelnen Teile herauslösen lassen. Die Qualität des Materials ist wieder einmal ohne Beanstandung, die Illustrationen sind schön gelungen. Zusätzlich ist auf den Karten ein Symbol angebracht worden, dass das Auseinandersortieren einfach macht. Wenigstens wurde an dieser Stelle mitgedacht.
Die Anleitung des Spiels präsentiert sich auf guten 20 Seiten.
Regeln:Die Erweiterung bringt einige neue Spielmaterialien mit sich. So wurden die Fraktionsbögen grundsätzlich ausgetauscht und einiger Überarbeitungen unterzogen. Die speziellen Siegbedingungen sind nun nicht mehr hier zu finden, sondern auf den Führerschaftskarten. Hinzugekommen sind auch jeweils drei neue Einheiten pro Fraktion, samt entsprechender Plastikfiguren. Ebenfalls hinzugekommen sind einige neue Planeten (wie z.B. der große Planet Moria, der sogar fünf, statten den üblichen 2-4 Gebieten enthält), neue Technologie- und Kampfkarten, neue Module und neue (Spezial-)Befehle. Alle Änderungen werden zu Beginn des Regelhefts ausführlich erläutert. Das besondere an dieser Erweiterung ist, dass sie nicht grundsätzlich neue Inhalte hinzufügt, sondern verschiedene optionale Spielweisen und auch Szenarien enthält, die dem Spiel ganz neue Ziele und somit auch ein ganz neues Spielerlebnis geben können.
Von den grundlegenden Änderungen können mich die Führerschaftskarten am meisten überzeugen. Diese verleihen der jeweiligen Fraktion einzigartige Fähigkeiten, die sie einmalig oder dauerhaft einsetzen können. Zusätzlich finden sich darauf auch die speziellen Siegbedingungen. Insgesamt bringen die Führerschaftskarten etwas mehr Zufall zu Beginn des Spiels hinein und vermeiden den grundlegenden Reflex zu einer bestimmten Fraktion zu greifen, die im Grundspiel immer die gleichen speziellen Siegbedingungen hatten. Ebenfalls neu ist der Held, den der Spieler durch eine Führerschaftskarte hinzubekommen kann. Neben dem Umstand, dass StarCraft-Spieler nun ihre virtuellen Helden handhaben dürfen, bekommen sie zusätzlich auch spezielle Fähigkeiten, die sie etwas mächtiger als eine Standardeinheit machen.
Die Szenarien Ich möchte an dieser Stelle nicht jedes Szenario einzeln besprechen, jedoch anhand eines Beispiels die Funktionsweise eines solchen erläutern. Dazu nehme ich das dritte der vier Szenarien „Die Quest für Uraj & Khalis“. Jedes Szenario ist für eine bestimmte Anzahl an Spielern ausgerichtet, alleinig das letzte ist mit seinen drei bis sechs Spielern variabel. Jedes Szenario hat einen strikten Grundaufbau und ein klares Ziel. So müssen sich bei diesem die „Königin der Klingen“ und „Tassadar“ sowie der „Overmind“ und „Arcturus Mengsk“ miteinander verbünden. Daraus geht auch entsprechend hervor, dass das Szenario für vier Spieler gemacht ist. Neben weiteren Änderungen am Ereigniskartenstapel, sind vor allem die Siegbedingungen interessant: Das erste Team muss dafür sorgen, dass zwei Gegenstände, die „Kristalle“, in eine Basis auf den Planeten Antiga Prime oder Tarsonis landen. Das zweite Team muss dagegen versuchen die Helden Kerrigan und Zeratul zu vernichten oder 20 Siegpunkte anzusammeln.
Dies sind bereits die Grundregeln dieses Szenarios. Ich persönlich mag die Aufsplittung einer Erweiterung in Szenarien, da man so eine größere Variabilität an Spielsituationen hat und es somit eine ganz andere Wiederspielmotivation hervorbringt. In den anderen Szenarien gibt es teilweise noch andere, größere Änderungen an bestimmten Regelstellen. Leider unterscheiden sich die Szenarien in ihrem Grundaufbau nicht zu arg voneinander. Meist lauten die Siegbedingungen „Du gewinnst, wenn du X und Y tötest“ oder „X und Y einnimmst“. Da wir nur ein Szenario angespielt haben, kann ich nicht sagen, ob sich dieser Eindruck beim Spielen bestätigt – auf dem Papier kam er jedenfalls auf.
Die optionalen Regeln Die optionalen Regeln stellen neben den Szenarien kleinere Regeländerungen dar, die das Spiel eher im Detail verändern. Es sind Neuerungen wie „Zufällig verteilte Fraktionen“ oder „Größere Galaxis“, die das Spiel eher punktuell als grundlegend ändern und sich so an einigen Stellen neue Möglichkeiten ergeben. Da sie in der Anleitung selbst nur eine gute Seite Platz einnehmen, sind sie eine schöne Bereicherung für alle Spieler, die das StarCraft-Spiel nur ungern in der immer gleichen Variante spielen.
Spielerlebnis:In unserem Testspiel kam ziemlich deutlich heraus, dass „The Brood War“ vor allem die taktischen Möglichkeiten um einiges erweitert. So sind die Verteidungs- wie Angriffsmodule ein Quell neuer Taktiken, die aber auch erst mal begriffen werden möchten. Wir, die selbst mit dem Grundspiel nicht zu 100% zurecht gekommen sind, hatten Probleme diese neuen taktischen Möglichkeiten wirklich wahrzunehmen, aber erfahrene Spieler werden sie erkennen und mit Freude in ihr Spiel einbauen. An mancher Stelle wird es jedoch derart komplex, dass wohl auch selbst die härtesten Strategen abwinken dürften. Das Spielen des Szenarios sorgte für ein deutlich anderes Spielerlebnis im Vergleich zum Grundspiel und erfüllt somit in meinen Augen seinen Zweck. Ob die vielen Zusatzregeln, die es teilweise für das Szenario gibt, wirklich notwendig gewesen wären, möchte ich an dieser Stelle mal dahingestellt lassen.
Fazit:„StarCraft – The Brood War“ ist eine Erweiterung, die den Namen verdient hat. Sie bringt genug neue Spielmaterialen und –möglichkeiten mit, um das Spiel merklich zu verändern und es in eine neue Richtung zu drehen ohne es zu verdrehen. Gerade die Führerschaftskarten erschienen mir als besonders interessante Neuigkeit und auch die Angriffs- und Verteidungsmodule eröffnen vor allem im Kampf bzw. dessen Vorbereitung neue Möglichkeiten. Die Szenarien sorgen für neue Ziele, können aber genauso gut weggelassen werden Das Gleiche gilt noch mehr für die optionalen Regeln. Insgesamt könnte man also sagen, dass vor allem die Komplexität und die strategischen Möglichkeiten mit der Erweiterung zunehmen. Leider versagt der Heidelberger Spieleverlag einmal mehr beim Spielkartondesign auf ganzer Linie. Sehr traurig, dass sie nicht aus dem Grundspiel gelernt haben.
Wer das Grundspiel nicht mochte, kann die Erweiterung getrost in die Tonne kloppen, denn es wird alles sehr viel komplizierter. Dementsprechend kann ich selbst mit der Erweiterung wenig anfangen, aber wie bereits zu Beginn erläutert, versetze ich mich beim Schreiben dieser Rezension in einen Spieler, dem das Grundspiel gefallen hat. Diesem werden die neuen taktischen Möglichkeiten gut gefallen und er wird mit den Szenarien, die frischen Wind rein bringen, seinen Spaß haben. Nichtsdestotrotz wird es an manchen Stellen derart komplex, dass nur noch Hardcore-Strategen ihre Freude daran haben können. Ansonsten ist „The Brood War“ eine recht solide Erweiterung für das Grundspiel.
|
||||||||||||||||||||