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Into the Gold„Into the Gold“ erzählt von einer fantastischen Reise in weite Ferne. Ihr trefft auf fremde Kulturen und Gebräuche, schlagt euch mit anderem Klima, mystischen Wesen und Heimweh herum; alles riecht, klingt, schmeckt ganz anders als zu Hause. Ihr durchquert endlose Wüsten, passiert mächtige Gebirgsketten und atemberaubende Landschaften, Ihr zieht in undurchdringliche Dschungel und steht vor prunkvollen Tempeln, Türmen, Pagoden und Palästen. So kann man es auf der Erdenstern-Webseite entnehmen; ob ihre immerhin schon fünfte Rollenspiel-Soundtrack-CD diesem Anspruch gerecht wird, will ich mit dieser Rezension herausfinden.
Wie bei „Into the Green“ und „Into the Blue“ geht es bei „Into the Gold“ wieder vor allem um Reisen und die Abenteuer, die man dabei erleben kann.
Was bietet die CD?23 Titel mit zusammen fast 80 Minuten Spielzeit, haben Erdenstern wieder auf diese CD gepackt. In bewährter Weise kommen als Instrumente hochwertige Samples von Naturinstrumenten oder Naturinstrumente selbst zum Einsatz, angereichert mit gelegentlichen Geräusch-Samples. Die Instrumentierung ist, dem Thema angemessen, um orientalische und fernöstliche Instrumente angereichert, es kommen aber zumeist „klassische“ Orchesterinstrumente (Streicher, Bläser etc.) zum Einsatz. Ein schön gestaltetes zwölfseitiges Booklet, das zweisprachig (Deutsch/Englisch) gehalten ist, bringt einem Erdenstern und die Musik der CD näher. Dabei haben Erdenstern –wie zuletzt bei „Into the Dark“ jeweils fünf oder sechs Stücke zusammengefasst, die in ihrer Charakteristik besonders gut zusammenpassen sollen. Komponist aller Stücke ist wieder Andreas Petersen. Er zeichnet auch mit den beiden anderen Erdenstern-Mitgliedern (Eva-Maria Irek und Per Dittmann) für die Produktion der Musik verantwortlich.
1. Incarnation- Ancient Prophecies Fulfilled — mystisch, stolz, mächtigEine Einleitung, die viele der Stimmungen vorwegnimmt, die diese CD vermitteln will. Erst ruhig und mystisch, dann mit reichlich Rhythmus Bewegung aufnehmend. Auch die Instrumentierung verspricht schon reichlich Exotik.
2. Caravan Route- Entering A Strange World — ruhig, kraftvoll, stetigDie Kamele, die die Karawane dieses Liedes bilden, ziehen langsam und bedächtig durch die Wüste. Und der Zuhörer schaukelt auf dem Rücken dieser Tiere, während sich am Horizont langsam eine Stadt nähert.
3. Bazaar- Hagglers And Mongers — lebendig, hektisch, geschäftigErdenstern gelingt es hier eine orientalischen Markt mit Leben zu erwecken, in den die Karawane aus dem vorhergehenden Stück einzuziehen scheint. Die Vielschichtigkeit und das Treiben eines Basars kommen hervorragend zu Geltung.
4. Meeting The Merchant- Trying To Remember The Exchange Rate — geschmeidig, verschlagenJetzt wird auch klar, was wir auf dem Basar zu suchen haben: einen windigen und schmierigen Verkäufer, der uns unsere Waren für einen elend niedrigen Preis abkaufen will. Wäre die Instrumentierung nicht ganz so exotisch, dann könnte man dieses Stück auch für jeden beliebigen Markt mit einem dubiosen Händler verwenden. So macht sich aber immer der Dunst von Wasserpfeifen breit.
5. Hookah And Tea- Some Useful And Some Useless Information — tanzend, lebendig, fließendHatte man schon bei dem vorhergehenden Stück den Eindruck in einem stickigen Lokal in einer orientalischen Stadt zu sein, so kommt dieser Eindruck hier noch viel stärker rüber. Es werden Klischees bedient (im Zusammenhang mit einem Soundtrack für Rollenspieler nichts Schlechtes). Dazu kommen aber noch Bilder von Bauchtänzerinnen oder tanzenden Schwertkämpfern. Daher könnte man damit auch einen Empfang in einem nahöstlich angehauchten Palast oder einem großen Beduinenzelt unterlegen.
6. Into The Gold- Stepping Out Into The Open — heroisch, erwartungsvoll, kraftvollDas Titelthema ist eingängig und mitreißend. Genau wie versprochen ein Stück, um Helden auf ein Abenteuer zu schicken. Damit passt es auch hervorragend zu ähnlichen Stücken von „Into the Green“.
7. The Desert- The Dunes All Look The Same — ruhig, drückend, endlosHeißer Wind, der über Dünen streicht, flirrende Hitze. Man spürt richtig die brütende Mittagshitze. Und etwas Bedrohliches zieht am Horizont herauf…
8. Sandstorm- One Of The Many Threats Here — mächtig, bedrohlich, hektisch… ein Sandsturm. Damit lassen sich die Stücke 7 und 8 hervorragend verbinden. Für das richtige Timing muss man vielleicht Stück 7 ein- oder zweimal loopen. Sehr gelungen.
9. A Flower In The Sand- A Local Beauty, An Oasis, A Delusion — ruhig, schön, anmutigDie Ruhe nach dem Sturm. Eine Oase in der glühenden Hitze. Eine schöne Frau erfreut das Auge des männlichen Abenteurers?. Nicht nur ruhig und schön, sondern auch nachdenklich.
10. Sons Of The Desert- They Know Their Way Around — stolz, entschlossen, treibendAm Horizont tauchen Reiter auf. Sind sie eine Bedrohung oder Freunde, die einem in dieser Ödnis Hilfe bringen?
11. Mirage- Doubting Our Eyes — verlockend, unwirklichZu einer Wüste gehört neben einem ordentlichen Sandsturm, Wüstenreitern und Oasen natürlich auch eine Fata Morgana. Eine Verwirrung der Sinne, zu schön um wahr zu sein.
12. Make Way For The Prince!- And All The Royal Household - imposant, maschierendAus der Wüste, vor den König! Stimmige Umsetzung, die sich nicht ausschließlich für orientalische Monarchen nutzen lassen würde. Allerdings hört man schon einige Elefanten marschieren.
13. An Uncertain Fate- Doing What We Have To Do — treibend, bedrückendDie Reise geht weiter. Dieses Stück vermittelt sehr schön Unsicherheit. Wie soll es weitergehen? War die Entscheidung richtig? Werden wir obsiegen? Allerdings können einem die Stimmen in diesem Stück auch ziemlich auf die Nerven gehen. Durch diese Stimmen ist das Stück auch nur in einem orientalischen Kontext zu gebrauchen, aber das ist ja Sinn dieser CD.
14. A Thousand Tales>- We Will Add One — fließend, anmutig, lebendigScheinbar haben die Helden sich entschieden, Helden zu sein. Hier ist erstmals der Übergang vom Nahen Osten in weiter östlich liegende Gefilde zu spüren. Bis zu diesem Stück bewegt man sich sehr nah an dem, was man als Laie als nahöstliche Klangwelt identifizieren würde und irgendwo zwischen Marokko und dem Zweistromland oder Persien ansiedeln würde. Hier kommen erstmals weitere Klangfarben hinzu.
15. The Jungle- Overgrown Paths — rhythmisch, bewegt, exotischUnd spätestens bei diesem Stück haben wir die arabische Halbinsel verlassen und bewegen uns durch den Urwald. Erst am Waldessaum, aber dann immer tiefer. Wenn man die Augen schließt, spürt man um sich herum den Dschungel mit seiner feuchten Hitze, mit seiner vielfältigen Geräuschwelt. Auch nutzbar für Dschungel in anderen Settings als ausschließlich „östlichen“.
16. Snakes And Spiders- Stepped Into The Pit — hektisch, bedrohlich, ekligWar der Urwald eben noch nett und fast gemütlich, wird es hier gefährlich. Man könnte schon eine gewisse Paranoia empfinden, umgeben von Feinden, muss man auf jeden Schritt achten, denn es könnte der letzte sein.
17. On Top Of The World- Treehouse Of The Gods — imposant, ergreifendDie Reise nimmt stark an Fahrt auf. Konnte man die letzten beiden Stücke klar dem indischen Subkontinent zuordnen, so befindet man sich hier in Nepal oder Tibet und damit schon im Übergang zum Fernen Osten. Man spürt das beschwerliche Erklimmen von Bergen und nimmt die Stimmung auf, wenn man von diesen Bergen in die Ferne schaut. Und mit ein wenig Wehmut auf den bereits zurückgelegten Weg blickt.
18. Code Of Honour- Determined And Heavily Armed — rhythmisch, kämpferisch, stolzDieses Stück würde in jeden Martial Arts-Film passen und kann sowohl chinesisch als auch japanisch interpretiert werden.
19. The Ceremony- Moved And Speechless — langsam, getragen, ruhigWieder ein fernöstliches Thema, das auch in Martial Arts-Filmen auftauchen könnte, allerdings nicht zur Unterlegung eines Kampfes, sondern einer Zeremonie oder einem transzendalen Moment.
20. The Temple- Ancient And Holy — groß, feierlich, imposantAuch hier ein Stück, dass von fernöstlicher Mystik nur so sprüht. Man meint Mönche bei mentalen Training, Tai-Chi-Übungen oder ähnlichem zu beobachten. Man spürt ein Gebäude, das man durchschreitet.
21. Guardian- Now That's A Giant Watchdog — riesig, gefährlich, brutalDa ist doch nicht jemand in die Schatzkammer des Tempels eingedrungen und auf etwas gestoßen, was er da nicht vermutet hätte, dass man aber vor einer Schatzkammer erwarten muss? Ein sehr „bedrohliches“ Thema!
22. The Artefact- This Is What We Came Here For — ehrfürchtig, erwartungvollDa liegt er vor uns, der Schatz den wir suchten. Aber nicht ein Raum voller Gold, sondern ein riesiger Raum, an dessen anderem Ende, erhöht auf einem Podest, etwas lagert, was für sich alleine so wertvoll ist, dass die lange Reise und die Mühen sich dafür lohnen.
23. Carpet Flight- Why Is The Way Home Always So Much Easier? — bewegt, kraftvoll, befreitWie es sich für das Ende eines Heldenepos gehört, gibt es eine glorreiche Heimkehr. Aber wie auf einem fliegenden Teppich ist man schneller wieder daheim, als die Hinreise vermuten ließ. Ähnlich wie die CD ist auch dieses Stück zweigeteilt. Und wie es sich für Erdenstern gehört, gibt es einige kurzen Zeilen englisch gesungenen Text.
Fazit:Anders als zuletzt „Into the Dark“ oder „Into the Blue“ erzählt „Into the Gold“ wieder eine Geschichte. Aber dabei wäre es vielleicht besser gewesen, wenn sich Erdenstern weiter auf den Nahen Osten konzentriert hätte und die Themen um orientalisches Leben, Wüste etc. stärker vertieft hätte. Damit hätten diese Themen etwas konzentrierter behandelt werden können, denn ab etwa Mitte der CD nimmt die Reise eine solche Fahrt auf, dass die Bilder im Kopf nur so rasen. Aber letztlich war dies ihre Zielsetzung für diese CD: vom Nahen in den Fernen Osten zu reisen. Und die „fernöstlichen“ Stücke sind auch von hoher Qualität, aber eine Trennung in zwei CDs hätte mir wahrscheinlich besser gefallen. Trotzdem ist es Erdenstern wieder gelungen, eine CD zu vorzulegen, die allerlei Bilder im Kopf des Zuhörers erzeugt und einen SL hervorragend unterstützt, bestimmte Stimmungen bei seinen Spielern zu erzeugen. Aber ich gebe ja auch immer noch einen kleinen Kommentar ab, ob man die Musik auch ohne Rollenspiel(hinter)gedanken hören kann, oder nicht. Ja, diese CD lässt sich hören, aber sie zeigte sich mir bei den ersten Hördurchläufen ein wenig verschlossen. Das mag sicherlich am hohen Niveau der Kompositionen und der komplexen Arrangements liegen. Vielleicht war es aber auch der Themenwechsel, vom Nahen zum Fernen Osten, um die Mitte der CD, der es mir schwer machte. Definitiv keine CD zum schnellen „Nebenbei“-Hören. Erdenstern hat hier aber eigentlich nichts falsch gemacht, denn sie wollten ja eine CD machen, die alle „östlichen“ Stimmungen einfängt. Und mit ihren Kompositionen und ihrer hervorragenden Aufnahmequalität erreichen sie locker das Niveau von „Into the Blue“ und „Into the Green“, so dass man hier drei CDs für Reisenszenen zur Verfügung hat, die sich aufs Beste ergänzen. Und da wie auf allen CDs bisher immer wieder Variationen „altbekannter“ Themen der Vorgänger, mit den musikalischen Themen der aktuellen Scheibe verquickt werden, entsteht immer mehr eine Bibliothek der Fantastischen Musik, die dem SL vielfältige Werkzeuge zur Verfügung stellt, Stimmungen zu erzeugen oder zu untermalen. Der Preis für diese gelungene CD von € 14,99 geht voll in Ordnung!
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