Die Artikel dieser Beitragsreihe beschäftigen sich mit dem Ausloten von Stärken (aber auch Schwächen) verschiedener Monster und Kreaturen welche im d20 System immer wieder für Freude (bei den Spielern) und Ärger (bei den Spielercharakteren) sorgen.

In diesem Falle möchte ich mich mit der „Täuschungsbestie“ beschäftigen – angeregt durch einen Fehler als SL meiner Online-RPG-Gruppe hier im DnD-gate, der fast meine Gruppe ausgelöscht hätte. Geplant war ein nächtliches Aufeinandertreffen der Gruppe mit zwei – etwas aufregenderen Kreaturen als Wölfe, um ihr Fähigkeiten im Kampf anzutesten, da die Gruppe die Kampagne in der Stufe 3 beginnt, aber halt vorher noch nie zusammen gespielt bzw. gekämpft hatte. Oh weia – das wäre fast in die Hose gegangen.

Obwohl die Gruppe aus 6 ! Spielercharkteren mit hohen Werten besteht..

 

Die „Täuschungsbestie“

Zunächst gibt es wie immer einige allgemeine Hinweise und Betrachtungen des Monsters und dann will ich seine besonderen Fähig- und Fertigkeiten und ihren taktischen Nutzen eingehen.. wie sonst soll eine Kreatur sich in diesen Welten behaupten..

 

Allgemeines

Die Täuschungsbestie ist eine Kreatur mit einem Herausforderungsgrad von 4 und sollte auch definitiv als eine solche betrachtet werden..
Es ist ein Raubtier und entsprechend mit Fähigkeiten ausgestattet, die eine fleischfressende Kreatur, auch in einer gefährlichen Fantasywelt, ausreichend Beute schlagen lässt um zu überleben und gegebenenfalls auch die Nachzucht versorgen zu können. Ihr blauschwarzer, katzenartiger Körper mit den sechs Beinen lassen sie schneller als viele Kreaturen laufen (Bewegungsrate 12m) und geben ihr somit auch Boni auf Springen welche sie für eine erste (Überraschungs-)Attacke gut einsetzen kann, vorausgesetzt, dass die Täuschungsbestie zuvor nicht entdeckt wurde. Aber hierzu kann sie trotz ihrer (im Monster Handbuch) beschriebenen Größe eines bengalischen Tigers der ganz erhebliche Volksbonus von +8 auf Verstecken, bedingt durch ihre täuschen Fähigkeit, und der Bonus durch die Verstohlenheit -Fähigkeit beitragen. Der Gesamtbonus beläuft sich immerhin auf +10 ! Und auch der Bonus von +7 auf Leise Bewegen ist nicht zu verachten..
Und unter welchen Umständen kann man diese Fertigkeiten am besten einsetzen? Genau, in der Dunkelheit, in der eine Gruppe ohne Dunkelsicht – die die Täuschungsbestie nämlich neben der Fähigkeit Dämmersicht auch besitzt – ziemlich im dunkeln Tappen kann. Haben die Spielercharactere gar keine Lichtquelle (totale Finsternis) oder nur eine schwache (schattige Beleuchtung), so wird die Täuschungsbestie noch einmal weniger getroffen werden können, da die Spielercharaktere erst eine weitere 50% (totale Finsternis) bzw. 20%-ige Verfehlchance überwinden müssten um die Bestie zu treffen. Seine Fellfarbe und die Fähigkeit zur Dunkelsicht ergeben ganz klar, dass die bevorzugte Jagdzeit der Bestie die Dunkelheit der Nacht sein sollte.

Seine weiteren Fertigkeiten wie Wachsamkeit und Ausweichen lassen auf eine magische oder evulotionäre Entwicklung eines sinnesgeschärften Jägers schließen, der seine Fähigkeit zur schnellen Jagd in der Dunkelheit perfektioniert hat. Diese Kreatur ist für schnelle, überraschende Angriffe gemacht ..und sollte auch so eingesetzt werden.
Das heißt aber nicht, dass sie im Nahkampf nicht über längere Zeit auch eine sehr gefährliche Bedrohung für eine Gruppe sein kann.

 

Reichweitenvorteile

So sollte man als erstes die Möglichkeit de Gelegenheitsangriffs nie vergessen. Denn: die Täuschungsbestie hat mit seinen Tentakeln eine 3m-Reichweite. Und das bedeutet, dass normalerweise fast jeder Spielercharakter zunächst einen freien Angriff durch die Bestie hinnehmen muss, bevor er selbst im Nahkampf angreifen kann. Und auch die Bestie kann diesen Reichweitenvorteil gut nutzen. So kann sie bis auf 3m an einen Gegner herantreten ohne in dessen Bedrohungsbereich zu gelangen und eine Attacke ausführen, so dass der Gegner automatisch bei einem Gegenangriff mit einer Nahkampfwaffe (Reichweite 1,5m) wieder einen Gelegenheitsangriff hinnehmen müsste.

Weiter könnte die Bestie einen Vollen Angriff mit ihren beiden Tentakeln ausführen und anschließend einen 1,5m-Schritt machen. Ein Gegner der dann zum Gegenangriff mit einer Handwaffe übergehen wollte müsste wieder den oben beschriebenen Gelegenheitsangriff über sich ergehen lassen.

 

Täuschen Fähigkeit

Im MHB ist diese Fähigkeit ausreichend beschrieben und soll hier nur noch einmal erwähnt werden, da immerhin 50% der Angriffe ihr Ziel verfehlen werden. Dabei sind noch nicht die Angriffe der Charaktere einberechnet, die die Bestie, trotz ihrer nicht allzu hohen Rüstungsklasse von 16 nicht einmal treffen würden.

Im Gegenzug dazu hat die Bestie mit einem Angriffsbonus von +9 für ihre Tentakel immerhin eine statistische Chance von 50% einen Charakter mit einer Rüstungsklasse von 20 zu treffen und wer hat die schon immer in den unteren Stufen? Das bedeutet bei einem Vollen Angriff schon eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht – aufgrund des Stärkebonus – nicht unerheblichen (5-10, bzw. 3-10 Punkte) Schaden anzurichten, ohne selbst sehr viel Schaden hinnehmen zu müssen. Wenn überhaupt. Und bitte nicht vergessen, dass die Täuschungsbestie ja auch noch die Ausweichen Fahigkeit besitzt und auch zu seinem Vorteil einsetzen wird.

Da dauert es schon manchmal eine Weile bis die durchschnittlich 51 Trefferpunkte aufgebraucht sind. Sollte die Täuschungsbestie dennoch in niedrige Trefferpunktbereiche kommen so schaltet sich die Täuschen-Fähigkeit beim Wegrennen übrigens auch nicht ab..

Wohl der Gruppe, die über ausreichende arkane Angriffszauber verfügt – gegen die die Bestie in vielen Fällen aber auch noch einen +2 Bonus auf ihre Rettungswürfe hat..

 

Mehrere Täuschungsbestien

Dies ist eine Möglichkeit den Charakteren richtig Ärger zu bereiten. Denn zwei Täuschungsbestien nebeneinander können leicht die Anzahl der Gelegenheitsangriffe erhöhen und sich gegenseitig schützen, so dass Zangen-Manöver nur noch mit einer Achse durchgeführt werden könnten. Hierbei sollten die Täuschungsbestien ihre 3m-Reichweite bedenken und zwischen sich einen Abstand von 4,5m haben um eine Kreatur die dort eventuell stehen könnte gegenseitig in die Zange zu nehmen und mit Tentakelsalven eindecken zu können.. weh´ dem der dort steht.

Der Nachteil für die Täuschungsbestie sind selbstverständlich großflächige, magische Angriffe (z.B. Feuerbälle). Diese werden aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht eingesetzt werden, wenn die Täuschungsbestie bereits in der aufgeführten Nahkampfformation einige Spielercharaktere in ihrer Mitte oder um sich herum haben sollten. Also sollten die Bestien schnell diese Situation herbeiführen.

 

Intelligenz

Hier möchte ich einmal anmerken, dass die Täuschungsbestie auch tatsächlich eine Bestie ist und im Durchschnitt gerade einmal mit einer Intelligenz von 5 gesegnet ist. Diese liegt zwar schon „ein ganzes Stück über dem Deutschen Schäferhund“ aber zeugt eigentlich nicht von taktischer Brillianz. Dennoch ist die Kreatur mit Sicherheit lernfähig, denn immerhin besitzt sie eine durchschnittliche Weisheit von 12. Daher sollte der DM sich überlegen, ob er die o.g. Taktiken und Vorteile der Kreatur so intensiv und gezielt einsetzt. Bei einem erfahrenen Tier dieser Gattung ist dies durchaus vertretbar.

Sollte also der Kampf einfach für die Spielergruppe laufen, dann könnten/sollten die Bestien durchaus solche Verhalten an den Tag .. bzw. in die Nacht legen. Und im Falle einer Überlegenheit der Bestien sollten diese vielleicht ihren Instinkten gehorchen und taktische Raffinessen aufgeben oder gar nicht erst anwenden. Unter Umständen bemerken sie auch, dass sie die Beute gar nicht leicht wegschleppen können und dass Spielercharaktere viel zu viel Gegenwehr leisten. Dann suchen sie sich halt andere Beute. Und die werden sie sicherlich finden..

 

Fazit

..wie ihr seht eine wahrhaftige Herausforderung, auch für stärkere Gruppen als die meine. Die hat allerdings gelernt, dass man Magier in der Wildnis nie alleine Wache halten lässt.

 

Euer DonDiego