Nachdem die „Bibliothek der Fantastischen Musik“ von Erdenstern mit „Into the White“ eigentlich ihren offiziellen Abschluss gefunden hat, legen die drei von Erdenstern jetzt noch einmal kräftig nach: mit „Into the Light“ veröffentlichen sie in limitierter Auflage einen Nachklapp, der es in sich hat. Erstmals hatten Fans erhebliche Mitsprache an der Themenauswahl („Unzählige Fans – Über 500 Beiträge – 120 Themen – 38 Stücke – 7 Monate Komposition – 4 Epochen – 2 CDs – 1 Doppelalbum“) und so wurde aus den Wünschen eine Doppel-CD zusammen gestellt, die auf 2.000 Exemplare limitiert ist.

Hauptthema der CD ist eine Art Zeitreise durch unterschiedliche Epochen für Rollenspiele: Ancient Realms (also Urzeit, Steinzeit oder Bronzezeit), Empire of Faith (im weitesten Sinne mittelalterliche, klerikale Themen), Era of Steam (19. Jahrhundert, Steampunk), The Last Days (Futuristisch, Endzeit). Im Gegensatz zu den bisherigen CDs, sind die Themen (=Epochen) nicht bunt gemischt, sondern zusammengefasst, d. h. die Epochen bilden jeweils einen Block und die Reihenfolge bildet fast so etwas wie eine Zeitreise von der Genesis bis zur Apokalypse. Auf CD 1 befinden sich Ancient Realms und Empire of Faith und auf CD 2 Era of Steam und The Last Days.

Was bieten die CDs?

Die beiden CDs sind wie bei Erdenstern üblich vollgepackt mit insgesamt 38 Titeln und fast 160 Minuten Spielzeit. Die Instrumentierung entspricht dem Üblichen der bisherigen Erdenstern-CDs, wobei epochenbedingt auch einmal etwas anderes als klassische Orchesterinstrumente (bzw. Samples derselben) zum Einsatz kommen. Dies war aber auch schon auf anderen CDs üblich, z. B. bei Into the Grey.

Die CDs kommen nicht im „klassischen“ CD-Klappgehäuse daher, sondern sind opulent in einer Pappverpackung untergebracht, die komplett bedruckt und hervorragend gestaltet ist. Das Booklet umfasst 12 sauber gestaltete Seiten, die auf Deutsch und Englisch viele Informationen zu den Stücken und der Themensetzung der CDs bereithalten. Komponist aller Stücke ist wieder Andreas Petersen. Er zeichnet auch mit den beiden anderen Erdenstern-Mitgliedern (Eva-Maria Irek und Per Dittmann) für die Produktion der Musik verantwortlich.

Die thematische Gruppierung ergibt sich diesmal aus dem epochenbezogenen Ansatz von selbst. Und da die Stücke schon danach sortiert sind, sind diesmal keine Titelsprünge notwendig, um sich ein Thema geschlossen anzuhören. Wie immer gibt es zu jedem Stück kurze Hinweise, was es für Stimmungen transportieren soll.

 

Im Gegensatz zu meinen bisherigen Erdenstern-Rezensionen (siehe Links), habe ich mich diesmal dazu entschlossen, nicht jedes einzelne Stück kurz zu besprechen (dies würde bei 38 Stücken zu weit führen und wäre auch wenig spannend zu lesen befürchte ich), sondern ich werde dem Epochenansatz von Erdenstern folgen und beschreiben, wie gut ihnen dieser gelungen ist.

 

1. Ancient Realms (CD 1)

Dieses erste Thema umfasst 11 Stücke, die sich mit der Erschaffung der Welt und den frühen, eher schamanistischen Kulturen und ihren Ritualen beschäftigten. Insgesamt sehr schön umgesetzt und die Stimmungen werden immer gut getroffen.

 

2. Empire of Faith (CD 1)

Die zweite Epoche startet mit mittelalterlichen Klängen. Aber auch mit klerikaler Musik, die an christlichen Ritus (“Amen”) erinnert. Und dabei große Kathedralen zu füllen scheint. Insgesamt stimmig, aber gleichzeitig bei manchen Stücken etwas, was einem so vertraut scheint, dass es fast nicht ins typische Fantasy-Rollenspiel passen mag. Dieses Thema umfasst 9 Stücke.

 

3. Era of Steam (CD 2)

Hier betreten die Erdensternler in 9 Stücken eine Epoche, der sie sich so im Rahmen ihrer „Bibliothek der Fantatischen Musik“ noch nicht gewidmet hatten. Zwar gab es auf „Elyrion – Ruf der Titanen“ schon einen solchen Ansatz, aber der gehört eben nicht in die eigentliche Bibliothek. Insgesamt finde ich die Epoche sehr gut umgesetzt und für Rollenspiele im Rahmen des Zeitalters der Dampfmaschine sehr passend.

 

4. The Last Days (CD 2)

Nochmals 9 Stücke widmen sich der letzten Epoche: der Zukunft. Allerdings im Unterschied von Into the Grey deutlich düsterer. Die Stücke verbreiten alle Endzeitstimmung und das ist mit Into the Grey nicht zu vergleichen. Wie gewohnt, vermittelt Erdenstern diese Stimmung gekonnt.

Fazit:

Insgesamt ein gelungenes Werk von Erdenstern. Eine Zeitreise durch verschiedene (Rollenspiel-)Epochen, die meist in Rollenspielen ein wichtiges Hintergrundelement spielen. Wie für die Bibliothek der fantastischen Musik üblich, ist hier ein Soundtrack für das Spiel am Tisch und die Bilder im Kopf entstanden. Nicht nur am Rollenspieltisch zu gebrauchen, sondern auch interessant ohne Spielabsichten zu hören. Besonders gefällt mir die unterschiedliche Instrumentierung der einzelnen Epochen und wie gut es Erdenstern gelungen ist, diesen Epochen Leben einzuhauchen. Lediglich die Epoche „Empire of Faith“ ist mit etwas zu „klassisch“ und stellenweise klischeehaft geraten. Hier hätte ich mir etwas weniger Bezug zur christlichen Kirchenmusik gewünscht… Deswegen gibt es von mir leichte Abzüge.

Auch dieses Spezial-Album von Erdenstern ist hervorragend produziert und der Klang verdient wieder höchstes Lob. Für Fans und für Spieler, die für die Untermalung verschiedener von Erdenstern noch nicht abgedeckter Epochen noch Musikuntermalung suchen, kann ich hier eine klare Kaufempfehlung aussprechen. € 23,99 sind für diese Doppel-CD nicht zu viel Geld!