Das Player´s Handbook 5E und dieses erste Abenteuer für die neue Edition sind vor ein paar Tagen erschienen. Falls sich jemand fragt, warum zuerst eine Rezension zum Abenteuer erfolgt und nicht zum Player´s Handbook (ab jetzt: PHB)…nun, das hat seine Gründe:
a) Vom PHB ist schon sehr viel durch Previews bekannt. b) Die PHB-Rezension wird ohne Wertung sein. c) „Hoard of the Dragon Queen“ ist (auch) darauf ausgelegt, nur mit den Basic Rules gespielt zu werden. (Im Fazit werde ich diesen Fakt noch einmal aufgreifen).
„Hoard of the Dragon Queen“ ist der erste Teil einer zweiteiligen Abenteuerreihe unter dem Überbegriff „Tyranny of Dragons“, die mit dem Folgeabenteuer „The Rise of Tiamat“ fortgeführt und abgeschlossen wird. „Hoard of the Dragon Queen“ ist ein Abenteuer für 4 Charaktere der Stufe 1, die am Ende Stufe 7 bzw. 8 erreicht haben sollen…ein durchaus „sportliches“ Unterfangen.
Bevor es aber zum Inhalt geht, mal ein paar Sachen zum äußeren und inneren Erscheinungsbild. „Hoard of the Dragon Queen“ ist ein 94seitiges Hardcover, zu dem es einen kostenlosen Download gibt, den man auch dringend benötigt: dnd.wizards.com/products/tabletop-games/rpg-products/hoard-dragon-queen
In diesem Online Supplement befinden sich sowohl die Werte der magischen Gegenstände aus dem Abenteuer wie auch ein Großteil der Gegner/Monster sowie einige Zauber. Ja, richtig gelesen…sie sind nicht im Abenteuer enthalten, Ausnahmen bilden ausgewählte Monster/Gegner. Was ist nicht enthalten? Die Karten.
Jetzt ist das erste Mal der Zeitpunkt gekommen, an dem ich mir ein wenig Luft machen muss: Ich bin persönlich absolut kein Freund davon, Abenteuer als Hardcover herauszubringen, jedenfalls dann nicht, wenn sie eine gewisse Seitenzahl nicht überschreiten. Hardcover sind für mich unpraktisch am Spieltisch und es ist nicht wirklich einfach, Handouts oder Karten rauszukopieren/abzuscannen, ohne die Bindung in Mitleidenschaft zu ziehen. Und wenn dann noch die Karten wie hier nicht offiziell mitgeliefert werden, ist es doppelt ärgerlich. Apropos Karten: Es spricht sicherlich nichts dagegen, externe Illustratoren für solche zu beauftragen. Störend wird es aber dann, wenn ich diese dann kostenpflichtig erwerben oder mir mehr oder weniger legal über „Google“ zusammensuchen muss. Und richtig Kopfschütteln bereitet es mir dann, wenn diese Karten offensichtlich nicht überprüft wurden und dann mit Rechtschreibfehlern behaftet sind (vgl.: Silverymoon, Felbarr, Iriaebor) und wie Silverymoon auch noch an der falschen Stelle eingezeichnet sind.
Kommen wir zum Artwork und zur sonstigen Aufmachung: Als Hardcover, bei dem ein Teil des hinteren Buchdeckels angeraut ist, liegt es zum Lesen wirklich gut in der Hand. Es wurde anscheinend sehr dickes, mattes Papier verwendet, was durchaus gefällt. Das Artwork…ja, ist natürlich wie immer Geschmackssache. Das Cover mit einem weißen Drachen, der gerade seinen Hort mit einer weiteren Statue „verschönert“ ist definitiv ein Hingucker. Ich habe gewisse Schwierigkeiten mit der Darstellung von Humanoiden im Abenteuer selbst. Die ist eher nicht so mein Fall.
Inhalt(Vorsicht Spoiler!!!)
Hintergrund zu „Hoard of the Dragon Queen“ bzw. der ganzen „Tyranny of Dragons“-Reihe ist folgender:
Der „Cult of the Dragon“ möchte unter der Führung ihres neuen Anführers Severin Silrajin Tiamat wieder zum Leben erwecken. Dafür werden 5 „Masks oft he Dragon Queen“ benötigt, um Tiamat aus der Hölle zu befreien. In „Hoard of the Dragon Queen“ werden die Charaktere in diesen Plot hineingezogen, als der „Cult of the Dragon“ Schätze zusammenträgt (durch Überfälle), die Tiamat als Geschenk bei ihrer Rückkehr gereicht werden sollen. Im weiteren Verlauf des Abenteuers werden die Charaktere nahezu die ganze „Sword Coast“ bereisen, um hinter das Geheimnis des Kultes zu kommen.
Das Abenteuer ist in insgesamt 8 Episoden aufgeteilt. Diese Episoden stellen meist auch „Milestones“ dar, sprich Abschnitte, nach denen Charaktere aufsteigen sollten, wenn man die alternative „Milestone Experience Rule“ nutzt, welche ich durchaus als stimmig und angebracht empfinde.
Auf die verschiedenen Episoden werde im Folgenden einzeln eingehen.
Episode 1: Greenest in Flames Eine Stadt, die angegriffen wird. Feuer. Chaos, ein Drache…die Charaktere werden direkt ins kalte Wasser geworfen. Greenest wird von einer kleinen Armee aus Söldnern, Kultisten, Kobolden (und einem Drachen!) angegriffen und es liegt nun an den Charakteren, die Situation zu meisten.
Ein grundlegend guter Einstieg. Sobald die Charaktere mit Hilfe von NSC einen Überblick über die Situation haben, stehen verschiedene „Missions“ an, die bewältigt werden wollen. Von der Freilegung eines geheimen Tunnels bis hin zur Rettung von NSC, die sich in einem Tempel verbarrikadiert haben, ist alles dabei. Das Ganze ein wenig unter Zeitdruck, denn der Angriff dauert nur die Nacht an.
So weit, so gut…wäre da nicht 2 Encounter, die auch schon im Forum diskutiert wurden und die ich doch eher als weniger gelungen bezeichnen würde:
a) Der Drache, der keine Lust hat. Ein übermächtiger Gegner, der flieht, wenn er 10 % Schaden genommen hat, obwohl er mit seinem Challenge Rating von 16 dort alles zerlegen könnte. b) Ein hochstufiger (im Verhältnis zu den SC) Gegner fordert zum Duell auf oder bringt sonst Frau und Kinder um. Ich habe kein Problem damit, wenn es mal „gritty“ wird. Aber hier liegt das Problem darin, dass der NSC auf jeden Fall gewinnen wird. Als Halbdrache muss er nur einmal seinen Odem einsetzen und das wars. Zuschlagen würde aber auch reichen. Aber: Der SC, der sich ihm entgegenstellt, wird gerettet. Oder aber, sollte er es schaffen, doch irgendwie zu siegen, kann der NSC flüchten…beide Ausgänge für mich unbefriedigend.
Schade, ohne diese beiden Encounter wäre es ein wirklich gelungener Auftakt gewesen und die SC danach zu Recht Stufe 2.
Episode 2: Raiders´ Camp Es geht weiter. Die SC werden gebeten, dass Lager der Angreifer aufzuspüren, zumal auch noch ein prominenter NSC offensichtlich von den nächtlichen Angreifern entführt worden ist. Wird gemacht.
Nachdem man sich mit Nachzüglern/der Nachhut rumgeschlagen hat, findet man das Lager auch relativ einfach. Das Schöne daran: Die SC können erstmal mehr oder weniger unerkannt einfach so ins Lager spazieren, wobei natürlich die Gefahr besteht, dass sie irgendjemand aus dem Kampf um Greenest erkennt. Gut gefällt mir, dass es hier um rollenspielerische Lösungen geht, denn ein Frontalangriff würde wohl den Tod/Gefangennahme bedeuten. Auch dass sich die Sicherheit im Lager jeden Tag weiter erhöht und damit auch die Gefahr für die Spieler, macht diese Episode für mich sehr spannend, zumal die SC mit Geschick sehr viel in Erfahrung bringen und auch den entführten NSC befreien können. Ach ja, kleine Anmerkung: „Rein zufällig“ hat der NSC ein Messer versteckt, falls die SC gefangengenommen werden…
Nach der Befreiung geht es zurück nach Greenest, diesmal dann u. U. auf Stufe 3.
Episode 3: Dragon Hatchery Nach ein wenig Ausruhen (kommt im späteren Verlauf nicht mehr ganz so oft vor), sollen die SC das Lager nochmals untersuchen. Es ist allerdings verlassen und alles, was sie finden, ist es ein kleinerer Dungeon, der eigentlich alles bietet, was man sich wünscht: Fallen, knackige Gegner, Informationen und Möglichkeiten für das Rollenspiel. Nicht zu kurz, nicht zu lang…Daumen hoch!
Weiter geht es, nun auf Stufe 4, mit…
Episode 4: On the Road So, Ihr Sheldon Cooper dort draußen…setzt Euch die Eisenbahnermütze auf, es geht auf die Schiene!
Kurzfassung: Von Greenest nach Elturel nach Baldur´s Gate und weiter nach Waterdeep!
Ein wenig ausführlicher: In Elturel offenbaren sich NSC als Mitglieder der „Harpers“ bzw. der „Order of the Gauntlet“, denen die SC auch beitreten können. Die SC sollen dem „Cult oft he Dragon“ folgen, der allerdings einen gehörigen Vorsprung hat. Also geht es per Schiff nach Baldur´s Gate, wo man auf die Ankunft der Kultisten wartet, um sich dann der Karawane anzuschließen, die auch die Kultisten nehmen werden, um die zweimonatige(!) Reise nach Waterdeep anzutreten.
Hier läuft einiges schief: In diesem Kapitel werden die SC quer über den Kontinent geschickt, u. a. nach Baldur´s Gate. Hier ärgert es mich doch gehörig, dass nur sehr spärliche Informationen zu dieser Stadt vorhanden sind. Immerhin haben die SC einige Tage Zeit bis zum Eintreffen der Kultisten, Zeit genug, um auf Erkundungstour zu gehen, auch wenn sie aufpassen müssen, die Abfahrt nicht zu verpassen bzw. die Kultisten rechtzeitig zu entdecken.
Und dann die Reise nach Waterdeep, 2 Monate. Gut, es werden zahlreiche Mitglieder des Handelszugs vorgestellt, also kann man ein wenig Rollenspiel betreiben. Gut, es gibt ein paar Events, die auftreten während der Reise, die durchaus spannend sein können. Weniger gut sind die „Scripted Events“, hervorgerufen durch zwei NSC, die zur Karawane stossen: Einem Red Wizard of Thay (der mit dem „Cult oft he Dragon“ verbündet ist) und einem Gnom, der den Zhentarim angehört. Ja, ein bisschen Intrige ist toll, aber ich bin kein Freund von solchen Dingen. Klar, kann man auch weglassen, trotzdem wirkt diese Episode in der Gesamtheit doch sehr linear. Aber hey, Stufe 5!
Episode 5: Construction Ahead Zwischenepisode, irgendwo zwischen Waterdeep und Neverwinter. Was gibt es zu sagen? Man kommt nach Waterdeep, hat aber keine Zeit, es zu erkunden, weil es direkt weitergeht. Total verschenktes Potential meiner Meinung nach. Auf halber Strecke dann ein Roadhouse, bei dem es nur darum geht, zu entdecken, dass die von den Kultisten gestohlenen Güter durch einen geheimen Tunnel abgeholt werden. Sprich: Roadhouse erkunden, sich möglichst wenig Feinde machen, Tunnel finden, Tunnel folgen. Ende.
Episode 6: Castle Naerytar Oho, nun wird es wieder spannend. Die längste Episode mit ca. 20 Seiten verschlägt die SC in die Sümpfe zu einem Außenposten des Kultes. Nach einem durchaus spannenden Weg liegt irgendwann die heruntergekommene Festung vor den SC und nun gilt es natürlich, diese zu erkunden. Problem: Nicht gerade wenig Wachen. Das Gute: Man kann Allianzen bilden. Im Prinzip sind hier 3 Fraktionen am Werk: Bullywugs, Lizardmen und der Kult. Mit ein bisschen Geschick kann man sich mit den Lizardmen verbünden, was das Leben um einiges einfacher macht. Die Festung selber besteht aus 2 Stockwerken und dem obligatorischen Dungeon. Aber das ist keine Kritik, sondern durchaus gut gemacht und die Herausforderungen für die SC sind spannend und vielfältig. Einziges Manko: Es werden auch zwei schwarze Drachen erwähnt, auf die man durchaus treffen könnte (außerhalb der Festung), Werte habe ich aber keine gefunden. Ach so, finden…was man auch nicht viel findet, sind magische Gegenstände oder Ausrüstung. Nach diesem Abschnitt sind die SC Stufe 6 und stehen irgendwie nicht viel besser da als vorher…
Episode 7: Hunting Lodge Und schwupps, wir sind tief in den Greypeak Mountains. Wie sind wir dorthin gekommen? Durch ein Portal in Castle Naerytar. Eigentlich auch nur eine Zwischenepisode, denn hier geht es nur darum, so schnell wie möglich herauszufinden, wo der vermeintliche Anführer des Kult hin ist (und seine thayischen Verbündeten). Dazu kann man sich mit einem anderen Kultisten-NSC zusammentun, der nicht ganz so gut auf seine Vorgesetzten zu sprechen ist, oder ihn bekämpfen. Außerdem erhalten hier die SC letztendlich die Informationen, was der „Cult of the Dragon“ wirklich vorhat. Nette Episode mit viel rollenspielerischem Potential und einem meiner Lieblingsgegner des ganzen Abenteuers…Trepsin the Troll rockt!
Episode 8: Castle in the Clouds Letzter Abschnitt, der es in sich hat. Stufe 7 sollte erreicht sein, und trotzdem wird das kein Zuckerschlecken. Aber worum geht’s?
Nicht unweit der Jagdhütte aus Episode 7 liegt das Dorf Parnast, das fast vollkommen vom „Cult of the Dragon“ übernommen wurde. Außerdem hat dort ein „Flying Fortress“ angelegt, gebaut von Cloud Giants, die dem Kult helfen wollen. Unter Zeitdruck müssen die SC nun an Bord kommen, sonst ist die fliegende Festung weg und damit die Schätze und die Anführer des Kultes. Nicht ganz einfach, es sei denn, man hat sich mit der Kultistin aus Episode 7 verbündet. Aber auch in der Festung wird es nicht einfacher. Mit rollenspielerischem Geschick kann man eventuell einigen Gegner aus dem Weg gehen, manchen aber auch nicht. Und ich bin mir nicht sicher, wie man so zwischen Kultisten, Drachen, Halbdrachen, Vampiren bestehen will…
Okay, hier ist auch viel Potential für gewitzte Spieler. Und je nachdem, wie sie vorgehen, sieht das Ende bzw. der Anfang von „The Rise of Tiamat“ anders aus. Ich sehe aber vor allem eins: Tote Charaktere. Auch wenn man manchem Encounter aus dem Weg gehen kann, am Ende steht ein Kampf gegen einen CR 13 Gegner…mit Stufe 7! Auch wenn dieser nicht bis zum bitteren Ende kämpft, ich wünsche dann mal: Viel Spaß!
Fazit:Zu sagen, ich wäre enttäuscht von „Hoard of the Dragon Queen“, wäre zu hart. Ich hätte nur mehr erwartet bzw. sind dann doch meine Befürchtungen, die ich im Vorfeld hatte, eingetreten. Auf 94 Seiten (eigentlich noch ein bisschen weniger aufgrund des Anhangs) von Stufe 1 – 7/8…das konnte irgendwie nicht gutgehen. Das Abenteuer wirkt „gehetzt“ (mir fällt kein anderer Ausdruck ein), die SC sind nur am Hin-und Herreisen. Vieles ist mir zu linear, teilweise wirklich bis hin zur Gefahr des Railroading. Muss ja nicht immer schlecht sein, aber es hier sehe ich doch die Möglichkeit, dass Spieler unzufrieden werden könnten..
Das Abenteuer kostet knapp $ 30.00 als Hardcover. So gesehen ein fairer Preis, wobei ich gerne noch $ 5.00 Dollar draufgelegt hätte, um sowohl äußerlich wie auch inhaltlich eine Qualität von „Legacy of the Crystal Shard“ zu erhalten. Überhaupt halte ich als Einstiegsabenteuer in die neue Edition tatsächlich „Legacy of the Crystal Shard“ oder „Lost Mine of Phandelver“ (Starter-Set) für die bessere Wahl. Wer natürlich direkt eine ganze Kampagne haben will, ist hiermit besser bedient, trotz der angesprochenen Schwächen.
Nun nochmal zur Frage vom Anfang: Kann man „Hoard of the Dragon Queen“ nur mit den Basic Rules spielen? Ja, man kann…aber es wird schwer und mir würde es wohl keinen Spaß bringen. In einer Vierergruppe sind sowohl der Cleric als der Rogue zwingend notwendig, den Fighter nach Basic Rules finde ich eh relativ bescheiden und beim Wizard würde eine andere Spezialisierung wohl besser passen. Wenn ich nach Basic Rules spielen würde, dann wohl mit den Pre-Made-SC aus dem Starter-Set, als Fünfergruppe.
So, letzte Worte: „Hoard of the Dragon Queen“ ist kein schlechtes Abenteuer. Ganz im Gegenteil. Es hat seine Macken und Tücken, aber nichts, was man als SL nicht ausbügeln könnte. Es hat viel rollenspielerisches Potential und die Regeln der neuen Edition werden sicherlich gut genutzt werden können. Viele der Abschnitte haben mir echt gut gefallen, andere eben nicht…trotzdem kann man sicherlich guten Gewissens zugreifen, wenn man sich nicht selber die Mühe machen will, eine Kampagne zu entwerfen.
|
||||||||||||||||||||||