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Forgotten Realms - Rise of Tiamat (Tyranny of Dragons 2)
Bewertung:
(3.8)
Von: Markus Busse
Alias: Speren
Am: 06.05.2015
Autor:Steve Winter, Alexander Winter
Typ:Abenteuer
System:Dungeons & Dragons 5E
Setting:Forgotten Realms
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0-7869-6565-6
Inhalt:94 Seiten, Hardcover
Preis:29,95 USD
Sprache:Englisch

„Rise of Tiamat“ (RoT) ist der zweite Teil der „Tyranny of Dragons“-Saga und schließt an „Hoard of the Dragon Queen“ an. Es handelt sich um einen Abenteuerband für die Charakterstufen 8 – 15 und kann theoretisch auch ohne „Hoard oft he Dragon Queen“ (HotDQ) gespielt werden, wobei ich dies nicht als empfehlenswert erachte.

 

Wie auch HotDQ ist RoT ein Hardcoverband mit 94 Seiten. Ich habe mittlerweile schon mehrfach meinen Unmut über Abenteuer als Hardcover geäußert, womit ich es mir spare, nochmal ausführlich darauf einzugehen. Erwähnenswert ist allerdings erneut, dass sämtliches Kartenmaterial nur kostenpflichtig zu erwerben ist, wenn man nicht aus dem Buch heraus kopieren will. Dafür wurde aber wieder ein Online-Supplement bereitgestellt, in dem sowohl magische Gegenstände als auch Gegner ausführlich aufgeführt werden. Es ist hier HIER zu finden…

 

Das Artwork, wenn wie immer natürlich Geschmackssache, gefällt mir insgesamt besser als das von HotDQ. Das Cover zeigt das Erwachen von Tiamat, eingeleitet durch einen Kultisten. Auch die sonstige Aufmachung mit z. B. dem teilweise angerauten hinteren Buchdeckel spricht mich sehr an.

 

 

Inhalt

(Vorsicht Spoiler!!!)

 

Worum geht es in RoT?

 

Diese Frage ist deshalb so wichtig, weil RoT ein etwas anderes Abenteuerkonzept aufweist, als man es vielleicht gewohnt ist und definitiv anders ist als der Vorgänger HotDQ.

 

Kurzfassung:

Die Charaktere sind angehalten, möglichst viele Verbündete für den Kampf gegen Tiamat anzuheuern. Dafür nehmen sie regelmäßig an Ratssitzungen (insgesamt: 4) in Waterdeep teil, bei denen die verschiedenen Fraktionen(Harper, Emerald Enclave, etc.) ebenfalls anwesend sind. Zwischen den Sitzungen erfüllen die Charaktere Aufträge, die ihnen Ansehen (oder eben auch nicht) bei den Fraktionen einbringen. Festgehalten wird das Ganze auf einer „Council Scorecard“, die es auch frei im Netz zum Herunterladen gibt:

 

media.wizards.com/2014/downloads/dnd/RiseTiamat_CouncilScorecard.pdf

 

Wie ist RoT nun aufgebaut?

 

Es fängt an mit einer Zusammenfassung des Ablaufs des Abenteuers, was extrem nützlich im weiteren Verlauf sein wird (mehr dazu später)! Im Anschluss werden nicht ein paar Sidetreks vorgestellt, die man einfließen lassen kann. Sie sind okay, weder besonders ausgefallen und gut noch besonders schlecht.

 

Wichtiger ist da schon die Vorstellung der „Bösen“ und der „Guten“, die nicht zu knapp ausgefallen ist und dem Spielleiter (SL) sehr helfen kann, allerdings auch eine Menge Arbeit macht, da es doch eine Menge an Informationen ist. Es sind ja nicht nur die verbündeten Fraktionen im Einzelnen, sondern auch ihre Fürsprecher bei den Ratssitzungen, die hier im Detail aufgeführt werden. Aber natürlich halte ich solchen „Fluff“ für durchaus wichtig bei so einem Abenteuer, weil es ihm sehr viel Leben einhaucht.

 

Danach wird es verwirrend. Mein Ratschlag: Vergesst die ganze kommende Kapitelübersicht und haltet Euch an dem anfangs aufgeführten Verlauf. Wer auf die Idee gekommen ist, die verschiedenen Kapitel [b]nicht[/b] nach dem zeitlichen Verlauf zu zitieren, darf mir gerne seine Gründe dafür erklären.

 

Für den SL heißt das im weiteren Verlauf: Blättern, blättern, blättern. Unschön.

 

RoT läuft im Großen und Ganzen so ab:

 

Ratssitzung, Aufträge, Rückkehr, Attentat…repeat. Nach der 4. Ratssitzung kommt es dann zum Endkampf.

 

Ich möchte, weil ich eh immer viel zu viel schreibe, gar nicht zu sehr auf die verschiedenen Aufträge eingehen. Es ist grundsolide Kost mit ein paar Highlights. Sie sind häufig mit Reisen, einer Portion Dungeon Crawl aber auch viel Rollenspiel verbunden, wobei 2 Aufträge reine Rollenspielencounter sind, was mir prinzipiell sehr gut gefällt. Haken an der Geschichte der Rollenspielencounter…sie sind zu kurz und es fehlt einfach der benötigte Hintergrund, wenn man es, meiner Meinung nach, wirklich schön ausspielen will. Und eine Reise nach Thay bzw. ein Treffen mit „guten“ Drachen ist definitiv etwas, was man den Charakteren schön präsentieren will. Aber gut…es sind halt nur 94 Seiten vorhanden.

 

Die anderen Aufträge führen in die eisige Kälte, Katakomben, Wälder und in ein Labyrinth, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob ich dies mit der Komplexität so anbieten würde. Aber das ist sicherlich sehr von der Gruppe abhängig.

 

Sehr interessant finde ich, dass die Opposition auf die Fortschritte der Charaktere reagiert, nämlich mittels Attentaten. Immer nach den Aufträgen wird die Gruppe von einer Abordnung des Drachenkults angegriffen. Das Besondere daran ist, dass die Gegner Schritt für Schritt stärker werden und zwar nicht nur der Tatsache geschuldet, dass die Charaktere aufsteigen, sondern um ihnen nach vorherigen Misserfolgen letztendlich den Garaus zu machen. RoT kalkuliert dabei explizit den Tod von Charakteren oder auch der ganzen Gruppe mit ein, da im Zweifel Wiederbelebung durch die Verbündeten eine Option darstellen könnte. Hier muss man abwägen, inwiefern eine Gruppe sich auf so etwas einlassen würde, aber insgesamt ist es doch eine wohlige Abwechslung zu den sonst doch sehr angepassten Encountern.

 

Der Endkampf wirkt dann ein wenig unspektakulär. Wenn sich die Gruppe bis zum Beschwörungspunkt vorgearbeitet hat, gilt es nur noch, die angeheuerten Verbündeten gegen entsprechende Feinde einzuteilen und zu versuchen, das Ritual zu verhindern oder zumindest Tiamat zu schwächen. Wie man eventuell gigantische Schlachten ausspielen könnte oder was man macht, wenn sich die Gruppe aufspaltet und sich jeweils einer Fraktion anschließt, bleibt unerwähnt. Tiamat ist eine Göttin und der Kampf gegen sie wird sicherlich nicht einfach…aber RoT ist auch darauf vorbereitet, dass die Charaktere scheitern können. „…the age of mortals comes to an end an the age of dragons begins.“

 

Wäre mal ein etwas anderer Abschluss einer Kampagne.

 

Fazit:

„Rise of Tiamat“ macht für mich in Ansätzen sehr viel richtig, gerade im Vergleich zu „HotDQ“, doch leider sind es halt nur die Ansätze. Grundsätzlich gefällt mir die Idee der Abenteuergestaltung richtig gut und auch die Aufträge und die Attentate sind passend und stimmig. Nur leider ist einiges einfach zu kurz geraten, was bedeutet, dass ein SL sehr viel Arbeit hineinstecken muss, damit es rund läuft. Das kann aber ja nicht der Sinn eines Kaufabenteuers sein, denn es soll ja im Prinzip die Arbeit erleichtern. Hätte man vielleicht 128 Seiten herausgebracht, wäre in meinen Augen viel mehr möglich gewesen.

 

Sicher, auch wenn der Dollar-Kurs gerade nicht optimal ist, sind $ 29.95 nicht die Welt. Und wenn man sich die Arbeit machen möchte, ist „Rise of Tiamat“ ein Abenteuerband, mit dem man eine Gruppe wochenlang bestens unterhalten kann.

 

Trotzdem sehe ich verschenktes Potential und kann in der Wertung nicht höher gehen.